Klimaschutz

Das rechte Netzwerk hinter "Anti-Greta" Naomi

Heute Redaktion
Teilen

Verschleierte Geldflüsse, pseudowissenschaftliche Argumente und die Beeinflussung der Öffentlichkeit: Die Vorwürfe gegen einen US-Thinktank sind vielfältig.

Greta Thunberg ist eine Marionette, sagen Gegner der schwedischen Aktivistin. Sie behaupten, dass die 17-Jährige von nebulösen Hintermännern gesteuert wird, die ihre eigenen finanziellen Interessen verfolgen. Wie ein Bericht der ZDF-Sendung "Frontal21" in Kooperation mit der Investigativ-Plattform "Correctiv" belegt, dürfte es sich genau umgekehrt verhalten. Leugner der Klimakrise, finanziert von der Industrie, wollen Influencer aufbauen, um Zweifel an den Erkenntnissen internationaler Klimaforscher zu säen.

Wie berichtet, soll die 19-jährige Deutsche Naomi Seibt vom US-Thinktank Heartland Institute als YouTuberin gegen das Weltklimaabkommen etabliert werden. Die Finanzierung des Instituts stammte in der Vergangenheit etwa vom Murray Energy Konzern, Exxon Mobil, den Koch-Brüdern oder der Mercer-Stiftung. Heartland entwickelt Kommunikationsstrategien, die den menschengemachten Klimawandel infrage stellen. In den letzten Jahren hatte die Organisation auch mit Finanzierung großer Tabakkonzerne die Gefahr des Passivrauchens heruntergespielt.

Desinformation gegen Geld

Die nun veröffentlichte Undercover-Recherche der Reporter Katarina Huth und Jean Peters zeigt, wie das libertär bis rechte Netzwerk der Klimawandelleugner organisiert ist, wie es Geldflüsse verschleiert und Desinformation streut.

Als "PR-Berater im Auftrag der Autoindustrie" getarnt trafen die Journalisten auf James Taylor, den Chefstrategen des Heartland Institute. Im Rahmen einer Gegenkonferenz während des Klimagipfels in Madrid 2019 soll er laut dem Bericht offen darüber gesprochen haben, wie "Klienten" Wege nutzen können, um über ein System der Verschleierung anonym Geld an das Heartland Institute zu schleusen.

Im Gegenzug würden Pseudo-Wissenschaftler Thesen gegen den Klimaschutz verbreiten. Um ein junges Publikum zu erreichen, soll die 19-jährige YouTuberin Nami Seibt als Anti-Greta aufgebaut werden. Auch sie soll an diesem Abend dabei gewesen sein.

Das Angebot

Nach dem Gespräch übermittelte Taylor den "PR-Beratern" ein Angebot, welche Leistungen das Heartland Institute gegen viel Geld anbieten könne. In dem Konzept entwirft er eine Kampagne, wie man in Deutschland den Ausbau der Elektromobilität oder die Schließung von Atom- und Kohlekraftwerken mit Kommunikation sabotieren könnte. Als Unterstützung könnten der AfD-nahe Klimaleugner-Verein EIKE und Naomi Seibt dienen.

In einem Vorgespräch hatte Taylor indirekt die Möglichkeit angeboten, der jungen Frau Inhalte für Videos vorzugeben. Zwar müsse die YouTuberin zustimmen und sich mit dem Gesagten wohl fühlen, aber er sei sicher, dass man "das Gleiche" wolle. Auf Nachfrage erklärte Taylor, dass man "Stichpunkte, Schlagworte, die Art und Weise, etwas zu präsentieren" definieren könne. Weder Taylor noch Seibt antworteten auf eine offizielle Anfrage der Reporter nach der Recherche.

Das "Correctiv"-Fazit: "Inhalte gegen Geld. Es ist ein Deal wie in der Werbe-Industrie. Nur, dass es hier um Politik geht."