Gesundheit

Spucktest verrät nach einer Stunde Corona-Testergebnis

Ein von der Harvard University entwickelter Covid-19-Test soll einfach wie ein Schnelltest, aber deutlich genauer sein - und Virusvarianten erkennen.

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Das miSHERLOCK-System soll schnelle und sichere Testergebnisse vor allem in ressourcenschwachen Ländern liefern.
Das miSHERLOCK-System soll schnelle und sichere Testergebnisse vor allem in ressourcenschwachen Ländern liefern.
Wyss Institute at Harvard University

PCR-Tests gelten als Goldstandard zum Nachweis von Sars-CoV-2. Doch sie sind aufwendig und müssen von Fachleuten im Labor ausgewertet werden. Deutlich schneller sind da die Antigentests, die das Ergebnis schon nach wenigen Minuten liefern. Doch die sind weniger genau. Diese Lücke soll künftig ein Test-System namens miSHERLOCK schließen. Dieses liefert das Test-Ergebnis bereits nach einer Stunde und soll eine Trefferquote von 95 bis 96 Prozent haben. Damit ist es ähnlich sicher wie PCR-Tests.

Entwickelt haben dieses Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Wyss Institute an der Harvard University in Cambridge. Mehr als das Testkit, etwas Spucke und ein Smartphone braucht es für die Anwendung nicht, wie das Team um Helena de Puig im Fachjournal "Science Advances" schreibt. Entsprechend kann der Test auch zu Hause durchgeführt werden. Das Ergebnis wird über eine Smartphone-App übermittelt. Sollte der Test positiv sein, kann darüber auch gleich das Gesundheitsamt informiert werden.

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    Das sogenannte miSHERLOCK-System wird mit dem Smartphone gekoppelt. Innerhalb einer Stunde liefert es das Ergebnis.
    Das sogenannte miSHERLOCK-System wird mit dem Smartphone gekoppelt. Innerhalb einer Stunde liefert es das Ergebnis.
    Wyss Institute at Harvard University

    Erkennen von neuen Virusvarianten

    Das Test-System erkennt laut den Forschenden sogar, welche Virusvariante vorliegt. "Wir haben gezeigt, dass unsere Plattform so programmiert werden kann, dass sie neu auftretende Varianten erkennt, und dass wir sie recht schnell umfunktionieren können", zitiert Wissenschaft.de de Puigs Kollegen James Collins. In der vorliegenden Studie habe man sich auf die Alpha-, Beta- und Gamma-Variante konzentriert, "aber man könnte die Plattform ohne weiteres an die Delta-Variante und andere neu auftretende Varianten anpassen."

    Möglich ist das, weil das Test-Kit modular aufgebaut wurde: In einer ersten Kammer erkennen spezielle Enzyme, ob in der Speichelprobe überhaupt Sars-CoV-2-Virusmaterial enthalten ist – ob also eine Infektion vorliegt oder nicht. In weiteren Kammern reagieren sie auf die Gensequenzen der unterschiedlichen Mutanten.

    Hohe Treffsicherheit, geringe Kosten

    Dass der Ansatz funktioniert, haben de Puig und ihre Kollegen mit Speichelproben von 27 Covid-19-Patienten und 21 gesunden Kontrollpersonen getestet. Insgesamt, so die Forschenden, habe der Test nur jeweils ein falsch positives und ein falsch negatives Ergebnis ausgespuckt. Das heißt, er erkannte 96 Prozent der Infizierten als infiziert und 95 Prozent der Gesunden als gesund.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen, mit ihrem Gerät Engpässe zu beseitigen und eine genaue Diagnostik für Covid-19 bereitzustellen, ohne auf globale Lieferketten angewiesen zu sein. Vor allem in ressourcenschwachen Ländern ein wichtiger Punkt. Das Testsystem kann laut Mitteilung des Instituts mit einem 3-D-Drucker und handelsüblichen Bauteilen zusammengebaut werden. Die Herstellungskosten liegen derzeit bei etwa 15 Dollar pro Stück. Durch Massenfertigung lasse sich der Preis des Gehäuses auf etwa sechs Dollar senken.

    Aktuell streben die Forscher eine Zulassung des Diagnostikums durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA an und suchen nach Industriepartnern, die miSHERLOCK in großem Maßstab produzieren.