Eine neue Studie hat ergeben, dass eine Infektion mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) mit einem raschen Wachstum von Plaque in den Herzkranzgefäßen (Atherosklerose; "Arterienverkalkung") und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Schlaganfall, Herzinfarkt) verbunden ist. Mediziner der Fudan Universität in Shanghai haben in einer Studie seit 2015 die Entwicklung der atherosklerotischen Plaques bei Koronar-Patienten verfolgt. Dafür wurden in zeitlichem Abstand zwei kardiale Computertomografien durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Radiology" veröffentlicht.
Bei der Atherosklerose lagert sich in den Wänden mittelgroßer und großer Arterien fetthaltige Substanz (sogenannte "Plaques") ab, die den Blutfluss behindert und blockiert. Ein Fortschreiten der Atherosklerose führt zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.
"(...) Neue Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass COVID-19 auch eine extreme Entzündungsreaktion hervorruft, die das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen kann", so Hauptautor der Studie, Junbo Ge, Professor an der kardiologischen Abteilung am Zhongshan-Krankenhaus der Fudan-Universität in Shanghai. Die Forscher untersuchten die Auswirkungen der SARS-CoV-2-Infektion mithilfe der Koronar-CT-Angiographie (CCTA), um die Entzündung der Herzkranzgefäße zu beurteilen, indem sie Veränderungen des Gewebes um die Herzkranzgefäße herum sowie die Plaque-Belastung und -Arten analysierten.
Die Studiengruppe von 803 Patienten (Durchschnittsalter 63,9 Jahre, 543 Männer) umfasste 329 Patienten (41 %), die vor der COVID-19-Pandemie untersucht wurden, und 474 Patienten, die während der Pandemie untersucht wurden. Davon waren 25 Patienten vor der Bildgebung mit SARS-CoV-2 infiziert.
Das Forscherteam analysierte insgesamt 2.588 Koronararterien-Läsionen, darunter 2.108 Läsionen bei SARS-CoV-2-Patienten und 480 Läsionen bei nicht infizierten Patienten.
Zu Beginn der Studie betrug die durchschnittliche Verengung 31,3 %. Im Vergleich zu den nicht infizierten Patienten wuchs das Plaquevolumen bei den SARS-CoV-2-Patienten schneller. Läsionen bei Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion entwickelten sich häufiger zu Hochrisiko-Plaques (20,1 % gegenüber 15,8 %) und zu Koronar-Entzündungen (27 % gegenüber 19,9 %).
Der Anteil der Läsionen mit einer Einengung von mehr als 50 % im zweiten Kardio-CT nahm von 8,5 % vor der Pandemie auf 12,6 % nach Infektionen mit SARS-CoV-2 zu.
"Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion haben bis zu einem Jahr lang ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, akutes Koronarsyndrom und Schlaganfall", sagt Dr. Ge und fügte hinzu, dass diese Auswirkungen auch nach einer COVID-19-Infektion bestehen bleiben, unabhängig von Begleiterkrankungen wie Alter, Bluthochdruck und Diabetes.