Nationalratswahl 2024
So berichten internationale Medien über Kickls Wahlsieg
Herbert Kickl ging aus der Wahl als Sieger hervor. Auch ausländische Medien analysieren nun das Ergebnis – was denkt die Welt über Österreich?
Nicht nur in Österreich ist die Nationalratswahl ein Top-Thema in der Medienlandschaft. Auch internationale Medienhäuser berichten über den Wahlsieg von Herbert Kickl (55) der mit 29% der Wählerstimmen am 29. September 2024 ein historisches Wahlergebnis einfahren konnte.
Der FPÖ-Chef machte mit seinem Triumph am Sonntagabend internationale Schlagzeilen. Am Morgen danach gibt es bereits etliche Berichte in internationalen Print- und Online-Blättern. Thematisiert werden vor allem die Beweggründe der Österreicher, Blau zu wählen, sowie die anstehenden Koalitionsverhandlungen.
Historischer FPÖ-Sieg bei der Wahl – so jubeln die Blauen
"Aufschwung der europäischen Rechten"
"Wird Österreich den Niederlanden nacheifern? Rechtsaußen Partei könnte größte Partei werden", schrieb die EU-weite Newsaggregator-Plattform "Upday" am Morgen des Wahltags. Mit der Einschätzung sind sie nicht die Einzigen die Österreichs Wahl als Teil eines europaweiten Rechtsrucks einordnen. "Sollte es der FPÖ gelingen, eine Regierung zu bilden, würde sie sich zu mehreren anderen Rechtsaußen Parteien gesellen, die in der EU an der Macht sind, darunter in Ungarn, Italien und den Niederlanden", fasst die "Washington Post" zusammen.
Cengiz Günay, Direktor des Österreichischen Instituts für internationale Politik, verriet gegenüber dem amerikanischen Medium zudem: "Der Trend ist eindeutig, dass die Rechtsaußen-Parteien stärker werden und die Mitte schwächer wird". Die Medien-Agentur Reuters titelt ihre Meldung zum Thema Kickl-Sieg: "Rechtsaußen gewinnt Österreich-Wahlen und verstärken den Aufschwung der europäischen Rechten" und attestiert damit ebenso die Veränderung der politischen Landschaft in der EU.
Darum wählte Österreich Blau
Die Analysen ausländischer Medienhäuser führen das starke Wahlergebnis Großteils darauf zurück, dass die FPÖ vor allem aufgrund von ihren Positionen in unsicheren Zeiten an Wählerstimmen gewinnen konnte. Auch die Unzufriedenheit mit der Schwarz-Grün Regierung ist ein Thema. Karl Nehammers (51) 'Starke Mitte'-Kampagne reichte laut "CNN" nicht dagegen aus: "Krisen wie die COVID-19-Pandemie, der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die daraus resultierenden steigenden Energiepreise und die Inflation kosteten sie Unterstützung."
Cengiz Günay analysiert in der "Washington Post" widerum in Richtung 'wir da unten gegen die da oben', womit er auf die allgemeine Unzufriedenheit im Land anspielt: "Das ist eine Art neuer Patriotismus 'gegen die alten Eliten da oben, die alles falsch gemacht und uns unsere Freiheiten genommen haben'." So auch das Fazit der "Süddeutschen Zeitung": "Unzufriedene machen die FPÖ zur stärksten Partei", urteilt die Zeitung mit der zweithöchsten Auflage in Deutschland.
Apropos Koalitionsverhandlungen
Ein weiteres Thema in der internationalen Medienberichterstattung ist die Schwierigkeit, mit der sich die anstehenden Koalitionsverhandlungen gestalten werden, da einige der Parteien vehement ausschließen, mit der FPÖ zusammen arbeiten zu wollen. "Die Bildung einer Koalition wird sich für Kickl, der eine spaltende Persönlichkeit ist, wahrscheinlich als kompliziert erweisen. Die Sozialdemokraten, die Grünen und die Neos haben alle eine Partnerschaft mit Rechtsaußen ausgeschlossen", bringt es die "BBC" auf den Punkt.
Das könnte bedeuten: "Ein freiheitlicher Bundeskanzler wäre der logische nächste Schritt. Besonders wahrscheinlich ist er dennoch nicht. Zum einen hat sich die FPÖ unter Kickl inhaltlich radikalisiert. Das Wahlprogramm enthält Punkte, die für Österreich einen Systembruch darstellten", weiß die "Neue Züricher Zeitung".
Herbert Kickls Leben in Bildern
Auf den Punkt gebracht
- Herbert Kickl hat die Nationalratswahl 2024 in Österreich mit 29% der Stimmen gewonnen, was international als Teil eines europaweiten Rechtsrucks gesehen wird
- Ausländische Medien analysieren die Gründe für den Wahlerfolg der FPÖ, darunter die Unzufriedenheit mit der bisherigen Regierung und die unsicheren Zeiten, und thematisieren die bevorstehenden schwierigen Koalitionsverhandlungen