Politik
SPÖ-Politikerin gesteht: "Ich hatte eine Abtreibung"
Die Vorarlberger SPÖ-Politikerin Gabriele Sprickler-Falschlunger erzählt, dass sie als Studentin eine Abtreibung hatte und möchte Frauen Mut machen.
In Vorarlbergs Spitälern werden keine Abtreibungen angeboten. Der einzige Arzt im westlichsten Bundesland Österreichs, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt, geht mit Jahresende in Pension. Dies sorgte bereits in der Vergangenheit für viel Diskussionsstoff und Demonstrationen.
Vorarlbergs SPÖ-Politikerin Gabriele Sprickler-Falschlunger erzählt nun ihre eigene Geschichte und will anderen Frauen damit Mut machen. Die praktische Ärztin ist offiziell nur noch ein paar Tage SPÖ-Vorsitzende in Vorarlberg, danach übernimmt Mario Leiter das Ruder. Ein Amt hält sie de facto nicht mehr inne.
"Ich war Studentin in Graz und bin dafür nach Wien gefahren"
Beim Thema Schwangerschaftsabbruch möchte sie nun aber klar Stellung beziehen. Wie die SPÖ-Politikerin gegenüber dem "Standard" erzählt, hatte sie selbst in jungen Jahren eine Abtreibung. "Ein paar Jahre, nachdem die Fristenlösung erkämpft wurde, bin ich ungewollt schwanger geworden. Ich hatte dann einen Schwangerschaftsabbruch. Ich war Studentin in Graz und bin dafür nach Wien gefahren", so Sprickler-Falschlunger.
Sie habe lange Zeit darüber nachgedacht, ob sie diese Geschichte öffentlich machen soll. "Es gab eine Zeit, das ist noch gar nicht so lange her, da war es unmöglich, so etwas öffentlich zu sagen. Das ist jetzt anders. Ich bekenne mich dazu, und vielleicht hilft das auch der einen oder anderen Frau, die das Gefühl hat, so etwas verheimlichen oder sich dafür schämen zu müssen", betont die Politikerin.
Erst am Donnerstagabend wurde weltweit für sichere Abtreibungen demonstriert – auch in Bregenz. Sprickler-Falschlunger hat bereits 2015 einen Antrag im Landtag für Abbrüche im Spital eingebracht. Nach der Pensionierung des Bregenzer Privatarztes, der Abtreibungen noch bis Jahresende durchführt, sollen laut den Überlegungen des Landes zufolge Abbrüche zukünftig im Personalwohnheim neben dem Bregenzer Landeskrankenhaus stattfinden. Dieses muss allerdings erst umgebaut werden. Deshalb ist man auf der Suche nach einer Übergangslösung, doch die ÖVP stellt sich quer.
"Diese medizinische Leistung gehört in ein Spital"
Sprickler-Falschlunger ist der Ansicht, dass diese medizinische Leistung im Spital erfolgen soll. Auch als Ärztin hat sie die Thematik jahrelang in ihrer Praxis begleitet. Was ihre Patientinnen erleben mussten, könne man als "psychische Körperverletzung" beschreiben, kritisiert sie. Eine Patientin habe ihr weinend erzählt, Demonstranten hätten vor der Praxis versucht, "blutverströmte Plastik-Embryos um ihren Hals zu hängen". "Auch deshalb gehört diese medizinische Leistung in ein Spital. Es ist sicher und anonym", so die SPÖ-Politikerin.
In Bezug auf ihre eigene Geschichte ist die Vorarlberger Politikerin dankbar dafür, dass die Fristenregelung eingeführt wurde. "Wenn Johanna Dohnal dieses Recht nicht erkämpft hätte, dann hätte ich mich in irgendein Hinterzimmer zu irgendeinem schmuddeligen Abtreiber begehen müssen", erzählt sie.
Bis vor wenigen Jahren sei das Thema Abtreibung ein absolutes Tabu-Thema gewesen. "1998 hatte ich eine Diskussion mit dem damaligen Bischof und dem damaligen Gesundheitslandesrat. Das war eine Stimmung, dass man persönlich angegriffen wurde, wenn man sich für das Recht auf Abtreibung aussprach," betont Sprickler-Falschlunger.