"System kippt"

Streik der Kärntner Ärzte in letzter Sekunde abgewandt

Unter den niedergelassenen Ärzte in Kärnten herrscht große Unzufriedenheit. Die Vertragspartner scheinen diese zu ignorieren. Wie es weitergehen soll.

Österreich Heute
Streik der Kärntner Ärzte in letzter Sekunde abgewandt
Die Kärntner Allgemeinmediziner und Fachärzte stehen kurz vor einem Streik (Symbolbild)
Bild: iStock

Die Situation bei den 512 niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Fachärzten in Kärnten ist angespannt. Die Kosten für Kassenordinationen haben sich in den vergangenen Jahren durch Inflation und Teuerung, sowie durch immer neue bürokratische Auflagen deutlich verschlechtert. Die Gesundheitskasse ignorierte die Situation, dann wurde folgendes Angebot gemacht: Dauerhaft fünf Prozent mehr Honorar und dazu vier Prozent als Einmaleffekt. Doch zufrieden schienen die Ärzte damit nicht, ein Streik wurde angedroht.

Knappe Mehrheit gegen Protest

In einer Umfrage haben sich jetzt aber doch 51,5 Prozent der Ärzte in Kärnten für die Annahme des Angebots ausgesprochen. Damit wurden Protestmaßnahmen vorerst knapp abgewandt, berichtet "ORF Kärnten". 76 Prozent der Kassenärzte sollen an der Umfrage teilgenommen haben, so Wilhelm Kerber, der Sprecher der niedergelassenen Ärzte.

Wilhelm Kerber, Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Kärnten
Wilhelm Kerber, Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Kärnten
ORF Kärnten

"Das Ergebnis ist denkbar knapp, aber es besteht doch ein Überhang zu den positiven Stimmen. Bedenklich ist aber schon, dass man aus diesem Ergebnis eine große Unzufriedenheit der Kassenärzte ableiten kann, insbesondere im Bereich der Allgemeinmedizin. Im Vergleich zu den Fachärzten war hier die Ablehnung des vorliegenden Angebots deutlich höher."

Bestehende Defizite müssen gelöst werden

Die Protestmaßnahmen wurden auf Eis gelegt. Doch für die bestehenden Defizite in der Allgemeinmedizin müssen Lösungen gefunden werden, so Kerber. Es gehe nicht mehr nur um das Tarifmodell, sondern auch um Arbeitsbedingungen und Bürokratie. "Für das Jahr 2025 muss es Lösungen geben, sonst wird die Situation mit Kampfmaßnahmen nur prolongiert", so Kerber.

"Das System ist am Kippen"

Die Verhandlungen sollen im Herbst weitergeführt werden, doch dem Vertragspartner müsse schon jetzt klar sein, dass das System am Kippen sei. "Einerseits wird ja in Aussicht gestellt, dass ein neues Tarifmodell kommt, auf das wir seit Jahren warten, aber leider liegt noch keines am Tisch. Das bisherige System wird von allen Beteiligten als völlig unzureichend in vielen Bereichen gesehen. Man rettet sich von Jahr zu Jahr hinüber."

red
Akt.