Austro-Rechtsextremist

Schweizer Polizei will Martin Sellner an Grenze stoppen

Identitären-Rechtsextremist Martin Sellner will im März in Zürich einen Vortrag halten. Die Schweizer Polizei fordert eine Einreisesperre für ihn.

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Schweizer Polizei will Martin Sellner an Grenze stoppen
Sprecher der Identitären Bewegung Österreich (IBÖ) Martin Sellner zwischen brennenden Fackeln während eines Auftritts am Brunnenmarkt in Wien 2021.
ALEX HALADA / picturedesk.com

Er will zugewanderte Menschen aus Europa werfen, in unseren Nachbarländern will man ihn dafür nicht sehen: Identitären-Gründer Martin Sellner (35) soll im März in die Schweiz kommen. Das bestätigt er in einem Video auf X gleich selbst: "Deutschland will mich nicht, also komme ich einfach in die Schweiz." An einer Veranstaltung in der Region Zürich soll er einen Vortrag über "Ethnische Wahl und Remigration" abhalten.

Hinter letzterem absichtlich harmlos klingenden Kunstbegriff der rechten Szene steht nichts anderes als die geplante Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland.

Eingeladen wurde der früher bekennende Neonazi ("Jugendsünde", siehe Infobox) offenbar von der rechten Gruppierung "Junge Tat". Diese verbreitet auf Telegram und X einen Informationsflyer zum Vortrag.

Martin Sellner – Posterboy der jungen Rechten

Der 35-jährige Martin Sellner ist in der rechten Szene im deutschsprachigen Raum bestens bekannt. Er fiel 2006 erstmals polizeilich auf, als er einen Hakenkreuz-Kleber an einer Synagoge nahe Wien anbrachte. In einem Interview mit dem Magazin "Zeit Campus" von 2017 bestätigte er, dass er bis 2011 Neonazi gewesen sei – dies nun aber als "Jugendsünde" bezeichne. Ab 2012 war er maßgeblich an der Gründung der rechtsextremen "Identitären Bewegung" (IB) in Österreich beteiligt. Auch in der Schweiz gibt es einen aktiven Ableger der Gruppierung.
Die IB und Sellner propagieren, die völkische oder wahlweise europäische Kultur vor einer angeblichen Bedrohung durch andere Ethnien verteidigen zu wollen.
2017 war die Gruppierung mit einem Boot auf dem Mittelmeer unterwegs, das die Aufschrift "Defend Europe" trug. Damit wollte sie Flüchtende daran hindern, nach Europa zu gelangen. Für Aufsehen sorgte auch eine Spende im Jahr 2018: Sellner hatte 1.500 Euro von Brenton Tarrant erhalten – dieser beging knapp ein Jahr später einen Massenmord an 50 Personen im neuseeländischen Christchurch. Die österreichischen Behörden leiteten eine Untersuchung ein, stellten diese mangels Beweisen einer Verbindung zu Sellner später ein.

Polizei fordert Einreisesperre beim Bund

Doch die Kantonspolizei Zürich und das Fedpol haben Wind von der Sache bekommen – und sind nun aktiv geworden. Die Kantonspolizei Zürich bestätigt am Freitag gegenüber "20 Minuten": Sie hat beim Bund eine Einreisesperre für Martin Sellner gefordert. Eine Anfrage ans Fedpol blieb bisher unbeantwortet.

Auch in Deutschland wird derzeit ein Einreiseverbot für Martin Sellner erwogen. Auslöser dafür war seine Teilnahme an einem Treffen in Potsdam im November, an dem unter anderem AFD- und Werteunion-Mitglieder teilnahmen. Das Treffen publik gemacht hatte das investigative Medienhaus "Correctiv". Massendemos gegen Extremismus waren die Folge. Mehr dazu hier: 

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