Noch immer ist kein Ende der Grippewelle in Sicht. "Wir haben aktuell immer noch eine sehr starke und weiterhin zunehmende Influenzavirusaktivität in Österreich", erklärt Monika Redlberger-Fritz im "Heute"-Gespräch. Die Virologin leitet das Diagnostische Influenzanetzwerk Österreich (DINÖ) an der MedUni Wien.
Demnach dominieren die Influenza-Stämme A(H1N1)pdm09 und Influenza B(Victoria) mit etwa 60 Prozent nach wie vor das Infektionsgeschehen im ganzen Land. Daneben grassieren vor allem Rhinoviren, Metapneumoviren und mittlerweile auch das Respiratorische Syncytial-Virus (RSV), bei dessen Verbreitung es zuletzt einen leichten Anstieg gab.
Doch nicht nur das, auch Pneumokokken haben in den Wintermonaten unter anderem aufgrund der Grippe-Saison ein leichteres Spiel. "Ist die Schleimhaut bereits durch ein Virus angegriffen und das Immunsystem geschwächt, kann es leicht sein, dass für die Abwehr anderer Viren oder eben Bakterien zu wenig Kapazität da ist und es kann zu einer Doppel- oder Co-Infektion kommen", so die Virologin.
„Muss der Körper gegen zwei oder mehr Feinde ankämpfen, kann das zu einem sehr schweren Krankheitsverlauf führen.“Monika Redlberger-Fritz
Das sei bei kleinen Kindern, die noch kein so ausgeprägtes Immunsystem haben, besonders häufig zu beobachten. Dabei komme es für gewöhnlich zu einer Doppelinfektion mit einem Influenzavirus und einem Rhinovirus oder einem anderen Virus - aber die Influenza spiele hier in der Regel immer mit: "Muss der Körper gegen zwei oder mehr Feinde ankämpfen, kann das zu einem sehr schweren Krankheitsverlauf führen."
Gleiches gelte für Pneumokokken, die eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung hervorrufen können. "Nachdem der Körper ein Virus bekämpft hat, steigt die Gefahr einer Pneumokokkeninfektion aus demselben Grund: Die Schleimhaut ist bereits angegriffen und kann das Eindringen von Bakterien nicht mehr verhindern."
„Nachdem der Körper ein Virus bekämpft hat, steigt die Gefahr einer Pneumokokkeninfektion.“Monika Redlberger-Fritz
Das kann gefährlich werden, zu Spitalsaufenthalten oder trotz Therapie mit Antibiotika und Intensivmedizin sogar zum Tod führen, warnt der Verband der Impfstoffhersteller. Davon betroffen sind meistens Kinder und ältere Menschen.
Verhindern kann das jedoch eine präventive Impfung. "Sie wird allerdings viel zu wenig in Anspruch genommen, unter anderem auch deswegen, weil die Kosten von der Bevölkerung selbst getragen werden müssen", betonte ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel. Für gesunde Personen ab 60 wird eine Impfung mit zwei verschiedenen Impfstoffen im Abstand von einem Jahr empfohlen. Eine Wiederholung ist nicht vorgesehen. Durch die Immunisierung lassen sich viele Fälle von bakterieller Lungenentzündung verhindern.