184 Länder untersucht

Softdrinks – hier gibt es die meisten Zuckerkranken

Eine neue Studie analysierte globale Daten zum weltweiten Konsum zuckergesüßter Getränke und zeigt, wie und wo sie Millionen krank machen.

Heute Life
Softdrinks – hier gibt es die meisten Zuckerkranken
Jahrelanger Konsum gezuckerter Getränke kann ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.
Getty Images

Eine 0,5-Liter-Flasche Fanta enthält in Österreich 51,5 Gramm Zucker. Das entspricht 13 Stück Würfelzucker und ist bereits mehr, als laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich an Zucker konsumiert werden sollte. Aber nicht nur Softdrinks, sondern auch Limonaden, Fruchtsäfte und Energydrinks sind in der Regel total überzuckert – sofern nicht anders ausgewiesen. Neben Süßspeisen, steckt auch in Lebensmitteln Zucker, von denen man es nicht vermuten würde: Brot, Gebäck, Ketchup, Fertigprodukte.

Das Problem eines zu hohen Zuckerkonsums liegen auf der Hand: Mit Zucker gesüßte Getränke haben "leere Kalorien" – also Kalorien ohne Nährwert. Sie sind außerdem eine Quelle schnell wirkender Kohlenhydrate, die in den Blutkreislauf gelangen und den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen. Diese leeren Zucker in flüssiger Form seien sogar noch schädlicher als die in Desserts oder Süßigkeiten. Regelmäßiger Konsum über einen längeren Zeitraum führt zu Gewichtszunahme, Insulinresistenz und einer Reihe von Stoffwechselproblemen, die mit Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen in Verbindung stehen.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit etwa 830 Millionen Menschen an Diabetes, die Mehrheit davon lebt in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Im Gegensatz zu Typ 1 kann Typ-2-Diabetes verhindert werden.

Laut einer neuen Studie der Tufts University verursachen diese Getränke – von Limonaden bis zu Fruchtpunsch – jährlich Millionen von Fällen vermeidbarer Krankheiten. Sie zeigt die erschütternden globalen Auswirkungen von zuckergesüßten Getränken auf die Gesundheit.

Weltweite Zucker-Pandemie, vor allem in Lateinamerika

Die umfassende Analyse, die sich über 184 Länder erstreckt, zeichnet ein besorgniserregendes Bild davon, wie diese Getränke die öffentliche Gesundheit in verschiedenen Regionen und demografischen Gruppen beeinflussen. Allein im Jahr 2020 waren diese Getränke für 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herzerkrankungen weltweit verantwortlich, wobei die Entwicklungsländer die größte Last tragen.

Lateinamerika und die Karibik haben die höchsten Raten zu verzeichnen, wo zuckerhaltige Getränke zu 24,4 % der neuen Diabetesfälle und 11,3 % der Fälle von Herzerkrankungen beitragen. Afrika südlich der Sahara folgt mit 21,5 % bzw. 10,5 % dicht dahinter. Einzelne Länder weisen sogar noch dramatischere Zahlen auf. In Kolumbien sind zuckerhaltige Getränke für beispiellose 48,1 % der neuen Diabetesfälle und 23 % der Herzerkrankungen verantwortlich. In Mexiko, das für seinen hohen Pro-Kopf-Konsum von zuckerhaltigen Getränken bekannt ist, werden 30 % der neuen Diabetesfälle auf diese Getränke zurückgeführt. Südafrika berichtet, dass 27,6 % der Fälle von Diabetes und 14,6 % der Fälle von Herzkrankheiten mit dem Konsum zuckerhaltiger Getränke zusammenhängen.

Wer öfter zu gezuckerten Getränken greift

Demografische Faktoren spielen eine entscheidende Rolle für die gesundheitlichen Folgen des Konsums von zuckerhaltigen Getränken. "Zuckergesüßte Getränke werden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stark vermarktet und verkauft. Diese Bevölkerungsgruppen konsumieren nicht nur schädliche Produkte, sondern sind oft auch weniger gut darauf vorbereitet, mit den langfristigen gesundheitlichen Folgen umzugehen", so Dariush Mozaffarian, leitender Autor.

Männer sind im Allgemeinen einem höheren Risiko ausgesetzt als Frauen, und jüngere Erwachsene sind anfälliger als ältere Bevölkerungsgruppen. Stadtbewohner weisen höhere Raten von Softdrink-bezogenen Gesundheitsproblemen auf als ihre Pendants auf dem Land. Das Bildungsniveau beeinflusst die Konsummuster in den verschiedenen Regionen unterschiedlich, manchmal korreliert es mit einem erhöhten Konsum zuckerhaltiger Getränke, manchmal ist es umgekehrt.

Zuckersteuer als Gegenmaßnahme

Einige Länder haben Maßnahmen ergriffen, um diese Krise zu bewältigen. Weltweit haben bereits 54 Länder eine Zuckersteuer eingeführt. Mexiko zum Beispiel führte 2014 eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke ein und bereits im ersten Jahr ging der Absatz um 6 Prozent zurück, während der Absatz zuckerfreier Getränke um vier Prozent anstieg.

Eine sogenannte "Limonadensteuer" gibt es bereits in vielen Ländern, darunter seit 2018 Großbritannien: Diese setzt bei der Schwelle von fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter an. Hersteller müssen dann 18 Pence (21 Cent) pro Liter zahlen, bei 8 Gramm Zucker oder mehr pro 100 Milliliter werden 24 Pence (28 Cent) pro Liter fällig. Seither ist nicht nur der Konsum zurückgegangen – auch Hersteller haben den Zuckergehalt reduziert. In der Europäischen Union erheben fünf Staaten eine Art von Zuckersteuer: Irland, Dänemark, Finnland, Frankreich und Ungarn. In 5 US-Städten gibt es seit ein paar Jahren eine Steuer auf gezuckerte Getränke – mit Erfolg. Die Käufe gingen um 33 Prozent zurück.

Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Life" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

Auf den Punkt gebracht

  • Eine neue Studie der Tufts University zeigt, dass zuckerhaltige Getränke wie Softdrinks, Limonaden und Fruchtsäfte weltweit Millionen von vermeidbaren Krankheiten verursachen, darunter 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herzerkrankungen allein im Jahr 2020.
  • Besonders betroffen sind Entwicklungsländer, wo der Konsum dieser Getränke stark vermarktet wird und die Bevölkerung oft weniger gut auf die langfristigen gesundheitlichen Folgen vorbereitet ist; Maßnahmen wie Zuckersteuern haben in einigen Ländern bereits zu einem Rückgang des Konsums geführt.
red
Akt.