Gesundheit
Studie erklärt, warum die Weisheitszähne so spät kommen
Hast du dich jemals gefragt, warum du Weisheitszähne erst als Erwachsener bekommst? US-Forscher sagen, sie haben eine Antwort darauf.
Das Tempo unseres Lebens ist eng mit so vielen Dingen verbunden: Wenn das Baby sein erstes Wort spricht, seine ersten Schritte geht, die Pubertät mit ihren hormonellen Veränderungen einsetzt und natürlich die Zahnentwicklung. Die meisten von uns erinnern sich nicht an das Zahnen als Kleinkind, aber daran, als ihre Weisheitszähne durchgebrochen sind und - gegebenenfalls - entfernt wurden.
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2 oben, 2 unten - mehr oder weniger
Die Weisheitszähne wächst ganz hinten als letzter in der Zahnreihe. Deshalb werden sie auch "Achter" genannt. Den meisten Menschen wachsen vier Weisheitszähne - zwei oben, zwei unten. Andere bekommen gar keine, bei manchen entstehen nur zwei, in seltenen Fällen entwickeln sich sogar mehr als vier. Ihren Namen verdanken die Weisheitszähne übrigens der Tatsache, dass sie erst so spät durchbrechen. In früheren Zeiten wurde Alter eben mit Weisheit gleichgesetzt.
Aber bis vor kurzem hatte man noch keine Ahnung, warum die Achter erst später im Leben entstehen - sehr viel verzögerter im Vergleich zu unseren nächsten Verwandten, den Primaten. Wissenschaftler der Arizona State University und der University of Arizona stellten jetzt eine Studie in Science Advances vor, die das Rätsel lösen soll.
Demnach seien unsere Kiefer einfach Spätzünder. Es ist die Koordination zwischen dem Gesichtswachstum und der Mechanik der Gesichtskaumuskeln. Die bestimmen wo und wann erwachsene Backenzähne entstehen.
Langes Leben, kurze Gesichter
"Es stellt sich heraus, dass unsere Kiefer sehr langsam wachsen. Wahrscheinlich aufgrund unserer insgesamt langen Lebensgeschichte und in Kombination mit unseren kurzen Gesichtern. So kommt es, dass Backenzähne nur dann kommen, wenn genügend "mechanisch sicherer“ Raum geschaffen ist", sagte Gary Schwartz, ein Paläoanthropologe am Institute of Human Origins der Arizona State University, der die Studie mitverfasst hat, in einer Pressemitteilung.
Menschen haben ein langes Leben und kurze Gesichter. Wir entwickeln uns langsam und verbringen eine übermäßig lange Zeit damit, erwachsen zu werden. Und im Gegensatz zu Primaten sind unsere Gesichter ziemlich flach und gequetscht. Vergleichsweise ragen die Kiefer von Schimpansen oder Gorillas nach außen. Der moderne Mensch ist aufgrund unserer verlängerten Wachstumsprofile und unserer eingezogenen Gesichter mit kurzen Zahnreihen etwas Besonderes unter den Primaten.
Professor Nils-Claudius Gellrich von der Medizinischen Hochschule Hannover bestätigt diese These im auf stern.de: "Der Zahnwechsel ist ein langsamer Prozess. Die Weisheitszähne brechen als letzte durch und zwar erst dann, wenn die Schädel- und Kieferknochen nicht mehr wachsen. Dieser Zeitpunkt ist bei jedem Menschen unterschiedlich und liegt irgendwo zwischen dem 16. und 40. Lebensjahr. Erst dann brechen die Weisheitszähne durch - vorausgesetzt, sie haben genug Platz."
Entfernen oder nicht?
Die Frage, ob Weisheitszähne unbedingt entfernt werden sollten, ist umstritten. Manche Zahnärzte entfernen sie prinzipiell, weil sie schwierig zu pflegen seien oder früher oder später Probleme machen könnten. In Großbritannien beispielsweise werden Weisheitszähne nur entfernt, wenn sie problematisch werden, da der National Health Service anmerkt, dass es ansonsten keinen nachgewiesenen Nutzen gibt. Laut Professor Nils-Claudius Gellrich sollten gesunde Zähne im Mund bleiben. Das gilt auch für Weisheitszähne. Sie brauchen nicht gezogen zu werden, wenn sie sich in die bestehende Zahnreihe einfügen können. Am besten kann der Zahnarzt mittels Röntgenbild und Blickdiagnose in den Mund den Zustand deiner Achter beurteilen.