Offiziell ist aus den Verhandlern nichts herauszupressen, doch laufend dringen informelle Infos an die Öffentlichkeit, was gerade debattiert wird. ORF III berichtete beispielsweise schon vergangene Woche: "Tempo 150 auf Autobahnen soll kommen." Und so weit hergeholt ist das nicht.
Ein Blick ins Archiv zeigt: Beinahe pausenlos wiederholt etwa Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer diese Forderung. Zuletzt Ende Dezember sagte er: "Reden wir über Tempo 150 auf geeigneten Autobahnabschnitten."
Generell: Wo auch immer die FPÖ in Regierungsverantwortung kommt, fallen die Tempobeschränkungen. Nur wenige Monate nach Arbeisbeginn in Salzburg kippte Marlene Svazek den Luft-100er auf der Tauernautobahn. Die Luftqualität habe sich derart verbessert, dass dieser nicht mehr notwendig sei, allerdings entgehen dem Bundesland damit Millionen.
Ähnliches plant jetzt der neue steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ). Schon bei der Regierungsklausur am Freitag soll laut "Kleine Zeitung" auch das Aus für den steirischen IGL-100er beschlossen werden.
Verhalten zeigte sich bisher der jeweilige Koalitionspartner ÖVP hingegen dabei, was eine Erhöhung auf 150 km/h angeht. "Eine Notwendigkeit zur Erhöhung des geltenden Tempolimits erkennen wir aktuell nicht", hieß es stets.
Erste Versuche gab es jedoch schon, dahinter steckte auch damals eine schwarz-blaue Koalition. Verkehrsminister Norbert Hofer errichtete zwei Teststrecken auf der A1, eine zwischen Melk und Oed, die andere zwischen Haid und Sattledt. 140 km/h durften dort gefahren werden. Nach der grünen Umfärbung nahm Ministerin Leonore Gewessler die Regelung wieder zurück. Jede zusätzliche Tonne CO2 sei eine zu viel.
Experten äußerten im "Profil" noch weitere Bedenken. Denn ein Gutteil der Verkehrsteilnehmer auf Autobahnen sind LKW, die selten schneller als 80 km/h fahren dürfen. "Neben der Unfallhäufigkeit nimmt auch die Unfallschwere zu, wenn langsame und schnelle Fahrzeuge dieselbe Autobahn benutzten", sagte Verkehrsplaner Günter Emberger.
Für viele Menschen wäre Tempo 150 – vor allem in Zeiten der Teuerung – ohnehin nicht attraktiv. "Der Spritverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoß ist bei 150 km/h um rund 20 Prozent höher als bei 130 km/h", rechnet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) vor.