Gesundheit

Überraschung! Afro-Paar bekommt weißes Baby 

2010 brachte Angela Ihegboro aus England ihre Tochter zur Welt. Doch die Eltern erlebten im Kreißsaal eine große Überraschung. 

Sabine Primes
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Angela und Ben Ihegboro mit ihrer Tochter Nmachi.
Angela und Ben Ihegboro mit ihrer Tochter Nmachi.
Screenshot Youtube/The Sun

Wie jede werdende Mutter hat Angela Ihegboro viele Stunden damit verbracht, sich zu fragen, wie ihr Baby, das sie erwartete, wohl aussehen würde. Sie hoffte, das kleine Mädchen würde eine Mini-Version von ihr sein. Denn das Paar hatte bereits zwei Kinder, die ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Als das Töchterchen zur Welt kam, waren die Eltern über das Aussehen des Mädchens – gelinde gesagt – erstaunt. 

Angela und Ben sind beide schwarz, von nigerianischer Abstammung, mit dunkelbraunen Augen und dunklem Haar. Die kleine Nmachi hingegen ist so weiß, wie man nur sein kann – mit stechend blauen Augen und blonden Haaren. In genetischer Hinsicht in der Tat sehr ungewöhnlich. 

Kein Albino... oder doch?

Wie kann es so etwas geben? Darüber rätselten nicht nur die Eltern, sondern auch die Ärzte. Drei mögliche Erklärungen stehen im Raum:

1. Albino-Theorie

Die Ärzte im Queen Mary Hospital in Sidcup in Kent, wo Nmachi geboren wurde, schlossen Albinismus sofort aus, was die wahrscheinlichste Erklärung gewesen wäre. Albinos haben in der Regel keine Pigmente und haben rosa Augen. Inzwischen gibt es jedoch eine Debatte, und zumindest ein führender Wissenschaftler vertritt die Auffassung, dass es vier verschiedene Arten von Albinismus gibt, bei denen sich die Färbung in unterschiedlichem Maße entwickeln kann. Professor Ian Jackson, ein Experte für Melanozyten (Zellen, die Pigmente produzieren) an der Abteilung für Humangenetik des britischen Medical Research Council, weist darauf hin, dass bei Typ 2 cremefarbene Haut und gelbes Haar möglich sind. Die nigerianische Herkunft mache diese Möglichkeit nur wahrscheinlicher, "denn in Westafrika kommt Albinismus häufiger vor als im Rest der Welt", sagte Professor Jackson.

2. "Weiße" Gene

Möglichkeit Nummer 2: So könnten beide Elternteile "weiße" Genvarianten in sich tragen, die sie vor langer Zeit von weißen Vorfahren erhalten haben. Sie könnten sich vereinigt und zum vorliegenden Ergebnis geführt haben. Solche Fälle sind sehr selten, kommen aber vor. So verweist die BBC auf einen "umgekehrten" Fall aus den 1950er Jahren in Südafrika, als ein weißes Ehepaar ein schwarzes Kind zur Welt brachte. Gegen diese Erklärung spricht, dass beide Elternteile nichts von weißen Vorfahren wissen. Tatsächlich gab es im afrikanischen Nigeria nur wenige multiethnische Verbindungen. Außerdem haben die Ihegboros schon einen Sohn und eine Tochter, die das Ebenbild ihrer Eltern sind.

3. Genetische Mutation

Für Professor Bryan Sykes von der Universität Oxford, den führenden britischen Genforscher, drängt sich eine dritte Erklärung auf: Die kleine Nmachi ist das Produkt einer genetischen Mutation, wie sie die Evolution immer wieder hervorbringt. Vielleicht wird das Rätsel um Nmachis Hautfarbe eines Tages gelüftet, aber bis dahin nehmen es die Eltern gelassen. 

"Wirst du sie weniger lieben?"

Das Schockierendste für Mama Angela war aber nicht die Hautfarbe ihrer Tochter, sondern die Reaktion der anderen Leute. "Ich bin gefragt worden: 'Wirst du sie anders behandeln, weil sie hellhäutig ist?' Nein, natürlich nicht. Werde ich sie weniger lieben? Auf keinen Fall. Wenn sie älter wird und mich fragt, warum sie anders ist, werde ich einfach sagen: 'Es war Gottes Wille.'" Für Nmachis Geschwister machte die andere Hautfarbe indes überhaupt keinen Unterschied.

Angela war verletzt über die Anschuldigungen, die ihr entgegengeschleudert wurden: "Die Leute bezweifeln sogar, dass sie aus mir herauskam." Vater Ben hofft, dass Nmachis Haut dunkler wird, wenn sie älter wird – "um ihretwillen". "Wir müssen abwarten und sehen. Es könnte sein, dass ihre Haut so dunkel wird, dass sie tatsächlich schwarz aussieht, obwohl ich bezweifle, dass das passieren wird."

"Schönheit Gottes"

Sowohl Ben als auch Angela sind stolz auf ihre Herkunft und betonen, dass es auf ihre Kultur und nicht auf ihre Hautfarbe ankommt. "Bei Nmachi wird es natürlich noch wichtiger sein, dafür zu sorgen, dass sie sich ihrer nigerianischen Kultur zugehörig fühlt, aber das liegt an uns als Eltern."

Angela hat also nicht die kleine Tochter bekommen, die genauso aussieht wie sie. Aber das störte sie nicht mehr. "In unserer Kultur ist ein Baby ein Segen. Es spielt keine Rolle, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, oder welche Hautfarbe es hat", betonte sie. "Ihr Name, Nmachi, bedeutet übrigens 'Schönheit Gottes' (...) und wir finden, dass er sehr gut zu ihr passt."