Wirtschaft
SPÖ-Plan – das würde sich durch 32-Stunden-Woche ändern
SPÖ-Chef Andreas Babler setzt sich für eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden ein. Laut Experten würde das die Wirtschaftsleistung verringern.
Neben Vermögenssteuern ist die 32-Stunden-Woche eine der wichtigsten Forderungen des neuen SPÖ-Chefs Andreas Babler. Im internen Wahlkampf stand die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ganz oben auf seiner Liste.
Jüngere Menschen wollen weniger arbeiten
Er hält die Maßnahme trotz Personalmangels für machbar, wenn die Arbeitsbedingungen und damit die Einsatzbereitschaft der Werktätigen verbessert werden. Auch Arbeiterkammer und Gewerkschaft wollen diese Forderung vorantreiben, "Heute" berichtete. In einer Zeit, in der die Digitalisierung noch nicht abgeschlossen und die Produktivität explodiert sei, lasse sich keine Gewerkschaft finden, die gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit sei, betonte etwa ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.
In der Gesellschaft findet bereits ein Umdenken statt. Besonders für jüngere Menschen ist der Job längst nicht mehr das Statussymbol Nummer 1, wie diverse Studien zeigen. Die Generation Z, also jene die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, wünschen sich Erleichterungen am Arbeitsmarkt und schätzen eine ausgeglichene Work-Life-Balance.
Auch internationale Studien haben herausgefunden, dass eine Vier-Tage-Woche das Wohlbefinden der Belegschaft und die Produktivität steigert. Daraus ergeben sich weniger Krankenstände und Ausfälle. Demnach würden Angestellte und Unternehmen gleichermaßen profitieren.
Das österreichische Arbeitszeitgesetz sieht derzeit acht Stunden als tägliche und 40 Stunden als wöchentliche Normalarbeitszeit vor. In mehreren Kollektivverträgen wurden kürzere Arbeitszeiten vereinbart, etwa in der Sozialwirtschaft mit 37 Wochenstunden.
Babler: Mehr Arbeitsplätze durch kürzere Arbeitszeit
Doch Babler möchte noch weiter reduzieren. Laut seiner Argumentation würden kürzere Arbeitszeiten unzählige neue Arbeitsplätze schaffen, sowie die Löhne für Hunderttausende Teilzeitbeschäftigte erhöhen.
Kritisch beäugt wird die SPÖ-Forderung wiederum von Wirtschaftsexperten. Denn eine 32-Stunden-Woche käme der österreichischen Volkswirtschaft teuer, da die Stundenlöhne steigen. In kürzerer Zeit müssten dieselben Güter produziert oder Dienstleistungen erbracht werden.
Studien untersuchen wirtschaftliche Folgen
Zwei Studien haben unlängst die volkswirtschaftlichen Auswirkungen diesbezüglich untersucht. Eine am Donnerstag veröffentlichte Erhebung des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) im Auftrag der Arbeiterkammer kam zum Ergebnis, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit pro Kopf um 3,5 Prozent das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur marginal (um 0,9 Prozent) senken würde.
Die Ökonomen haben mehrere Varianten durchgerechnet. "Sowohl kurz- als auch mittelfristig zeigen sich in allen Szenarien positive Beschäftigungseffekte und negative Effekte auf die Wirtschaftsleistung", heißt es in der Studie. Auch könnte sich laut dem WIFO-Modell ein unmittelbarer Anstieg der Beschäftigung ergeben.
Weiters hat EcoAustria, das Institut für Wirtschaftsforschung, am Sonntag Ergebnisse einer Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKÖ) präsentiert.
Bei einer Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Jahr je nach Modellannahmen zwischen 4,7 und 6,5 Prozent geringer ausfallen als in der Prognose ohne Verkürzung. Mit vollem Lohnausgleich liege der prognostizierte Rückstand zwischen 6,8 und 9,6 Prozent. Besonders bei stark exportorientierten Unternehmen würde eine Arbeitszeitverkürzung zudem zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit führen.