Politik

SPÖ-Kandidat zieht Bewerbung in Wut-Brief zurück

Der Kampf um den SPÖ-Vorsitz ist schon längst eröffnet. Ein Kandidat zieht seine Bewerbung nun aber zurück und unterstützt Hans Peter Doskozil.

Michael Rauhofer-Redl
Die SPÖ sucht einen neuen Parteichef – oder bleibt am Ende gar alles beim Alten?
Die SPÖ sucht einen neuen Parteichef – oder bleibt am Ende gar alles beim Alten?
Weingartner-Foto / picturedesk.com

73 Kandidaten, darunter eine Giraffe aus dem Tiergarten Schönbrunn, bewarben sich fristgerecht als Kandidat für den Vorsitz der SPÖ. Sie werden in der im April startenden Mitgliederbefragung abgefragt. Was zwischenzeitlich, jedenfalls de facto, als bindendes Basis-Votum kommuniziert wurde, wurde von Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch schon relativ bald zum "Stimmungsbild" heruntergespielt. 

Das sorgte nicht nur in der politischen Beobachtung für Irritationen. Auch einer der Kandidaten zog aus den Äußerungen des Bundesgeschäftsführers die Konsequenzen und nahm seine Bewerbung für den Parteivorsitz zurück. Alfred Kopfer ist Ortsparteivorsitzender der SPÖ Premstätten (Graz-Umgebung). In einem Brief an die Bundesgeschäftsstelle, der "Heute" vorliegt, rechnet er mit der Bundespartei ab.

Abrechnung mit Obrigkeit in Wut-Brief

"Als Antwort auf meine Bewerbung nehme ich das von Ihnen ausgesendete Serienmail zur Kenntnis, wo Sie sich offensichtlich nicht einmal die Zeit und Mühe nehmen, es mit meinem Namen zu personalisieren", startet das Schreiben bereits in harschem Ton. "Wahrscheinlich kennen Sie Ihre eigenen Ortsparteiobmänner/- frauen nicht und deshalb bezichtigen sie uns medial, Spaßkandidat*innen sein zu wollen".

Dieses Vorgehen stört den Steirer massiv. Er selbst sei in der Wirtschaft tätig. Ein derartiger Umgang mit Bewerbungen sei nicht professionell, so Kopfer im "Heute"-Talk. Er jedenfalls habe eine "vernünftige Bewerbung" – auch sie liegt "Heute" vor und beinhaltet in Kürze eine Zukunftsvision für Österreich und die SPÖ – abgegeben und diese auch absolut ernst gemeint. 

Der Steirer Alfred Kopfer zog seine Bewerbung für den Parteivorsitz der SPÖ zurück und unterstützt fortan den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
Der Steirer Alfred Kopfer zog seine Bewerbung für den Parteivorsitz der SPÖ zurück und unterstützt fortan den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
zVg

Auch dass Bundesgeschäftsführer Deutsch die Mitgliederbefragung als "Stimmungsbild" bezeichnet hatte, stößt dem Steirer offenbar sauer auf. Im Brief an die Parteispitze legt der Politiker nach. "Gütiger Weise lassen Sie dann noch in Ihrem Formular ein kleines Feld mit max. 1.500 Zeichen für Ideen und Programme frei" – das sei nichts weiter als "Pro-Forma-Akt, ein plumpes Spiel mit den Kandidat*innen, um alles letztendlich dahingehend auszurichten, dass am Ende Frau Rendi-Wagner als Siegerin dieser Abstimmung hervorgeht", vermutet der SP-Funktionär.

"Letztklassig", "schändlich" – emotionale Kritik an Ludwig 

In scharfem Ton nimmt sich Kopfer dann auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zur Brust. Dieser hab das "verachtenswerteste und niederträchtigste Kapitel in dieser Provinzposse" eröffnet, indem er sich über die Stimme Hans Peter Doskozils lustig gemacht habe. (Dem Vernehmen nach erklärte der Wiener Bürgermeister im Zuge von emotionalen Debatten in Richtung Doskozil, dass man in der Politik eine laute Stimme brauche, Anm.) "Er lässt damit jeglichen Anstand und Respekt vermissen, auf den anscheinend in 'höheren Etagen' kein Wert mehr gelegt wird". Gegenüber "Heute" wird der Funktionär beinahe emotional. Es sei "letztklassig", gar "schändlich" sich über die Stimme eines Menschen zu alterieren. Er, Kopfer, wolle mit "diesen Herrschaften" nichts mehr zu tun haben. 

Im Zusammenhang mit dem Schreiben, das die Parteispitze im Laufe des Tages erreicht hatte, zieht Kopfer seine Bewerbung "umgehend" zurück. Zudem kündigt er an, fortan Doskozil "so gut es geht" zu unterstützen. Der Brief endet mit "großen Sorgen", die sich der Verfasser über die Zukunft der Sozialdemokratie macht. Bei aller Kritik an den jüngsten Vorkommnissen sei ein Parteiaustritt allerdings überhaupt kein Thema. 

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com