Politik
Video-Eklat: Ministerin liefert skurrile Rechnung
Rechnen mit Raab: Die Familienministerin (VP) rechtfertigte das Wut-Video des Kanzlers in der ZiB. Ihre Einkommens-Logik erschloss sich nicht allen.
Was uns die Ministerin damit wohl sagen möchte? Nach dem Wut-Video von Bundeskanzler Karl Nehammer rückte Familienministerin Susanne Raab (VP) Donnerstagabend zur Verteidigung ihres Parteiobmanns aus. Wie berichtet, hatte der in einem in Hallein (Sbg.) mitgeschnittenen Video Teilzeitmüttern empfohlen: "Wenn i z'wenig Göd hab', geh i mehr arbeiten."
Pure Verwirrung
Von der Opposition hagelte es Spott, in den sozialen Netzwerken kübelweise Häme. Nun wollte Familien-Ressortchefin Susanne Raab die Sache gerade rücken – stiftete mit ihrer Wortmeldung in der ORF-ZiB aber noch mehr Verwirrung. Sie rechnet dort aus, "dass man, wenn man mehr verdient, mehr Einkommen bekommt." Wohl keine bahnbrechende Neuerung für 980.000 Zuseher vor den Fernsehgeräten. Am Freitag betonte eine Sprecherin von Susanne Raab, dass das Zitat der Ministerin für die ZiB2 und das Ö1-Morgenjournal korrigiert wurde auf: "Dass man mehr verdient, wenn man mehr arbeitet."
Wie auch immer: Raab zeigte sich "durchaus irritiert über den Aufschrei, wenn man sagt, dass sich Leistung lohnen soll". Nachsatz: "Und wenn man anspricht, dass Eltern auch im Rahmen ihrer Fürsorge und ihrer elterlichen Verantwortung den Rahmen schaffen für ihr Leben."
Video – hier attackiert der Kanzler die AMS-Kunden:
Für blankes Entsetzen sorgte auch die Aussage Nehammers, dass Kinder, die keine warme Mahlzeit bekommen, einen McDonald's-Hamburger essen könnten. Das sei zwar "nicht gesund, aber das billigste Essen". Ein Hamburger koste bei der Fast-Food-Kette lediglich 1,40 Euro. "Wenn ich noch Pommes dazu kaufe, sind es 3,50 Euro!"
In seiner Rede zürnte Nehammer auch über den "Teilzeit-Wahnsinn" und sprach die Arbeitssituation in Österreich an. "Wir überaltern in der Gesellschaft und haben 200.000 offene Stelle", so der Kanzler. Daraufhin antwortet einer der Anwesenden: "Wir haben auch genug Arbeitslose." Nehammer kontert: "Wir haben 300.000 und irgendwas Arbeitslose (...) Wir haben nicht nur Unwillige, sondern auch viele, die werden im Leben nie arbeiten, weil da haben die Unternehmer keine Freude damit!"
Landau: "Nicht mit Not abfinden"
Scharfe Kritik an diesen Äußerungen übte Caritas-Präsident Michael Landau: "Wer sagt, dass in Österreich niemand hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung", schrieb er auf "X". Der "über weite Strecken sehr gut funktionierende Sozialstaat" sei "nicht selbstverständlich und ein hoher Wert", betonte Landau. Nachsatz: "Und genau deshalb dürfen wir uns mit der Not nicht abfinden, die es auch bei uns nach wie vor gibt."