Politik

Rotkreuz-Chef hält Asyl-Thema für "aufgebauscht"

Trotz 90.000 Asylanträgen pro Jahr in Österreich sieht Rotkreuz-Chef Schöpfer den Vergleich mit der Flüchtlingskrise 2015 nicht für angebracht.

Roman Palman
Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer.
Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer.
Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Rund 90.000 Asylanträge pro Jahr (!) zählen die österreichischen Behörden aktuell, die Quartiere platzen aus allen Nähten, was jüngst in der hitzig debattierten Aufstellung von Dutzenden Asyl-Zelten in mehreren Bundesländern gipfelte. Das Rote Kreuz betreut selbst rund 2.500 Geflüchtete im Land.

Präsident Gerald Schöpfer fordert in einem Interview mit dem Ö1 "Journal um acht" am Freitag nun konkrete Lösungen von der Politik nicht nur auf EU-Ebene, sondern auch in Österreich selbst: "Es müsste doch gelingen, dass Bund und Länder sich absprechen und die vereinbarten Quoten eingehalten werden".

Debatte "aufgebauscht"

Die Debatte über die aktuelle Situation sei aber "aufgebauscht", findet Schöpfer. Der vielfach gezogene Vergleich mit 2015 sei nicht angebracht, da die Zahl der Asylanträge zwar ähnlich hoch sei, doch damals sei über eine Million Menschen durch Österreich gezogen. Auch heute würden nur 60 Prozent aller Antragssteller überhaupt im Land bleiben wollen.

Scharfe Kritik äußert er an einer von Altkanzler Sebastian Kurz gern genutzten Phrase: "Wenn jemand sagt: 'Die Balkan-Route ist geschlossen'. Da muss man sagen: 'Das stimmt einfach nicht!'" Österreich sei Teil dieser Balkan-Route.

Auch der Rotkreuz-Chef weiß, dass nicht alle Migranten auch tatsächlich einen Fluchtgrund haben. Als positiven Schritt der Regierung bezeichnet er die Koordination mit Serbien samt Visumspflicht, um den kuriosen Massenansturm an Indern einzudämmen.

"Tausende Beispiele"

Schöpfer betont, dass zusätzlich die Asylverfahren in Österreich deutlich beschleunigt werden müssten. Aber: Geltendes Recht sei, dass jeder Flüchtling in Österreich ein faires Verfahren bekomme. Man müsse sich jeden Fall im einzelnen ansehen und könne nicht pauschal aufgrund dessen vermeintlich sicherem Herkunftsland ablehnen.

Ebenso wünscht er sich einen Wandel in der medialen Berichterstattung: "Wir haben das Problem, dass überwiegend negativ berichtet wird", sagt er in Hinblick auf Berichte über Straftaten, die Migranten verübt werden. Diese würden aber nicht die breite Masse der angekommenen Menschen repräsentieren. "Es wäre schön, wenn auch darüber berichtet würde, wenn Integration gelingt. […] Es gibt tausende von Beispielen", so Schöpfer abschließend.

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