Politik
Ukraine-Krieg Van der Bellen mit Hoffnungs-Ansage im TV
Besonderer Auftritt im ORF: Bundespräsident Alexander Van der Bellen spricht über seine Sorgen und Hoffnungen beim Ausgang des Ukraine-Kriegs.
Die Ungewissheit zum möglichen Ausgang des Ukraine-Kriegs und die Angst vor dem möglichen Danach, nagt auch an den Österreichern. Am Donnerstag meldete sich dazu Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei einem seltenen TV-Auftritt in einer "ZIB Spezial" im ORF zu Wort, um der Volksseele beruhigende Worte zu spenden. Doch die Situation ist düster:
Der Einmarsch der Russen-Armee in der Ukraine sei in diesem Ausmaß selbst für ihn als bestens informiertes Staatsoberhaupt überraschend gewesen. "Mit einem Generalangriff habe ich, und viele andere, nicht gerechnet", so Van der Bellen zu Beginn des Interviews.
"Mehr zerstört als Häuser"
Er warnt vor den Langzeitfolgen für die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und Europa: "Durch den Krieg Putins – ich kann mir nicht vorstellen, dass die russische Bevölkerung dahinter steht – wird mehr zerstört als Infrastruktur, Häuser und Menschenleben. Es wird Vertrauen zerstört. Man weiß nicht, worauf man sich mit der Russischen Föderation verlassen kann. Es wird lange dauern, dieses Vertrauen wiederherzustellen."
Leere Atom-Drohung
Die angedeutete Drohung Putins, notfalls Atomwaffen einzusetzen, sei genau das, nur eine Drohung: "Ich glaube, man muss der Bevölkerung der EU sagen: 'Nein, dieses Risiko besteht momentan nicht'". Beide Seiten, sowohl Russland als auch die NATO, seien sich bewusst, dass man keine weitere Eskalation provozieren dürfe. Deshalb würde sich die NATO auch in Zurückhaltung üben und könne in der Ukraine nicht eingreifen.
Putin, der ungewollte Einiger
Neben dem dunklen Schatten gibt es aber auch etwas Licht: "Putin hat mit dieser Aggression geschafft, was wir seit Jahrzehnten nicht erlebt haben – eine rasche gemeinsame Aktion aller 27 Mitgliedsstaaten", zeigt sich der überzeugte Europäer positiv.
"Da geht einem schon das Herz auf"
Dass die Kriegstreiberei Putins so viele Menschen zur Flucht zwinge, sei "zutiefst beunruhigend". Die nun gezeigte Solidarität durch die EU-Mitgliedsstaaten und deren Wille, Ukrainern innerhalb ihrer Grenzen Schutz zu bieten, zaubert dem Bundespräsidenten selbst in dieser schweren Stunde ein Lächeln ins Gesicht: "Da geht einem schon das Herz auf, dass wir unserem Nachbarn – und die Ukrainer sind unsere Nachbarn, da ist nur die Slowakei dazwischen – helfen".
Hat sich Putin verändert?
Doch schon die nächste Frage wischt dieses wieder davon, sichtliche Besorgnis bereiten Van der Bellen die unklaren Kriegsziele Putins. "Aber wir müssen mit dieser Situation umgehen", so das Staatsoberhaupt. Auch seine Amtskollegen, selbst der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, seien durchweg ratlos und in Sorge. Alle würden sich fragen: "Hat sich Putin verändert? Warum macht er das? Wer hat noch Einfluss darauf?" Selbst Putins Außenminister Lawrow scheine nicht mehr zum innersten Zirkel zu gehören.
Zukunftsvision
Doch Van der Bellen gibt die Hoffnung nicht auf. Er wünsche sich, dass es mit der vereinten internationalen Gemeinschaft gelinge, "dass wir eines Tages nach Kiew fahren können und dort feiern."