Politik

Tag 131: Endlich sitzt Grasser auf der Anklagebank

Am 131. Prozesstag erfüllte Richterin Marion Hohenecker den Angeklagten ihren am längsten gehegten Wunsch. Die waren allerdings nicht zufrieden damit.

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Karl-Heinz Grasser.
Karl-Heinz Grasser.
(Bild: picturedesk.com)

Seit Beginn des Prozesses im Jahr 2017 bemängeln alle Angeklagten täglich die Sitzordnung. Einzig Peter Hochegger macht da nicht mit. Den Rest stört, dass sie - aus Platzgründen - nicht auf der "echten" Anklagebank im Schwurgerichtssaal sitzen können, sondern an Tischen mit dem Rücken zum Publikumsraum Platz nehmen müssen.

So sollen Journalisten und andere Beobachter angeblich die Möglichkeit haben, bei den aufgeklappten Laptops der Angeklagten und Verteidiger mitzulesen. Zumindest in der Theorie ein Grund, jedes Mal zu Prozessbeginn Einspruch gegen die Sitzordnung zu erheben.

Erstmals neue Sitzordnung

Ziemlich genau zwei Jahre nach Prozessbeginn war es dann soweit: Richterin Hohenecker erlaubte den mittlerweile sehr spärlich anwesenden Angeklagten, auf der "echten" Anklagebank gegenüber der Schöffen Platz zu nehmen. Die Begeisterung der Betroffenen hielt sich aber in Grenzen, sie scheint ihnen zu unbequem  zu sein. Walter Meischberger ließ sich gar zur Behauptung hinreißen, dass sie zwar mehr Überblick biete, aber wohl aus dem 19. Jahrhundert stamme, "als niemand größer als 1,45 Meter war".

Meischbergers neuer Wunsch: Er will an der Position der echten Anklagebank sitzen, aber weiterhin Tisch und Sessel wie bisher haben. Dass der Angeklagte der Richterin das ernsthaft vortrug, bewog die Schöffen zu ihrer allerersten Wortmeldung überhaupt. Sie wiesen darauf hin, dass auch sie nicht besser sitzen. Und das seit Dezember 2017.

Zeuge gestand Fehler ein

Inhaltlich wurde heute der Zeuge Günter Weiss befragt, ehemals Vorstand bei der Meinl Bank. Es ging um das berühmte "Schwiegermuttergeld", das in seiner Bank außerhalb der Öffnungszeiten von Grasser auf ein Konto der Ferint AG eingezahlt wurde.  Große Geldsummen waren das, 100.000 und 330.000 Euro, erzählte Weiss. Er selbst habe sie ohne Beleg von Grasser entgegengenommen. 

Dass er das nicht ordentlich dokumentierte, bezeichnete er vor Gericht als Fehler. Ein weiterer seiner Fehler: Dass er das Geld nicht als Ganzes, sondern in Tranchen von 25.000 Euro auf das Konto gelegt hat. Das habe er deshalb gemacht, weil die Zahlungen dadurch unterm Geldwäsche-Radar der Notenbank durchrutschen würden, so der Zeuge sinngemäß.

Verbindung zur Mandarin

Das Geld wurde in Hypo-Alpe-Adria-Genussscheine investiert, auf 784.000 Euro vermehrt und landete schließlich auf dem Konto der Mandarin Group in Liechtenstein. Laut Anklage gehört das Geld nicht Grassers Schwiegermutter, sondern ihm selbst. Was ihn mit dem Mandarin-Konto in Verbindung bringen würde, wo auch Buwog-Gelder landeten.

Am Donnerstag wird ein prominenter Zeuge ewartet, der Banker Julius Meinl soll aussagen. Persönlich erscheinen wird er dazu nicht, geplant ist eine Videokonferenz nach Prag.