Lohnkonflikt in Spitälern

Streikfreigabe! Hier droht jetzt massiver Arbeitskampf

Die Lohnverhandlungen für die Mitarbeiter der privaten Spitäler und Reha-Zentren stocken. Die Gewerkschaft hat jetzt die Streikfreigabe beantragt.

Angela Sellner
Streikfreigabe! Hier droht jetzt massiver Arbeitskampf
In den privaten Krankenhäusern und Reha-Zentren steht ein Streik bevor.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Den Mitarbeitern der privaten Krankenanstalten und Reha-Zentren reicht es. Nach fünf Gesprächsrunden stocken die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag. Nach einer Betriebsrätekonferenz hat die Gewerkschaft vida daher jetzt die Streikfreigabe beantragt.

Zuvor hatte sich bei Befragungen in den Betrieben schon eine Mehrheit von 95 Prozent für Kampfmaßnahmen ausgesprochen.

9,15 % Lohnplus angeboten

Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Gehaltsplus von 9,15 % für die Mitarbeiter in den Privatkrankenanstalten angeboten. Diese Erhöhung soll es aber nur auf die KV- und nicht auf die Ist-Gehälter geben. Damit wären die Privatkrankenanstalten bei der durchschnittlichen Entlohnung weiterhin eines der Schlusslichter in Österreich. Das untermauerte auch eine Studie der Arbeiterkammer, die Kollektivverträge in der Gesundheitsbranche verglich. Nicht nur die Gehälter, auch die Ansprüche auf mehr Freizeit und höhere Zulagen für Nacht- und Sonntagsarbeit sind in vergleichbaren Kollektivverträgen deutlich besser.

Es kann nicht sein, dass Beschäftigte in den Privatkrankenanstalten mit schlechteren Bedingungen abgespeist werden als in allen anderen Spitälern
Harald Steer
Gewerkschaft vida

"Unser oberstes Ziel bei diesen KV-Verhandlungen ist ein Aufholen gegenüber anderen Kollektivverträgen im Gesundheitswesen. Es kann nicht sein, dass Beschäftigte in den Privatkrankenanstalten mit schlechteren Bedingungen abgespeist werden als in allen anderen Spitälern", so vida-Verhandlungsleiter Harald Steer.

500 Euro weniger als in Ordensspital

Diese Ungerechtigkeit verdeutlicht der Gewerkschafter am Beispiel einer diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin im 9. Dienstjahr. Im direkten Vergleich verdient sie in einer Privatkrankenanstalt monatlich rund 500 Euro weniger als in einem Ordensspital. "Wenn die Privatkrankenanstalten am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig bleiben möchten, muss diese eklatante Gehaltslücke drastisch verringert werden", betont der Gewerkschafter.

Die Arbeitgeberseite habe laut Steer, insbesondere was Arbeitszeit und Zulagen betrifft, keine substanziellen Verbesserungen geboten. Die Gewerkschaft vida sei nach wie vor offen für Gespräche. Für einen fairen KV-Abschluss müssen sich aber auch die Arbeitgeber bewegen, so Steer.

"Wirtschaftlich nicht tragbar"

Die Arbeitgeberseite sieht das anders. "Wir waren mit unserem attraktiven Angebot knapp vor einer Einigung, allerdings hat die Gewerkschaft ihre Forderungen laufend angehoben. Wir haben unsere Angebote nachgebessert, sind aber an einem Punkt angelangt, der bei unseren Mitgliedsbetrieben zu Mehrbelastungen geführt hätte, die wirtschaftlich nicht tragbar sind. Deshalb ist auch der fünfte Verhandlungstermin ergebnislos geblieben", erläutert Mag. Stefan Günther, Generalsekretär und Verhandlungsführer des Verbands der Privatkrankenanstalten,

Die Gewerkschaft lasse zudem außer Acht, dass zu den Mitgliedern des Verbands nicht nur Kliniken, sondern auch Rehas, Pflegeheime und Sanatorien unterschiedlicher Größen gehören, unter denen sich gemeinnützige und nicht gemeinnützige Betriebe finden.

Arbeitgeber-Verhandler Günther fordert die Gewerkschaft seinerseits zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.

Über 10.000 Mitarbeiter

Zum Verband der Privatkrankenanstalten gehören rund 80 Mitgliedsbetriebe (davon 25 Akutklinken, 4 Sonderkrankenanstalten, 17 Reha-Kliniken). Das Angebot summiert sich auf rund 7.000 Betten.

Über 10.000 Mitarbeiter sind in den Privatspitälern & Co. tätig.

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