Politik
Van der Bellen überrascht: "Nichts wird wie früher"
Der Bundespräsident überraschte am Mittwoch mit einer ungewöhnlichen Eröffnungsrede bei den Bregenzer Festspielen: "Wir sind nicht Putins Vasallen".
Der Winter kommt langsam, aber unaufhaltsam näher. Doch schon der Herbst könnte kalt werden. Die "lange Zeit der Entbehrungen" sei noch nicht vorüber, mahnte Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner eher ungewöhnlichen Rede zur Eröffnung der Bregenzer Festspiele: "Hunderttausende Menschen in unserem Land haben Angst und sind am Rande der Verzweiflung". Die Teuerung treffe alleinerziehende Mütter und Mindestpensionisten gleichermaßen wie "Menschen, die bislang keine gröberen Geldsorgen hatten".
"Machen wir uns nichts vor!"
Dabei fand das Staatsoberhaupt auch deutliche Worte zu Wladimir Putin. Dass die Sicherheit und der Wohlstand Europas in Gefahr sei, liege ganz alleine an der russischen Invasion der Ukraine. "Wir leben in einer Zeit, wo die Grundelemente unseres Lebens angegriffen werden", zitiert die "Kleine Zeitung" Van der Bellen. Der Kreml-Despot könne es "nicht ertragen, dass wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der jeder Mensch gleich viel wert ist".
Deshalb lasse Putin nun Bomben auf die Ukraine hageln und vertreibe Millionen Menschen aus ihrer Heimat. Nordafrika erpresse er mit Getreideblockaden und Europa mit der Drosselung der Gasversorgung. "Und machen wir uns nichts vor, er wird sie ganz abdrehen, wenn es ihm gefällt!"
"Ich selbst habe mich täuschen lassen"
Die Energiekrise und die von ihr in lichte Höhen getriebene Inflation seien "ein bewusst herbeigeführter, kriegerischer Akt". Auch, dass in Österreich dadurch Menschen in die Armut gestürzt würden, sei die Folge von Putins Entscheidung. Österreich und die EU müssten das wehmütige Nachweinen der Zeit davor einstellen: "Nichts wird mehr so wie früher. Friede und Wohlstand sind nicht mehr selbstverständlich in Europa. [...] Wir sind nicht Putins Vasallen."
Dass sich Europa und Österreich selbst von Russland abhängig gemacht hätten, sei "unerträglich". Viel schlimmer aber wäre für VdB, sich zum "unterwürfigen Verbündeten eines Diktators zu machen". Frühere Regierungen hätten diesen Umstand ignoriert, "und ja, auch ich selbst habe mich täuschen lassen und in vermeintlicher Sicherheit gewiegt".
"Müssen neu aufbauen"
Besonders jetzt sei ein starker Zusammenhalt gefordert, mahnt der Präsident vor der gut betuchten Zuschauerschar der Festspiele: "Wir müssen denen helfen, die es schwieriger haben, die vielleicht am Ende des Monats nicht mehr wissen, wie sie heizen oder was sie essen sollen".
Der 78-Jährige macht aber auch Mut: "Und dann, wenn wir die kommenden Herausforderungen bewältigt haben – und wir werden sie bewältigen – müssen wir neu aufbauen."