Österreich-News
Schlepperbande kassiert 4.000 Euro pro Flüchtling
Ermittlungen gegen eine besonders menschenunwürdig agierende Schleppergruppe sind abgeschlossen. Die Polizei nahm zehn Verdächtige in Haft.
Im Juni 2022 löste die Festnahme eines mutmaßlichen Schleppers auf der Südautobahn (A2) weitreichende Ermittlungen aus. Beamte der Fremden- und Grenzpolizei entdeckten damals einen verdächtigen Kastenwagen und wollten diesen für eine Kontrolle anhalten. Sofort trat der Lenker des Wagens auf das Gaspedal und lieferte sich eine brandgefährliche Verfolgungsjagd mit der Polizei. Als es schließlich gelang, den 27-jährigen afghanischen Lenker, der in Deutschland lebt, 14 Personen, die eng zusammengepfercht im Laderaum des Kastenwagens transportiert wurden.
"Der Lenker stand somit im Verdacht, den illegalen Transport als Mitglied einer Schlepperorganisation von Wien, mit dem Ziel Italien, durchgeführt zu haben. Er wurde festgenommen", so die Polizei. Gemeinsam mit Ermittlern aus Italien und Deutschland konnten insgesamt neun weitere Männer, die in Deutschland als Asylwerber registriert waren, ausgeforscht werden. Acht der verdächtigen Personen im Alter zwischen 31 und 37 Jahren mit iranischer und irakischer Staatsbürgerschaft wurden nach Ausstellung von internationalen Haftbefehlen nach Österreich ausgeliefert.
Rund 4.000 Euro pro Person kassiert
Sie befinden sich in der Justizanstalt Graz-Jakomini in Untersuchungshaft. Einer der Verdächtigen ist noch in Deutschland in Haft und wird nach Österreich ausgeliefert werden. Der 27-jährige Lenker vom allerersten Vorfall wurde bereits zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Ermittlungen förderten zudem brisante Fakten zutage: Allein vom Frühjahr bis zum Herbst 2022 soll die Gruppe mehrere Hundert Personen aus der Slowakei oder Tschechien über Österreich nach Italien und Deutschland geschleppt und dabei pro Flüchtling rund 4.000 Euro kassiert haben.
Die Ermittler gehen von einem "Gesamtgewinn" von rund einer Million Euro aus. "Die Schleppungen dürften unter menschenunwürdigen und teils lebensbedrohlichen Umständen für die Migranten vorgenommen worden sein", so die Polizei. Die meist aus Pakistan, Bangladesch, Türkei und Afghanistan stammenden Personen mussten offenbar über mehrere Stunden in den Laderäumen von Kleintransportern ohne ausreichend Platz, ohne entsprechende Sitze oder Rückhalteeinrichtungen sowie ohne Versorgung mit Wasser oder Lebensmittel und ohne ausreichend Frischluft ausharren.