Gesundheit

So wahrscheinlich wirst du krank

Ein neues statistisches Gen-Modell berechnet die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Das könnte wegweisend für die personalisierte Medizin sein.

Sabine Primes
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Gene können Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung geben.<br>
Gene können Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung geben.
Getty Images

Wie man heute weiß, ist das Auftreten von Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen multifaktoriell bedingt. Das bedeutet, dass sowohl Umwelteinflüsse, der persönliche Lebensstil als auch das individuelle genetische Profil daran beteiligt sind, ob und wann eine Krankheit ausbricht. Könnte man diesen Zeitpunkt, also das Alter, rechtzeitig berechnen, wäre die Krankheitsprognose wohl eine bessere, da bessere medizinische Vorkehrungen getroffen werden könnten. Die so genannte "Personalisierte Medizin" steht im Fokus der Forschung. Sie soll Erkrankten eine individuell zugeschnittene Behandlung ermöglichen.

Wie  "Nature Communications" berichtet, hat ein Forscherteam um Matthew Robinson vom Institute of Science and Technology Austria, ein mathematisches Modell entwickelt, das anhand großer DNA-Datenmengen das altersabhängige Krankheitsrisiko für Personen berechnet. Es kann zwar keinen direkten Zusammenhang zwischen bestimmten Genen und dem Ausbruch einer Krankheit etablieren, liefert aber eine gute Wahrscheinlichkeits-Prognose für den Ausbruch einer Krankheit. Damit lässt sich demnach zwar nicht sicher vorhersagen, dass der Betreffende erkranken wird, berechnet aber sein Risiko.

Umgang mit sensiblen Daten

Dieses Modell bringt - neben dem Vorteil der Risikoberechnung - auch einige Fragen punkto Datensicherheit und Datenschutz mit sich. Zur Durchführung dieser Studie musste zuerst die Erlaubnis der jeweiligen Ethikkommissionen eingeholt werden, um auf anonymisierte Patientendaten aus staatlichen Biobanken – große Sammlungen genetischer Patientendaten – sowohl in Großbritannien als auch in Estland zugreifen zu können. Sie verwendeten die Daten aus Großbritannien, um ihr Modell zu erstellen, und die Daten aus Estland, um dessen Vorhersagekraft zu testen. Letztere ergaben sogar erste personalisierte Risikoeinschätzungen für den Ausbruch von Krankheiten.

Dieses Modell könnte ein erster Schritt sein, um das volle Potenzial großer genomischer Datensätze auszuschöpfen und für die vorsorgliche Gesundheitsvorsorge zu nutzen. Ähnliches ist bereits jetzt bei Brustkrebs möglich. Mittels einer genetischen Analyse können Mutationen an den BRCA-1 und BRCA-2 Genen erkannt werden. Mutationen an diesen beiden Genen führen zu einer starken Risikoerhöhung, an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken. Nach dem heutigen Wissensstand liegt die Wahrscheinlichkeit bei einer Genveränderung, an Brustkrebs zu erkranken, bei bis zu 85%, und die Wahrscheinlichkeit, an Eierstockkrebs zu erkranken, bei bis zu 53%. Männer, die eine Veränderung im BRCA1- oder BRCA2-Gen tragen, haben ein erhöhtes Risiko im Laufe des Lebens an Brustkrebs oder Prostatakrebs zu erkranken. Manche Frauen lassen sich dann präventiv die Brust amputieren, um der Erkrankung zuvorzukommen. Prominentes Beispiel: Angelina Jolie.