Politik
Sven Hergovich – "Wunderkind" soll jetzt SPÖ retten
Sven Hergovich übernimmt einen Tag nach dem Wahldebakel die SPÖ NÖ. Die Partei möchte mit dem neuen Chef einen Neustart wagen.
Er ist das neue Gesicht der SPÖ Niederösterreich: Der gebürtige Korneuburger Sven Hergovich soll die rote Partei nach dem Wahldebakel am Sonntag aus der Krise führen. Wie am Montag bei der Landesparteisitzung entschieden wurde, übernimmt der 34-Jährige die SPÖ NÖ nach dem Abgang von Franz Schnabl, "Heute" berichtete.
Aufgewachsen in Wien-Favoriten
Hergovich ist Landesgeschäftsführer des AMS NÖ und gilt als Fan der großen Koalition. Er bringe einen "frischen Blick" mit und könne unterschiedliche Interessen einen, betonte der neue Landesparteichef gegenüber Armin Wolf im "ZIB2"-Interview.
Nur wenige in Niederösterreich hatten den 34-jährigen am Radar, dabei startete er seine politische Laufbahn früh. Hergovich wurde 1988 in Korneuburg geboren und wuchs später im zehnten Bezirk in Wien auf, wo er als Vorsitzender der Jungen Generation der SPÖ tätig war.
Nach der Matura heuerte er zuerst als Zivildiener bei Global 2000 an und studierte danach Volkswirtschaft an der Universität Wien. 2013 schloss er das Studium mit einer Diplomarbeit zum Thema "Der Nettobeschäftigungseffekt von Green Jobs am Beispiel Österreich" als Magister ab.
Danach war er in der Arbeiterkammer Wien und als Referent im Kabinett von Doris Bures und später bei Alois Stöger im Verkehrsministerium tätig. Am 1. November 2017 wurde Hergovich stellvertretender Landesgeschäftsführer des AMS NÖ und mit 2018 schließlich neuer AMS NÖ-Chef.
Mit innovativen Projekten überzeugt
Dort konnte er bislang mit innovativen Projekten überzeugen. So initiierte er unter dem Titel "Magma" in Gramatneusiedl die Abschaffung der Langzeitarbeitslosigkeit. Seit Herbst bekommt jeder in der Gemeinde, der länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet ist, einen geeigneten Job angeboten – entweder eine geförderte Stelle bei einem bestehenden Betrieb in der Region oder in einem sozialen Unternehmen des AMS. Das Projekt wird wissenschaftlich von den Universitäten Oxford und Wien begleitet.
Auch startete unter seiner Führung der Bau des ersten Klimaschutz-Ausbildungszentrum Europas im Waldviertel, "Heute" berichtete.
Nun steht Hergovich vor einer völlig neuen Herausforderung. Er soll die umfragenschwache SPÖ aus der Krise führen. Seine Funktion beim AMS will er zurücklegen, da diese mit der Aufgabe als SPÖ-Landeschef nicht zu vereinbaren sei, wie er bei der Pressekonferenz am Montag betonte.
Zeit für einen Neuanfang
"Es ist Zeit, einen Neuanfang zu wagen. Ich werde die SPÖ in die Verhandlungen für die nächste niederösterreichische Landesregierung führen", kündigte er an. Es freue ihn auch deshalb, weil er auf keiner Wahlliste gestanden ist. Der 34-Jährige ist zwar in Niederösterreich geboren und arbeitet seit vielen Jahren für das Bundesland, lebt aber derzeit noch mit seiner Lebensgefährtin in Wien.
Im Februar übersiedelt er jedoch gemeinsam mit seiner Freundin nach St. Pölten, wie er weiters am Montagabend bekannt gab. Mit 34 Jahren ist er der jüngste SPÖ-Landeschef.
Er werde mit allen Parteien Gespräche führen, betonte aber, dass von ihm die Partei-Mandatare keine Erlaubnis bekommen würden, FPÖ-Chef Udo Landbauer zum Landeshauptmann zu wählen. "Das geht sich für uns nicht aus", sagt er in der "ZIB2". Trotzdem wollte er eine Koalition mit der FPÖ nicht im vornhinein ausschließen.
"Bin nicht gekommen, um die Bundespolitik zu kommentieren"
In einigen Medienberichten wurde Hergovich bereits als "Wunderkind" betitelt, nach seinem "ZIB"-Interview stellten viele User und Userinnen in den sozialen Netzwerken Vergleiche mit Sebastian Kurz auf. Im Interview mit dem "Ö1-Morgenjournal" erklärte der neue Landesparteichef, dass er Politik für die arbeitenden Menschen im Land machen möchte und forderte u.a. Gratis-Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr.
Auf die Frage, ob Pamela Rendi-Wagner die Richtige an der Spitze der Bundes-SPÖ ist, meinte er: "Ich finde, dass sie die Richtige ist, ich möchte aber auch noch einmal das betonen, was ich gestern gesagt habe: Ich bin nicht gekommen, um die Bundespolitik zu kommentieren." Er sei vielmehr gekommen, um "für Niederösterreich zu arbeiten".
Von Linda Stoiber