Gesundheit
Virologe Nowotny warnt – Öffnungen kommen zu früh
Mitten in der Omikron-Welle fallen jede Woche mehr Maßnahmen. Der "Freedom-Day" am 5. März birgt laut dem Virologen Norbert Nowotny ein Risiko.
Es ist soweit, die Regierung wagt die ersten Öffnungsschritte und verkündete sogar für den 5. März 2022 den sogenannten "Freedom-Day". Die G-Regeln fallen, ebenso die Sperrstunde, die Nachtgastro kehrt zurück und auch die FFP2-Maskenpflicht wird weitestgehend aufgehoben. Lediglich in Lebensmittelgeschäften bzw. Supermärkten, Apotheken sowie im Gesundheitsbereich (Krankenhäuser, Pflege- und Seniorenheime) bleibt sie bestehen.
Damit gibt Türkis-Grün dem wachsenden Druck aus der Bevölkerung nach, sorgt aber gleichzeitig für Unwohlsein bei vielen, die immer noch Respekt vor den Coronavirus haben. Schließlich ist die Pandemie bei weitem noch nicht überstanden, wie auch die Regierung einräumt und Experten warnen.
Zwei Wochen zu früh
Darunter der renommierte Virologe Norbert Nowotny von der Vetmeduni Vienna. Er selbst hatte sich kürzlich zu einem möglichen Ende der Maßnahmen geäußert: "Wenn alles gut geht und uns die BA.2-Omikron-Untervariante keinen Strich durch die Rechnung macht, dann gehe ich davon aus, dass das im März der Fall sein wird." Doch einen sogenannten "Freedom-Day" hätte er erst Mitte bis Ende März ins Auge gefasst.
"Hätten wir diese Öffnungsschritte ein oder zwei Wochen später angesetzt, dann wären wir einfach auf der deutlich sichereren Seite gewesen – so wie unsere deutschen Nachbarn. Und auf ein oder zwei weitere Wochen wäre es nun wirklich nicht mehr angekommen", bestätigte der Experte im "Heute"-Gespräch.
Gefahr vieler Krankenstände
Der von der österreichischen Bundesregierung gewählte 5. März sei hingegen ein riskantes Datum. Denn selbst die Prognosen würden andeuten, dass die Neuinfektionszahlen vorerst noch auf einem hohen Niveau bleiben und die Trendumkehr erst in ein bis zwei Wochen geschafft sei. "Die Prognosen sagen voraus, dass die Zahlen noch eine gewisse Zeit hoch bleiben, da schon alles zu öffnen, ist aus virologischer Sicht etwas gefährlich."
Zwar sehe er keine Gefahr für die Intensivstationen und auch die Normalstationen in den Krankenhäusern würden die neuerlichen Corona-Patienten vermutlich verkraften können, doch einige Bereich des öffentlichen Lebens könnten wackeln. Gesehen habe man das bereits vor zwei Wochen bei den Wiener Linien aufgrund der vielen Personalausfälle. "Wenn wir riskieren höhere Fallzahlen zu haben, dann riskieren wir auch mehr Krankenstände und dies könnte sich auf das öffentliche Leben auswirken – das sollten wir bedenken", so Nowotny.
Erhöhtes Infektionsgeschehen durch BA.2
Mit einem erhöhten Infektionsgeschehen rechnet der Virologe auch aufgrund der BA.2-Untervariante. "Bereits ein Viertel aller Neuinfektionen in Österreich sind dieser Untervariante zuzuschreiben, Tendenz steigend. Sie ist ansteckender und entzieht sich mehr unserem Immunsystem." Durchgemachte Infektionen mit früheren Varianten, aber auch Impfungen würden hier nicht mehr so gut schützen. Nowotny rechnet deshalb mit einem kurzzeitigen erneuten Anstieg der Infektionszahlen oder mit einer Verlängerung der Omikron-Welle.
Das beste Beispiel sei für den Virologen Dänemark, wo die BA.2-Omikron-Untervariante mittlerweile über 80 Prozent der Neuinfektion ausmacht. Die Maßnahmen wurden abgeschafft und daraufhin sind die Zahlen wieder gestiegen. Wenn ich dem Virus die Chance gebe, sich schneller auszubreiten, dann wird es diese Chance nützen."