Frühjahrslohnrunde
"Jetzt ist Zahltag!" Branche kriegt 7,5 Prozent mehr
Bei der Frühjahrslohnrunde forderten die Gewerkschaften "ordentliche Erhöhungen" für die 60.000 Angestellten der Elektro- und Elektronikindustrie.
Am Montag kam die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 60.000 Beschäftigten in der Elektro- und Elektronikindustrie zu einer schnellen Einigung: Die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter steigen um 7,5 Prozent. "Die Ist-Löhne und -Gehälter werden um 6,8 Prozent erhöht. Die Lehrlingseinkommen steigen um 7,5 Prozent. Zulagen und Reiseaufwandsentschädigungen steigen ebenso um 7,5 Prozent. Die Zulage für die 2. Schicht wird um 78 Prozent auf einen Euro pro Stunde erhöht", so die Gewerkschaften.
Zuvor waren die Zeichen gar auf Streik gestanden: Die Gewerkschaften starteten mit einer eindeutigen Ansage: "Jetzt ist Zahltag. Wir fordern ein verhandelbares Angebot der Arbeitgeber für Lohn- und Gehaltserhöhungen", so die Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Die Arbeitnehmer hätten sich ein "ordentliches Einkommensplus verdient".
Der Abschluss im Detail:
KV-Lohn/-Gehalt: + 7,5 Prozent
Neuer Mindestlohn/Neues Mindestgrundgehalt: 2.406,56 Euro
Ist-Lohn/-Gehalt: + 6,8 Prozent
Lehrlinge: + 7,5 Prozent
Zulagen: + 7,5 Prozent
Zulage für die 2. Schicht wird auf einen Euro erhöht
Reiseaufwandsentschädigungen: + 7,5 Prozent
Freizeitoption ist wieder möglich
Geltungstermin: 1. Mai 2023
Laufzeit: 12 Monate
Dann "stehen die Zeichen auf Arbeitskampf"
Die Gewerkschaften hatten vor der entscheidenden Verhandlungsrunde den Druck erhöht. Bei den österreichweiten Betriebsversammlungen wurde von den Beschäftigten eine Resolution verabschiedet, dass nach dem 22. April die Betriebsversammlungen wieder aufgenommen werden. "Sollten wir heute Montag keinen Abschluss erzielen können, stehen die Zeichen auf Arbeitskampf", prophezeiten Binder und Dürtscher.
Das fordern die Gewerkschaften
Neben nachhaltigen Erhöhungen forderten die Gewerkschaften auch rahmenrechtliche Verbesserungen. Dazu zählte eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche. Das Jubiläumsgeld solle neu gestaltet werden und auch generell eine Umwandlung in Freizeit möglich sein. Ebenso solle ein Teil der Ist-Lohn- bzw. Ist-Gehaltserhöhung gegen eine Woche Freizeit getauscht werden können.
Für Facharbeiter mit abgeschlossener Lehre wird eine Gleichstellung der dualen Berufsausbildung mit den berufsbildenden höheren Schulen gefordert. Der neue Kollektivvertrag soll mit 1. Mai 2024 in Kraft treten.
Das wollen Arbeitgeber (nicht) zahlen
Die Gegenseite, der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), zeigte sich zuletzt "erstaunt" über die aktive Mobilmachung der Gewerkschaften, habe man doch "mittels Zahlen, Daten und Fakten auf die prekäre Situation einer Vielzahl seiner Mitgliedsbetriebe hingewiesen und dargelegt, was ein erhöhter Abschluss für die heimische Ertragslage und die Sicherheit der Arbeitsplätze bedeuten würde".
Die Elektro- und Elektronikindustrie stehe als stark exportorientierte Branche im globalen Wettbewerb. Allein im Europavergleich habe Österreich die dritthöchsten Lohnstückkosten. Das belaste den Standort enorm.
„Wir können nur den Kuchen verteilen, den wir auch gebacken haben“
"In Anbetracht der aktuellen geopolitischen Lage, der vielen Krisen und der Herausforderung, auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Werte wie Stabilität, Zusammenarbeit und Konsensfähigkeit gefragter denn je. Das verstehe ich auch unter gelebter Sozialpartnerschaft", sagte FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun nach dem ergebnisoffenen Ende der zweiten Verhandlungsrunde.
"Es ist auch in unserem Interesse, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair zu entlohnen. [...] vergessen wir bitte nicht: Wir können nur den Kuchen verteilen, den wir auch gebacken haben", schloss Hesoun.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Gewerkschaften der Elektro- und Elektronikindustrie fordern in der dritten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen Lohnerhöhungen und rahmenrechtliche Verbesserungen, andernfalls drohen sie mit Streiks
- Die Arbeitgeber argumentieren, dass erhöhte Abschlüsse die Ertragslage und die Arbeitsplatzsicherheit belasten würden, da Österreich bereits hohe Lohnstückkosten im Europavergleich hat