Gesundheit

"Vor allem Kinder" – deshalb ist Viren-Welle so heftig

Die Grippewelle und die RS-Viren sorgen in Österreich derzeit für volle Kinderstationen. Warum, verrät AKH-Kinderärztin Susanne Greber-Platzer.

Christine Scharfetter
Viele Kinder kommen derzeit wegen Atemprobleme aufgrund einer Virusinfektion in die Spitäler.
Viele Kinder kommen derzeit wegen Atemprobleme aufgrund einer Virusinfektion in die Spitäler.
ALAIN JOCARD / AFP / picturedesk.com

Über 23.150 neue Grippefälle werden derzeit wöchentlich in Wien gemeldet. Darunter zahlreiche Kinder, die aufgrund von Atembeschwerden nicht selten ins Krankenhaus müssen. Noch eher ist dies derzeit jedoch bei RSV-Infektionen der Fall. "RSV verursacht eine Atemwegsinfektion, insbesondere des unteren Atemtrakts, das heißt die Bronchiolen. Anfällig sind hier besonders Säuglinge und Kleinkinder im 2. Lebensjahr, die dann Atemprobleme bekommen und Sauerstoff oder auch eine Atemunterstützung benötigen", erklärt Susanne Greber-Platzer, Leiterin der AKH-Kinder- und Jugendheilkunde.

Dadurch sei eine stationäre Aufnahme erforderlich und in Folge dessen die Belegung in den Kinderkliniken aktuell erhöht. Doch das ist noch nicht alles: "Hinzu kommen nun auch andere virale Erreger, zur Zeit steigen die Fälle an Influenza, aber auch Parainfluenza, Rhinoviren, Adenoviren etc., alle verursachen vorrangig Atemwegsinfektionen."

Susanne Greber-Platzer, Leiterin AKH Kinderklinik, Wien
Susanne Greber-Platzer, Leiterin AKH Kinderklinik, Wien
Rudi Froese / Verlagsgruppe News / picturedesk.com

So viele Betten sind nur noch frei

Aktuell sind an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde des AKH Wien drei Kinder mit RSV-Infektion und ein Kind mit Influenza aufgenommen, darunter keine CoV-positiven Kinder. "Allerdings ist die Universitätsklinik ein Tertiärversorgungszentrum, somit sind an den IMC-Stationen die komplex schwer kranken Kinder der Spezialbereiche aufgenommen und andere Kinder werden entsprechend ihrer Erkrankung und Notwendigkeit einer stationären Aufnahme behandelt."

Entsprechend ist es in den anderen Kinderkliniken weit voller. So befanden sich in der Klinik Ottakring zuletzt 16 Kinder mit RSV, drei mit Influenza und zwei mit einer Covid-Infektion. Betten sind in dem Wiener Spital mit der wohl größten Kinderstation noch genügend frei: 17 insgesamt.

In der Klinik Favoriten werden 12 Kinder wegen RSV-Infektionen, drei wegen Influenza sowie ein Kind wegen einer anderen Infektion behandelt. Es gibt noch vier freie Betten. In der Klinik Donaustadt sind 19 RSV-Fälle, ein Influenza-Fall, ein Covid-Fall sowie mehrere Kinder mit anderen Viren und Bronchitis bzw. Lungenentzündung aufgenommen. Fünf Betten sind noch frei. Wesentlich enger wird es derzeit in der Klinik Floridsdorf mit nur noch drei freien Betten. Hier befinden sich 19 Kinder mit RSV sowie zwei mit anderen Infektionskrankheiten auf der Station.

Damit es nicht zu einer noch stärkeren Belastung der Krankenhäuser komme, sei es wichtig andere Infektionen möglichst zu vermeiden. Hier würden Impfungen gegen Influenza und Covid-19 von größeren Kindern und Erwachsenen, um die Übertragung auf die ganz kleinen Patienten zu vermeiden, wirken, heißt es von Seiten des Gesundheitsverbundes.

Schlechtes Immunsystem nach zwei Jahren Pandemie

Doch warum haben die Viren derzeit ein derart leichtes Spiel? "Es besteht sehr wohl die Annahme, dass nach praktisch zwei Jahren fehlender Infektionen in der Herbst- und Wintersaison das Immunsystem keine Abwehr aufbauen konnte. Dies betrifft vor allem Kinder, welche ja generell in den ersten Lebensjahren ihr Immunsystem durch die Infektionen aufbauen und dann in gewisser Weise geschützt sind, was eben ausgeblieben ist", weiß Greber-Platzer.

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