Gesundheit
Sonnenschutz: Darf ich mein Baby überhaupt eincremen?
Die Haut von Babys und Kleinkindern muss besonders gut geschützt werden. Aber wie, wenn man unter einem Jahr gar keine Sonnencreme verwenden soll? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt, was wirklich stimmt.
Sonnenschutz bei Babys - ein Thema, das viele junge Mütter beschäftigt und oft auch verunsichert. Schließlich ist die Haut unserer kleinen Schützlinge noch viel empfindlicher als die von Erwachsenen und muss daher auch besonders gut geschützt werden. Da wäre nur dieses eine Problem: Babys unter einem Jahr sollten nicht mit Sonnencreme eingerieben werden, so das gängige Wissen.
Der Grund: Über die Creme können verschiedene Chemikalien durch die bei Babys vergrößerte Hautoberfläche leicht in diese eindringen. Außerdem können Babys ihre eigene Körpertemperatur noch nicht regulieren - und die Sonnencreme hemmt das Schwitzen noch zusätzlich.
Wir haben bei Dr. Simone Presto, Medical Affairs Eucerin®, nachgefragt, was an der Sache tatächlich dran ist und wie wir unsere lieben Kleinen bestmöglich vor den gefährlichen UV-Strahlen schützen:
In der Regel wird bei Kindern unter einem Jahr von Sonnenschutz-Produkten abgeraten - warum?
Da Babys und Kinder im Vergleich zum Erwachsenen eine größere Körperoberfläche und damit eine größere Resorptionsfläche aufweisen, würden sie potentiell mehr von bestimmten Stoffen resorbieren, daraus resultieren die unterschiedlichen Alters- bzw. Produktempfehlungen. Allerdings handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn die chemische Struktur von kosmetischen Inhaltsstoffen wird so konzipiert, dass diese nicht in die Haut eindringen können. So dürfen zum Beispiel die Eucerin-Sonnenschutzlotionen für Kinder ab 3 Monate angewendet werden. Das Kids Sun Spray allerdings erst bei Kindern ab 3 Jahren, da erst ab diesem Alter eine sicherere Anwendung, sprich kein Einatmen des Sprays, gegeben ist.
Abgesehen von der Empfehlung, ab welchem Alter darf oder soll man bei Kindern Sonnencreme und dergleichen verwenden?
Die Babyhaut hat zwar schon alle Hautschichten wie die Erwachsenenhaut, ist aber nur ein Fünftel so dick und in ihren Schutzfunktionen noch nicht vollständig entwickelt - und daher sollten Babys unter einem Jahr überhaupt nicht in die Sonne! Allerdings wird die Anwendung eines Sonnenschutzmittels dann bei Babys notwendig, wenn diese mobil werden und damit die Möglichkeit besteht, dass sie in die Sonne gelangen.
Wie schütze ich mein Kind optimal vor den Sonnenstrahlen und wie viel Creme ist genug?
Im gewerblichen Sonnenschutz hat sich das STOP-Prinzip durchgesetzt und gibt auch für den Sonnenschutz im privaten Umfeld, nicht nur für Eltern kleiner Kinder, eine hilfreiche Anleitung:
S = Sonne meiden!
T = Technische Maßnahmen: Verschattung von Sport-, Spiel- und Arbeitsplätzen, z.B. mit Sonnensegeln, Sitzgelegenheiten mit Sonnenschirm.
O = Organisatorische Maßnahmen: Die Tagesaktivitäten sollten nach der Sonnenintensität ausgerichtet und die Zeit des höchsten Sonnenstands draußen vermieden werden. Hilfreich sind besonders in Urlaubsregionen die örtlichen Angaben zum UV-Index.
P = Persönliche Maßnahmen: Kleidung, Sonnenhut und adäquate Sonnenbrille. Alle nicht von Kleidung ausreichend geschützten Körperteile müssen eingecremt werden. Aufwändige Untersuchungen an der TU Dresden haben gezeigt, dass selbst bei Tragen eines breitkrempigen Hutes die Hälfte des Gesichts ungeschützt ist, so dass auch hier ein effektives Sonnenschutzmittel aufgetragen werden muss. Das Sonnenschutzmittel ist also Teil eines ganzen Sonnenschutzkonzeptes und sollte immer großzügig aufgetragen werden („Viel hilft viel!“)
Auf welchen Lichtschutzfaktor sollte man zurückgreifen?
Um Babys und Kinder bestmöglich zu schützen, sollte auf Sonnenschutzmittel mit einen hohen bzw. sehr hohen Lichtschutzfaktor - also LSF 50 bzw. LSF 50+ - zurückgegriffen werden. Für den indirekten Sonnenschutz - also zusätzlich z.B. zum Aufenthalt im Schatten - kann auch ein Sonnenschutzmittel mit einem LSF 30 ausreichend sein.
Muss ich mein Kind trotz eines wasserfesten Produkts nach dem Baden erneut eincremen?
Selbst bei "extra wasserfesten" Produkten ist nach dem Baden nur noch die Hälfte des Schutzes vorhanden, daher sollte besonders bei Kindern auf regelmäßiges Nachcremen - auch bei extra wasserfesten Sonnenschutzmitteln - geachtet werden.
Was sind die häufigsten Fehler beim Umgang mit Sonnenschutz-Produkten bei Kindern?
Aller guten Dinge sind drei, aber manchmal auch die drei entscheidenden Fehler:
Der erste Fehler ist die „falsche Galenik“: Die Galenik des Sonnenschutzmittels ist nicht für den individuellen Hautzustand geeignet. So sind die Sonnenschutzmittel für Babys und Kinder oft etwas reichhaltiger als Sonnenschutzlotionen für Erwachsenen. Ist aber z.B. eine Familie im Urlaub am Pool oder am Strand und hat das Sonnenschutzmittel für die Kinder vergessen, dann ist es IMMER besser, die Kinder mit dem Produkt der Eltern zu schützen als ungeschützt zu lassen, auch wenn die Galenik dann nicht optimal ist.
Der zweite Fehler ist die unzureichende Auftragsmenge. Der auf einem Sonnenschutzmittel angegebene LSF wird auf Basis einer aufgetragenen Produktmenge von 2mg / 1qcm Haut gemessen. Erfahrungsgemäß wird oft nur 1/3 bis ½ der erforderlichen Menge aufgetragen, so dass sich der Schutz entsprechend reduziert. Anwendungsempfehlungen, die ein Abmessen der erforderlichen Menge an Sonnenschutzmittel vorsehen, haben sich als praxisuntauglich erwiesen. Um den Tag mit einer ausreichenden Menge an Sonnenschutzmittel zu starten, empfiehlt sich die „Think twice“- Methode: 2x im Abstand von ca. 15-30 Minuten wird die als angenehm empfundene Menge – sowohl für den Anwender als auch für das einzucremende Baby oder Kind - an Sonnenschutzmittel aufgetragen. Mit dieser einfachen Empfehlung wird die ideale Auftragsmenge annähernd erreicht, wie die Beiersdorf-Forschung in einer wissenschaftlichen Studie zeigen konnte.
Der dritte Fehler bezieht sich auf vergessene Körperareale. In mehreren Untersuchungen konnte die Beiersdorf-Forschung zeigen, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder, die von Eltern eingecremt wurden, Körperareale aufwiesen, die beim Auftragen vergessen wurden und damit ungeschützt der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind.