Politik

"Sicher nicht" – neuer SPÖ-Chef macht ORF-Wolf Ansage

Überraschungsmann Sven Hergovich (34) soll die SPÖ in NÖ nach der Wahl-Blamage aufrichten. Bereits am Montag stellte er sich im ORF Armin Wolf.

Rene Findenig
Schlug sich souverän in seinem "ZIB2"-Interview: Sven Hergovich mit Armin Wolf.
Schlug sich souverän in seinem "ZIB2"-Interview: Sven Hergovich mit Armin Wolf.
Screenshot ORF

Zuvor war er Obmann der Jungen Generation der SPÖ in Wien-Favoriten, nun übernimmt Sven Hergovich (34) die SPÖ Niederösterreich von Franz Schnabl. Kurz nach Bekanntgabe dieser "Neuaufstellung" der Partei stellte sich Hergovich am späten Montagabend in der "ZIB2" den Fragen von Moderator Armin Wolf – und ließ sich dabei trotz großer neuer Aufgabe und großem TV-Auftritt nicht überrumpeln. Sei es kein etwas großer Sprung zum SPÖ-Chef von Niederösterreich, wollte Wolf wissen. Er sei nicht nur in Niederösterreich geboren, sondern arbeite auch für das Land Niederösterreich und wolle in der Politik der Sozialdemokratie wieder die arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt stellen, so der designierte Parteichef.

Sei seine politische Unerfahrenheit kein Nachteil? Keineswegs, er bringe einen "frischen Blick" mit und könne unvoreingenommen unterschiedliche Flügel, Bezirke und Interessen einen, so Hergovich. Welche Fehler Schnabl gemacht habe, was er besser könne? Wo gearbeitet würde, "passieren Fehler", so der neue Parteichef, er werde aber "sicher nicht" seinem Vorgänger, der ihn als Parteichef vorgeschlagen habe, nun öffentlich etwas ausrichten. Sei er eher im Team von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil oder Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler? Er sei "Team Niederösterreich", komme nicht auf die Idee, anderen Bundesländern etwas auszurichten, so der SPÖ-Mann.

"Sie müssen sich in der Fragestellung schon noch entscheiden"

Auch Nachfragen in diese Richtung ließ Hergovich souverän an sich abprallen: "Wenn jeder vor der eigenen Haustür kehrt, wird die ganze Straße sauber", so Hergovich, er pflege zu Babler und Doskozil ein "gutes Gesprächsverhältnis" und "am Ende des Tages sind wir alle Drei Sozialdemokraten". Moderator Wolf ließ nicht locker, wollte von Hergovich wissen, ob er Pamela Rendi-Wagner als ideale Spitzenkandidatin für die nächste Wahl sehe, weil er ja "seit vielen Jahren" in der SPÖ politisch engagiert sei. Hergovich konterte: "Also einmal bin ich sozusagen ganz neu, einmal bin ich erfahren, ich glaub da müssen Sie sich in der Fragestellung schon noch entscheiden." Wolfs Antwort: "Das glaube ich krieg ich hin."

"Natürlich unterstütze ich unsere gewählte Bundesparteivorsitzende", so Hergovich schließlich. In Niederösterreich gehe es ihm aber jetzt vor allem darum, mit allen Parteien Gespräche zu führen. "Aber eins möchte ich schon ganz klar sagen", so Hergovich, von ihm würden die SPÖ-Mandatare keine Freigabe dazu bekommen, FPÖ-Chef Udo Landbauer zum Landeshauptmann zu wählen, "das geht sich für uns nicht aus". Und Landbauer als Landeshauptmann- oder Landeshauptfrau-Stellvertreter? Das müssten die Gespräche zeigen, so Hergovich, der auch eine Koalition mit der FPÖ nicht von vornherein ausschließen wollte. "Alles andere wäre auch absurd", so Hergovich, wenn eine andere Partei SPÖ-Inhalte unterstützen wolle, werde er sich nicht dagegen verschließen.

"Zurzeit" nicht die richtige Spitzenkandidatin

Zu Wort kam schließlich auch der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina. Anders als Hergovich ortete dieser schon, dass Rendi-Wagner als SPÖ-Chefin wackle, die Chancen auf ihre Spitzenkandidatur bei der nächsten Wahl stünden "50:50". Die Kandidatendiskussion in der SPÖ werde noch nicht vorbei sein, so Kalina, dabei täte die Partei aber gut daran, wieder Wahlen gewinnen zu wollen – darum gehe es derzeit einigen Beteiligten aber nicht. Die SPÖ brauche zudem eine "inhaltliche Neuausrichtung", und auch zu Parteien wie der FPÖ müsse man "ein normales Verhältnis" pflegen, wie es etwa Hergovich ausgedrückt habe.

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    <a data-li-document-ref="100248622" href="https://www.heute.at/g/franz-schnabls-persoenliche-erklaerung-100248622"><strong>Franz Schnabl</strong></a>&nbsp;(r.) trat am 30. Jänner 2023 nach dem Wahldebakel als SP-NÖ-Chef zurück. <a data-li-document-ref="100252282" href="https://www.heute.at/g/-100252282"><strong>Sven Hergovich</strong></a> (34, l.), bisher Landesgeschäftsführer des AMS NÖ, übernimmt die angeschlagene Partei.
    Franz Schnabl (r.) trat am 30. Jänner 2023 nach dem Wahldebakel als SP-NÖ-Chef zurück. Sven Hergovich (34, l.), bisher Landesgeschäftsführer des AMS NÖ, übernimmt die angeschlagene Partei.
    Screenshot ORF

    Rendi-Wagner sei jedenfalls "zurzeit" nicht die ideale Spitzenkandidatin, so Kalina. Ein solcher Politiker oder eine solche Politikerin müssten den Menschen das Gefühl geben, für etwas "zu brennen" und mit klaren Worten im Gedächtnis bleiben – das würden derzeit nur FPÖ-Chef Herbert Kickl und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger schaffen.

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      Großer Gewinner war die FPÖ mit 25,0 Prozent (+10,3). Die Blauen überholten damit die SPÖ und belegen den zweiten Platz.
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      Thomas Lenger