Wichtige Gleichberechtigung
Studie zeigt, warum es zu häuslicher Gewalt kommt
Hat der Vater das Sagen in der Familie, ist das Risiko für Gewalt gegen Kinder am höchsten. Was dagegen getan werden kann, verrät eine Studie.
Zwischen dem 25. November – dem internationalen Gedenktag für weibliche Gewaltopfer – und dem 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte – werden 16 Tage genutzt, um auf Gewalt gegenüber Frauen aufmerksam zu machen. Die österreichische Studie "GEQ AT Gender Equality and Quality of Life Austria" hat nun herausgefunden, warum Gewalt in Familien vorkommt.
Gewalt gegen Kinder
Die Evaluation knüpft an die Untersuchungen aus Polen und Norwegen an, die zeigen, dass jene, die in Familien mit gleichberechtigten Entscheidungen aufgewachsen sind, deutlich seltener körperliche Gewalt erlebt haben.
Aus den Studienergebnissen konnte weiter abgeleitet werden, dass das Machtverhältnis in Zusammenhang mit familiärer Gewalt steht:
„Wenn der Vater das letzte Wort bei Entscheidungen in der Familie hat, ist das Risiko für körperliche Gewalt gegen Kinder am größten.“
Gleichberechtigung wichtig
Ist die Frau allerdings die Entscheidungsträgerin, sinkt das Risiko der körperlichen Gewaltbereitschaft. Am geringsten ist sie jedoch, wenn wichtige Entscheidungen von beiden Elternteilen gemeinsam getroffen werden.
"Ein ungleiches Verhältnis bei Einkommen und Arbeitszeiten in Partnerschaften erhöht das Risiko für Gewalt ebenfalls deutlich, besonders dann, wenn Frauen weniger oder mehr arbeiten als ihre Partner", erklärt Nadja Bergmann von der L&R Sozialforschung.
Traditionell vs. modern
Auch traditionelle Geschlechterbilder wirken gewaltfördernd, so Bergmann. Denn auf die Frage, ob sich der Mann gegenüber seiner Frau durchsetzen muss, antworteten 71,1 % der Frauen und 50,6 % der Männer mit "Nein".
Haben Personen schon in der Kindheit Gewalt erlebt, sind diese später auch in Partnerschaft stärker gefährdet, erneut Gewalt zu erfahren oder selbst auszuüben.
Sorgearbeit aufteilen
Das Studienergebnis zeigt allerdings auch, dass die Gewalt gegen Kinder mit jeder weiteren Generation abnimmt, erklärt Scambor. Ältere Befragte gaben demnach an, häufiger von körperlicher Gewalt betroffen gewesen zu sein, als jüngere Befragte.
"Die Studie zeigt, dass eine gerechte Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit in der Familie nicht nur zur Lebensqualität beiträgt, sie kann auch Gewalt in der Familie vorbeugen", erklärt Sozialminister Johannes Rauch.
„Wir müssen deshalb weiter daran arbeiten, jene Bedingungen herzustellen, die eine gerechte Aufteilung von Sorgearbeit ermöglicht.“
Familienväter einbeziehen
"Männer, die eine Beziehungs- und Sorgeorientierung verinnerlicht haben, gehören ebenso dazu wie eine funktionierende Kinderbetreuung, die Bereitstellung und Inanspruchnahme professioneller Unterstützung, aber auch Unternehmen, die sich um die Care-Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter kümmern und auch wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen, die ausbalancierte Arbeitsteilungen ermöglichen", so Scambor abschließend.
Auf den Punkt gebracht
- Eine österreichische Studie zeigt, dass das Risiko für häusliche Gewalt gegen Kinder am höchsten ist, wenn der Vater das Sagen in der Familie hat.
- Die Ergebnisse betonen die Bedeutung von gleichberechtigten Entscheidungen und einer gerechten Aufteilung der Sorgearbeit, um Gewalt in Familien zu reduzieren.