Die Babler-Rechnung
So viel mehr Sozialgeld will SPÖ pro Kind auszahlen
Der Polit-Streit um die Mindestsicherung weitet sich aus. Jetzt kritisiert die ÖVP das SPÖ-Modell einer Kindergrundsicherung. "Heute" hat die Details.
4.600 Euro: So viel Mindestsicherung erhält eine syrische Großfamilie in Wien pro Monat. Das Spannende: Wäre die von der SPÖ und der Volkshilfe vorgeschlagene "Kindergrundsicherung" bereits in Kraft, wäre diese Summe noch höher und läge bei mehr als 6.000 Euro. Immerhin hatte auch SPÖ-Chef Andreas Babler bei der Präsentation des Modells Ende Mai gemeint, dass die Familien damit zwischen 1.200 und 2.000 Euro mehr pro Jahr haben würden.
SPÖ-Chef verteidigt Modell im TV
Erst im Sommergespräch auf Puls 24 am Dienstagabend hatte Babler das Konzept einmal mehr verteidigt. Aber was ist darin eigentlich genau vorgesehen? Es handelt sich um ein Drei-Säulen-Modell.
Das sind die drei "Säulen"
- Universalbetrag für alle Kinder Dieser beträgt zumindest 367 Euro pro Monat, abhängig von der Anzahl und dem Alter der Kinder. Vom Einkommen der Eltern ist dieser Universalbetrag unabhängig. Damit soll der "ungerechte Familienbonus" zu einem "fairen Kinderbonus Plus für alle Kinder" ausgebaut werden, formuliert es die SPÖ.
- Einkommensabhängige Leistung Um armutsbetroffene Kinder zusätzlich abzusichern, sollen sie eine Zahlung in der Höhe von maximal 27 Prozent des jeweils geltenden Netto-Ausgleichszulagenrichtsatzes (derzeit 312 Euro) pro Monat erhalten.
- Kostenfreie Infrastruktur Zusätzlich zu den Geldleistungen fordert die SPÖ ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kindergärten, den Gratis-Zugang zu Ferien- und Freizeitangeboten sowie eine flächendeckende Versorgung mit ärztlichem und therapeutischem Angebot.
Laut SPÖ sind in Österreich 1,1 Millionen Menschen von Ernährungsarmut betroffen, 240.000 Kinder leben in Haushalten, die nicht genug geheizt werden können und 40 Prozent können sich die Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder nicht mehr leisten. "Wem Kinderschicksale kein Herzensanliegen sind, dem muss zumindest das Hirn sagen, dass die Abschaffung von Kinderarmut eine wirtschaflich sinnvolle Investition ist", hatte Babler im Mai gesagt. Denn den Kosten der ersten und zweiten Säule in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro stünden 17 Milliarden Euro Folgekosten im Jahr durch Kinderarmut gegenüber.
Kanzler Nehammer sieht "Verhöhnung"
ÖVP-Chef Karl Nehammer kann dem Modell dieser Kindergrundsicherung trotzdem nichts abgewinnen: "Das Modell ist ein Angriff auf alle, die täglich aufstehen und zur Arbeit gehen. Es verhöhnt jene, die mit ihren Steuern unser soziales Netz finanzieren", sagt er im "Heute"-Gespräch. Und weiter: "Eine derartige Maßlosigkeit untergräbt die Grundlage unseres Sozialsystems und schadet dem sozialen Zusammenhalt."
FPÖ höhnt über ÖVP-SPÖ-Streit
Indes mischt auch FPÖ-Chef Herbert Kickl in der Debatte mit. Er bezeichnete in einer Aussendung den Konflikt zwischen Nehammer und Babler als "nicht mehr als Schattenboxen". Immerhin hätten SPÖ und ÖVP Österreich in diese Misere gebracht. "Hier streiten zwei Blinde über Farben", so der FPÖ-Chef. "Die finanziellen Auswüchse in Wien und auch die damit einhergehende Eskalation im Bereich der Sicherheitslage sind das Ergebnis einer Co-Produktion einer irrlichternden SPÖ-geführten Wiener Landesregierung und einer durchsetzungsschwachen ÖVP-geführten Bundesregierung."
„Hier streiten zwei Blinde über Farben.“
Dass sich Nehammer und "SPÖ-Obergenosse" Babler nun gegenseitig die Schuld für diese Entwicklung in die Schuhe schieben würden, sei "mehr als peinlich". Österreich hätte das Problem rund um die Mindestsicherung nicht, "wenn ÖVP und SPÖ seit 2015 nicht Horden an Asylforderern ins Land gelassen hätten". Einmal mehr forderte der SPÖ-Chef einen "Stopp dieser neuen Völkerwanderung" und eine "Festung Österreich".
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die SPÖ schlägt ein Modell für eine Kindergrundsicherung vor, das von der ÖVP kritisiert wird
- Laut dem Modell würden Familien mit Kindern zwischen 1.200 und 2.000 Euro mehr pro Jahr erhalten
- SPÖ-Chef Babler verteidigt das Konzept und argumentiert, dass die Abschaffung von Kinderarmut eine wirtschaftlich sinnvolle Investition sei, während ÖVP-Chef Nehammer das Modell als Verhöhnung der arbeitenden Bevölkerung ansieht