"Glaub an Österreich"
"Rubel rollt" – Nehammer-Panne bei neuer Kampagne
Kaum gestartet, mussten die ÖVP und Kanzler Karl Nehammer eines ihrer "Glaub an Österreich"-Sujets wegen einer peinlichen Panne löschen.
Als hätte Bundeskanzler Karl Nehammer mit "Glaub an Österreich"-Kampagne nicht bereits für genug Irritationen gesorgt. In Zeiten der Krise will er künftig das Gemeinsame, das Positive betonen: "In den vergangenen Jahren haben die Menschen in Österreich viel erlebt. Gemeinsam haben wir jede Hürde gemeistert und alle Herausforderungen gestemmt – mehr noch: Österreich gehört in vielen Gebieten europaweit und sogar weltweit der Spitze an. Österreich ist großartig, genauso wie die Menschen in diesem Land. Wir glauben daran, dass wir gemeinsam jede Herausforderung meistern können", erklärte die Volkspartei die Hintergründe. Angelehnt ist das ganze an ein Zitat aus der legendären Weihnachtsrede 1945 durch den damaligen Kanzler Leopold Figl – Nehammers erklärtes persönliches Vorbild.
Der erste Sturm der Entrüstung an diese historischer Anbiederung ist bereits abgeebbt, doch nun flog der ÖVP ein kleines, aber feines Detail auf einem der präsentierten Sujets erneut um die Ohren. Als Nehammer dieses auf seinem persönlichen Profil auf X, dem ehemaligen Twitter, bewarb, entdeckten aufmerksame Betrachter eine bizarre Unstimmigkeit.
"Platz 2 bei den Anti-Teuerungsmaßnahmen in der EU. Glaub an Österreich", ist auf einem der VP-Sharepics zu lesen. Für Aufregungen sorgt aber nicht die Schlagzeile, sondern das verwendete Hintergrundbild, das eine Familie beim Füttern eines Sparschweins zeigt (siehe Bildstrecke oben). Die gezeigten Münzen sind keine Euro, sondern ausgerechnet russische Rubel.
Eine kurze Überprüfung zeigt, dass das Bild tatsächlich aus Russland stammt. Angeboten wird es von einem gewissen Evgeny Atamanenko über eine Stockfoto-Agentur. Die dazugehörige Fotoserie zeigt im Vollen einen älteren Mann mit zwei lachenden Kindern beim Befüllen des Sparschweins. Die ÖVP wählte daraus offensichtlich dieses:
"Läuft… bzw. rollt. Der Rubel rollt", ätzte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger in Reaktion auf den türkisen Fauxpas. Die pinke Politikerin hatte erst am Vorabend die Regierung wegen der immer noch bestehenden Gas-Abhängigkeit von Russland scharf kritisiert: "Wir unterstützen die Ukraine mit 800 Millionen Euro – das ist gut – gleichzeitig überweisen wir aber das Zehnfache an Russland für Gas." Österreichisches Geld, mit dem Wladimir Putin auch seine Invasion finanziere.
Diese Abhängigkeit verdankt das Land unter anderem der ÖVP, genauer Sebastian Kurz. Dieser hatte frühzeitig mit Putin Gaslieferverträge bis 2040 ausgehandelt – zehn Jahre (!) vor dem Auslaufen des bestehenden Vertrages.
Nicht nur, dass die Laufzeit übermäßig lange angesetzt wurde, die "Take or Pay"-Klauseln verpflichten die OMV zur Zahlung, selbst wenn das Gas nicht mehr benötigt wird.
Foto gelöscht
Kanzler Nehammer hat das entsprechende Rubel-Foto bereits wieder von seinem X-Profil gelöscht. Auch auf den Social-Media-Kanälen der Volkspartei ist davon keine Spur mehr zu finden. War es Unachtsamkeit, oder doch ein Freud'scher? Die Hintergründe der Panne bleiben jedenfalls unklar.
Update 27. September: Nehammer postete eine neue Version des Sujets auf Facebook. Das Motiv bleibt ähnlich: eine Frauenhand mit lackierten Nägeln, die ein Sparschwein füttert. Dieses Mal dezidiert mit einer 1-Euro-Münze.
Türkise CDU startet mit Panne
Apropos Türkis. Die deutsche CDU hat sich nun ebenfalls einen neuen Anstrich im Kurz-Stil verpasst. Dazu wurde feierlich auch ein neuer Imagefilm präsentiert, der sich für die Union zum Griff ins Klo entwickelte.
Denn während im mittigen Bild ein Mädchen vor einem Windrad-Modell sitzt, thront im Bild ganz rechts ein Gebäude mit einer markanten Glaskuppel. Dabei handelt es sich aber nicht etwa um das deutsche Regierungsgebäude, den ikonischen Reichstag, sondern den Palast des georgischen Präsidenten ...