Politik
"Das tut weh, sehr weh" – VdB hält Rede an die Nation
Alexander Van der Bellen wendet sich um 19.46 Uhr nach der ZiB mit einer TV-Ansprache an die Österreicher. Einmalig: Es kommt zu einem Schweigemoment.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Staatsoberhaupt nach der "Zeit im Bild" zur gebeutelten Nation spricht. Dieses Mal wendet sich Bundespräsident Alexander van der Bellen anlässlich ein Jahr Corona-Pandemie an die Österreicher. "Heute" konnte die starke Rede vorab einsehen. Hier die Kernpunkte:
➤ Gleich zu Beginn seiner achtminütigen Ansprache richtet sich Van der Bellen um 19.46 Uhr (durchgeschalten im ORF) explizit an die "Österreicherinnen und Österreicher – und alle Menschen, die hier leben".
Auch er hatte im Frühjahr 2020 gehofft, dass das Virus, "diese Geißel", so schnell wie möglich wieder verschwinden würde. Doch mit jedem Tag wuchs die Gewissheit, "dass wir uns wohl auf eine längerfristige Lebensumstellung einrichten müssen. Dass unser aller Leben wohl für längere Zeit auf den Kopf gestellt sein würde", so Van der Bellen.
Der Präsident weiter: "Viel hat uns diese Pandemie abverlangt – und verlangt sie uns ab: den Familien, den Müttern und Vätern und ganz besonders auch den Kindern und Jugendlichen. Den Menschen in Kranken- und Pflegeberufen, den Älteren, den Arbeitenden und denen, die keine Erwerbsarbeit haben. [...]. Uns allen. [...] Niemand wurde verschont."
Abermals appelliert Van der Bellen an den Zusammenhalt in der Bevölkerung. Denn auch wenn wir angesichts des Lockdowns und der teils harten Corona-Einschränkungen mehr und mehr Ernüchterung, Grant und Unlust in uns fühlen würden, "wir kriegen das hin".
"Aber richten wir den Widerwillen bitte nicht gegeneinander. Gerade in einer Krise zeigt sich, aus welchem Holz wir geschnitzt sind. Wir alle wollen und sollen uns nach Ende dieser Krise noch in die Augen sehen können. Und ich weiß, in unseren Herzen sind Mitgefühl, Mut und Glauben an das Gute stärker als alles andere", so der Bundespräsident.
Schweigemoment live im TV
Er fühle mit jenen, die im letzten Jahr einen geliebten Menschen an dieses heimtückische Virus verloren haben. "Das tut weh. Sehr weh. Das Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit muss überwältigend sein", gibt sich Van der Bellen emotional wie selten zuvor, widmet den Verstorbenen einen Augenblick der Stille – einmalig bei TV-Ansprachen amtierender Politiker.
Gerade in Zeiten die diesen sei es wichtig aufeinander zuzugehen und "uns gemeinsam an die Arbeit machen und dieses Land neu und besser bauen."
Wie geht’s nun weiter? "Nun, so trivial das klingen mag: Jedem Winter folgt ein Frühling. Und der wird bald beginnen. Die ersten Sonnenstrahlen sind schon zu spüren. Schon bald wird jede und jeder die Möglichkeit einer Impfung haben. Schon bald werden wir uns gemeinsam wieder des Lebens in unserem schönen Land freuen. Und dann wünsche ich mir, dass wir diese Krise zwar so schnell wie möglich hinter uns lassen, aber dass wir sie nicht vergessen."