Gesundheit

"Smart Water" überführt Täter bei häuslicher Gewalt

Ein Pilotprojekt in Großbritannien stellte Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, das ungewöhnliche Hilfsmittel zur Verfügung – mit Erfolg.
Sabine Primes
22.02.2022, 17:03

Gerade in der Pandemie sind die Fälle häuslicher Gewalt explosionsartig angestiegen. Etwa jede vierte Frau auf der Welt hat einer Studie zufolge mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt in einer Partnerschaft erfahren. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler nach der Auswertung von Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Und die Forschung hat gezeigt, dass die Pandemie Probleme, die zu Gewalt in der Partnerschaft führen, wie Isolation, Depressionen und Angstzustände sowie Alkoholkonsum verschärft und den Zugang zu Hilfsdiensten erschwert hat.

Den Täter überführen

Die britische Polizei probiert neue Technologien aus, um die Sicherheit von Frauen zu gewährleisten. In einem Pilotprojekt wurden im August 2021 "SmartWater-Pakete" an 200 Frauen, die bereits Opfer häuslicher Gewalt waren, in Yorkshire und Staffordshire (Großbritannien) verteilt. Diese enthielten einen tragbaren Kanister zum Sprühen, ein Gel für Türklinken und Tore sowie eine automatische Falle, die die Flüssigkeit versprüht, wenn sich jemand dem Haus nähert. SmartWater ist eine forensische Flüssigkeit, die nur unter ultraviolettem Licht sichtbar wird.

6 Wochen auf der Haut

Die Substanz bleibt bis zu sechs Wochen auf der Haut und noch viel länger auf der Kleidung und bringt den Täter eindeutig mit der spezifischen Wassercharge in Verbindung, die versprüht wurde. In der Vergangenheit wurde "SmartWater" zum Schutz von Eigentum und zur Abschreckung von Dieben eingesetzt, indem es auf hochwertige Gegenstände aufgetragen wurde. Wenn die Wertgegenstände gestohlen und später wiedergefunden werden, kann der ursprüngliche Besitzer nach einer Laboruntersuchung einer Probe ausfindig gemacht werden. Nach Angaben von SmartWater Intelligence Unit, das hinter dem Produkt steht, hat SmartWater dazu beigetragen, die Zahl der Wohnungseinbrüche um 25 Prozent zu senken, was zu über 5.000 weniger Einbruchsopfern geführt hat.

Rachael Oakley, die Leiterin der SmartWater Intelligence Unit, zur britischen BBC: "Jede Flasche enthält eine andere Menge dieser Partikel, und jede Charge ist einzigartig, was bedeutet, dass wir kategorisch sagen können, welche Charge der Flüssigkeit gefunden wurde."

Einsatz in Fällen von häuslicher Gewalt

Lee Berry, Detective Superintendent der Polizei von West Yorkshire, kam auf die Idee, SmartWater in Fällen von häuslicher Gewalt einzusetzen. Sie erklärte, dass häusliche Gewalt in der Regel schwer zu verfolgen sei und die meisten dieser Verbrechen hinter verschlossenen Türen stattfänden. "Es kann ein Wort gegen das andere stehen. Wir können jemanden zu einem bestimmten Ort zurückverfolgen, wenn wir ihn forensisch markieren. Dann wissen wir, wer der Täter ist", wurde Berry von der BBC zitiert.

Erste Verhaftung dank "Smart Water"

Ein Mann aus Wakefield, West Yorkshire, wurde mithilfe dieses neuen Instruments erstmals festgenommen. Er belästigte seine Ex-Partnerin und verstieß gegen die gerichtliche Anordnung. Als er versuchte, in das Haus zu gelangen, sprühte die Frau die Flüssigkeit auf ihn. Nach der Verhaftung wurde das Spray auf seiner Kleidung gefunden. Mittels Laboruntersuchungen konnte genau identifiziert werden, aus welcher Charge und aus welcher Gegend die Flüssigkeit stammte. So konnte der Verdächtige direkt mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden.

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