Blutserie an Obdachlosen 

Schwester getötet – da zerbrach Welt von Verdächtigem 

Der Mord im März 2021 an seiner Schwester (4) habe den damals 14-Jährigen verändert: Schul-Abbruch, Drogen, Menschenjagd.

Schwester getötet – da zerbrach Welt von Verdächtigem
Der Tatverdächtige (17) wurde von mehreren Beamten begleitet.
Heute

Ein 17-Jähriger steht im Verdacht (es gilt die Unschuldsvermutung), zwei Obdachlose im Juli 2023 in Wien wahllos getötet und eine Unterstandslose im August 2023 in Wien schwer verletzt zu haben. 

Am Montag (11. Dezember 2023) verblüffte der Teenager schließlich selbst erfahrene Ermittler, als er plötzlich bei der Polizei in Wien hineinmarschiert war und offenbarte: "Ich bin der Obdachlosen-Killer". Die Exekutive stellte in der Folge auch das bestens versteckte Tatmesser in einer Couch sicher, nahm den 17-Jährigen fest.

Scheidung - erneut Kinder

Doch nicht einfach so wurde aus einem stillen, introvertierten, guten Schüler ein eiskalter Serien-Killer. Der Bursch aus solidem Elternhaus dürfte unter der frühen Trennung seiner Eltern sehr gelitten haben. Beide Elternteile fanden neue Partner und wurden zudem wieder Eltern. Der damals 10-Jährige soll seine "neue Schwester" rasch ins Herz geschlossen haben.

Nur das Verhältnis zur 29-jährigen Stiefmutter soll getrübt gewesen sein. "Ich merkte schnell, dass sie mich nicht mochte und als Eindringling betrachtete. Obwohl ich mich bestens mit meiner Halbschwester vertrug. Ich fand es schön, sie umsorgen zu können, ich liebte sie einfach abgöttisch. So sehr, wie ich noch nie zuvor wen geliebt hatte", soll der verdächtige Killer unter Tränen seinem Anwalt Manfred Arbacher-Stöger bei dessen Besuch am Donnerstag in der Justizanstalt Wien-Josefstadt anvertraut haben, berichtet die "Kronen Zeitung".

Stiefmutter erschoss "Liebe seines Lebens"

Aber ein Tag im März 2021 soll das Leben des damals 14-jährigen Schülers völlig auf den Kopf gestellt haben: Die Stiefmutter (29) soll Ende März 2021 in einem Waldstück im Weinviertel die 4-Jährige erschossen und dann sich selbst gerichtet haben.

Diese Gräueltat an der Kleinen habe ihn zerstört, so der 17-Jährige in U-Haft gegenüber seinem Anwalt. Die Folge: Abbruch des Gymnasiums, er hielt sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Mit 16 habe er schließlich begonnen, Drogen zu nehmen. "Wenn ich drauf war, spürte ich keine Schmerzen - und wurde immer kälter", so der Bursche in der "Krone".

"Menschenjagd" ab Juni

Und im Zustand der völligen Gefühlskälte soll der Teenager ab Juni regelrecht auf "Menschenjagd" gegangen sein, stundenlang Obdachlose verfolgt und dann schlussendlich auch zwei Menschen getötet und eine Frau schwer verletzt haben. Im September eskalierte zudem zu Hause die Lage: Wieder bei seiner leiblichen Mutter wohnend, soll der Teenager die Mitt-Fünfzigerin schwer verprügelt haben, die Wienerin musste ins Spital. Deswegen musste der 17-Jährige bereits am Mittwoch (13.12.) am Wiener Landl auf die Anklagebank.

Gegenüber seinen leiblichen Eltern soll sich der Verdächtige stets unauffällig "normal" verhalten haben - obwohl der Jugendliche angeblich bereits seit seinem zehnten Lebensjahr in engem Austausch mit dem Jugendamt gestanden haben soll.

Meine Eltern kennen mich nicht, ich kenne mich selbst nicht
Tatverdächtiger 17-Jähriger
zu seinem Anwalt

"Meine Eltern kennen mich nicht, ich kenne mich selbst nicht", so der Inhaftierte gegenüber seinem Anwalt, der diese Aussage der "Krone" überlieferte. Überhaupt sei das Auftreten des 17-Jährigen in der U-Haft ganz anders gewesen als am Vortag beim Prozess am Landl: Vor Gericht in Wien am Mittwoch hatte der Beschuldigte den eiskalten Killer gespielt, provokant gegähnt, am Tag darauf sei er tief unglücklich und weinerlich am Bett seiner Einzelzelle der Justizanstalt Josefstadt gekauert.

Obdachlosen-Killer nach Prügel für Mutter vor Gericht - die Bilder:

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    Flankiert wurde der Verdächtige von sechs Justizwachbeamten.
    Flankiert wurde der Verdächtige von sechs Justizwachbeamten.
    Denise Auer

    Denn seitdem er bei einem Mini-Job in Oberösterreich ein Mädchen kennengelernt hatte, war die ersehnte Geborgenheit da und der Hass und Zorn weg. "Ich habe eine Art Wandel durchlebt, bereue auch meine Taten." Und die neue Liebe soll schließlich nicht unmaßgeblich am Geständnis des mutmaßlichen Obdachlosen-Killers gewesen sein.

    Bis zu 15 Jahre gesiebte Luft

    Jetzt sind jedenfalls die Gutachter am Zug und müssen feststellen, ob der bei den Bluttaten erst 16-Jährige zurechnungsfähig war oder nicht. Je nachdem blüht dem Jugendlichen eine Einweisung in eine forensische Anstalt. Zudem droht dem Teenager eine Haftstrafe bis zu 15 Jahren.

    Akt.