Gesundheit

Seltene Long-Covid-Komplikation – Mann hat lila Beine

Ärzte berichten nun in einer neuen Studie von einer seltenen Long-Covid-Komplikation: der dauerhaften Blaufärbung der Hände oder Beine.

Sabine Primes
Die Beine des Patienten 0 Minuten (A), 2 Minuten (B) und 10 Minuten (C) nach dem Aufstehen.
Die Beine des Patienten 0 Minuten (A), 2 Minuten (B) und 10 Minuten (C) nach dem Aufstehen.
The Lancet

Die Pandemie haben wir zwar überstanden, jedoch hat sie unser Leben nachhaltig geprägt – in vieler Hinsicht. Körperlich berichten manche von angeblichen Impfschäden und auch für Long-Covid-Betroffene hat sich das Leben maßgeblich verändert. Ärzte haben jetzt den Fall eines Mannes beschrieben, dessen Beine sich lila färbten, was als seltene Komplikation bei Long Covid gilt.

Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS)

Der 33-Jährige wurde in eine Spezialklinik überwiesen, nachdem er sechs Monate lang unter dem ungewöhnlichen Symptom gelitten hatte. Eine Minute nach dem Aufstehen begannen sich die Beine des Patienten zu röten und wurden mit der Zeit zunehmend blau, wobei die Venen stärker hervortraten. Nach 10 Minuten war die Farbe viel ausgeprägter, und der Patient beschrieb ein schweres, juckendes Gefühl in seinen Beinen. Seine ursprüngliche Farbe kehrte zwei Minuten nach der Rückkehr in eine nicht stehende Position zurück.

Blutdruck und Puls des Patienten wurden vom Team im Liegen und nach 8 Minuten im Stehen gemessen. Im Liegen war er im normalen Bereich, aber im Stehen mit 127 Schlägen pro Minute erhöht. Der Mann berichtete über weitere Symptome, wie z. B. das Gefühl, benebelt und zittrig zu sein, was auf ein (POTS) hindeutete. Bedingt durch die Schwerkraft bewegt sich beim Aufstehen ein Teil des Blutes im Körper nach unten. Der Körper gleicht dies aus, indem er die Herzfrequenz leicht erhöht und die Blutgefäße verengt, um die Sauerstoffzufuhr zu Herz und Gehirn zu gewährleisten. "Wenn Sie an POTS leiden, finden diese automatischen Veränderungen nicht statt", erklärt die British Heart Foundation auf ihrer Website. "Wenn Sie sich in eine aufrechte Position begeben, sinkt die Blutzufuhr zu Ihrem Herzen und Ihrem Gehirn, und Ihre Herzfrequenz erhöht sich, um dies auszugleichen und den Blutfluss zu erhöhen."

Der Patient war 18 Monate vor der Untersuchung bestätigterweise an COVID-19 erkrankt sowie ein halbes Jahr später vermutlich ein weiteres Mal. Nach den Infektionen wurde er wegen Erschöpfungszuständen, Muskelschmerzen, Hirnnebel und anderen Symptomen, die mit Long Covid einhergehen, von einer anderen Fachklinik untersucht, was zu dieser Diagnose führte. Das Team schreibt in seinem Beitrag, dass es "zunehmend Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Long Covid und POTS-Dysautonomie" gibt, die nach Virusinfektionen auftreten kann.

Das vegetative Nervensystem regelt Funktionen im Körper, die automatisch ablaufen. Dazu gehören Atmung, Herzschlag und Verdauung. Wenn das nicht richtig funktioniert, kann es zu Problemen mit der Atmung, dem Herzschlag, dem Blutdruck und der Kontrolle der Blase kommen. Dann spricht man von einer Dysautonomie.

Akrozyanose

In einer früheren Studie wurde POTS bei 20 zuvor gesunden Patienten nach einer COVID-19-Infektion festgestellt. "Dies war ein auffälliger Fall von Akrozyanose bei einem Patienten, bei dem dies vor seiner Corona-Erkrankung nicht aufgetreten war", so Dr. Manoj Sivan, Mitautor der Studie. Unter Akrozyanose versteht man eine dauerhafte, schmerzlose Blaufärbung der Hände oder Beine.

"Patienten, bei denen dies auftritt, sind sich möglicherweise nicht bewusst, dass es sich um ein Symptom einer Long Covid und Dysautonomie-Erkrankung handeln kann, und sind möglicherweise besorgt über das, was sie sehen. Ebenso sind sich Mediziner möglicherweise nicht des Zusammenhangs zwischen Akrozyanose und Long Covid bewusst".