Wien
Tropenhausechse überwachte Bauarbeiter ein Jahr lang
Ein Gecko versteckte sich bei der Umsiedlung des Wiener Tropenhauses, verfolgte die Umbauarbeiten ein Jahr lang live. Wie ihm das gelang, ist unklar.
Tokeh (Gekko gecko), so nennt man diese Echsen, die mit Salamandern übrigens nicht verwandt sind, offiziell. Ganz inoffiziell machte sich ein Tokeh nun als Polier im Tropenhaus im Haus des Meeres (Wien-Neubau) verdient: Während zu Beginn der Umbauarbeiten vor einem Jahr alle seine Kollegen eingefangen und ins Übergangsheim übergesiedelt wurden, hatte sich der Gecko gut versteckt.
Und dann knapp ein Jahr lang zwischen Baustaub, Baulärm und eher untropischen Lebensbedingungen seine Freiheit genossen. Und täglich geschaut, ob auf der Baustelle alles rund läuft. Gelegentlich wurde der ungefähr 25 Zentimeter lange "lonely Cowboy" von Bauarbeitern gesichtet, wenn er zwischen den Arbeitsmaterialien hindurch flitzte. Ihn einzufangen, gelang aber keinem der Männer. Mehr zum Umbau und zur Neueröffnung des Tropenhauses kannst du hier lesen:
Auf 200 Quadratmetern Grundfläche unter der 15 Meter hohen Decke beherbergt das wiedereröffnete Tropenhaus neben dem Gecko weit über 100 Tiere, darunter viele "alte Bekannte". Sie sind nach einem Jahr Bauzeit von ihrem Übergangsquartier zurückgekehrt.
Tierwelt wie in Südamerika
Die Tierauswahl im Tropenhaus orientiert sich weitestgehend an der Tierwelt Südamerikas. "Natürlich hielt unsere quirlige Krallenäffchengruppe bestehend aus Spring- und Braunrückentamarinen sowie Silberäffchen wieder Einzug in die neu gestaltete Tropenanlage." Unmittelbar nach dem Einsetzen noch scheu und zurückgezogen, hätten sie die Halle schon längst wieder in Besitz genommen und erkundeten frech und ohne Pause jeden Winkel ihres neuen Heims. "Auch unsere beiden Weißkopfsakis dürfen nicht fehlen; immerhin sind sie ja mittlerweile die unbestrittenen Stars unserer felltragenden Tiergemeinschaft. Haarig und groß, aber unglaublich sanftmütig und von herzerwärmender Zärtlichkeit zueinander", so der Direktor des Haus des Meeres, Michael Mitic.
Nachtaktiver Tropenbewohner
Auch der Gecko dürfte nun bald ein Star im Gehege sein. Das besondere an seinem Aussehen ist die blau-graue Farbe mit einer Vielzahl an orangen Punkten. Er hat große dunkle Augen und ein großes Maul. (Mit dem er es sich bei manchen Tropenhaus-Mitarbeitern schon verspielt hat. Doch dazu später.) Wie landete das Tier nun seinen Coup, punktete er allein mit seinem gediegenen Look?
"Das Tier lebte auch davor im Tropenhaus, wurde aber offenbar beim Rausfangen übersehen, weil die Art einerseits nachtaktiv ist und andererseits sehr versteckt lebt." Nun hat der Kleine ein ganzes Jahr lang ohne tierische Gesellschaft gelebt. Hat er Familie, die sich nun freut, ihn wiederzusehen? "Tokehs legen befruchtete Eier, brauchen also Männchen und Weibchen zur Fortpflanzung, daher wissen wir, dass er zumindest Eltern hat. Ob er Geschwister hat oder ob er ein Männchen oder Weibchen ist, das wissen wir nicht", so Michael Köck vom Tropenhaus gegenüber "Heute".
Wie ist ihm das Verstecken gelungen bei der Einsammel-Aktion? "Die Frage hätten wir auch gerne beantwortet. Wir wissen es nicht", so Michael Köck. Damals wurden knapp über 100 Tiere erfolgreich eingefangen. Bis auf den Gecko. Hat Michael Köck nun besondere Sympathien für ihn, weil er so frech ist? "Er hat mich einmal empfindlich gebissen, also eher nein", schmunzelt Michael Köck.
Idealbedingungen für ein hohes Alter
Unter Idealbedingungen wird so ein Tokeh bis zu 25 Jahre alt, verrät der Tierfreund Michael Köck. Wenn die Echse dereinst auf ihr Leben zurückblickt, wird das Jahr auf der Baustelle sicher zu einem der ereignisreicheren zählen, beginnend damit, wie er sich geschickt der Einsammlung entzog. Wobei, wenn man es genau nimmt, "ist er alles andere als entwischt. Er hätte das Tropenhaus in den Park hinaus verlassen können und hat es nicht getan. Er hat den Umbau schlichtweg ausgesessen", so Michael Köck – vielleicht, trotz Biss, mit einer gewissen Sympathie im Ton.