Rendi oder Dosko– so viele stehen wirklich hinter ihnen

Nach dem Paukenschlag in der SPÖ gibt es nun eine Reihe offener Fragen zum Votum zwischen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Erst zum zweiten Mal gibt es eine solche Abstimmung: Bei der letzten stand nur Rendi-Wagner zur Wahl, sie stellte somit die Vertrauensfrage. Das damalige Ergebnis von 71,4 Prozent stärkte ihre Position nicht unbedingt. Seither hat sich jedoch einiges geändert. 

Durften bei der letzten Abstimmung 2020 noch 158.000 Mitglieder ihrer Stimme Ausdruck verleihen, so ist aktuell nicht zu hundert Prozent klar, wie viele es sind. Ex-Bundesgeschäftsführer Max Lercher meint dazu im "Ö1"-Abendjournal am Donnerstag: "Ich schätze, wir sind jetzt bei 140.000". Mit nur einem Knopfdruck ließe sich feststellen "wer hat bezahlt und wer nicht". "Heute" hat diese Recherche unternommen.

Wien noch knapp größte Landesgruppe

Stimmberechtigt sind dieses Mal nämlich nur jene Mitglieder, die zumindest seit einem Jahr ihre Beiträge eingezahlt haben. Der Altersdurchschnitt dürfte laut Lercher bei ungefähr 63 Jahren liegen. Damit werden die Sozialdemokraten ihrem Image als Partei mit einer alternden – böse Zungen würden "aussterbenden" sagen – Basis gerecht. 

Rendi hat Wien, Dosko NÖ und Burgenland

Überraschenderweise ist Niederösterreich mit rund 32.000 Mitgliedern schon beinahe die stärkste Landesgruppe. Das "weite Land" dürfte mehrheitlich zu Hans Peter Doskozil tendieren. Obwohl Wien – klar Team Rendi-Wagner – seit Jahren ein Geheimnis aus den Zahlen macht, liegt die einst mit Abstand größte Landesgruppe mit rund 34.000 Mitgliedern auch weiterhin an der Spitze. Von den teilweise kolportierten 60.000 Mitgliedern sind die Wiener Sozialdemokraten jedoch mittlerweile weit entfernt.

Zwist über Zeitpunkt

Auf die zwei stärksten Landesgruppen folgt Oberösterreich (23.000, unentschieden), dann kommen die Steiermark (18.500, gespalten) und Doskozils Burgenland (11.900). Nach Kärnten (11.000, ebenfalls gespalten) und Salzburg (4.600, Team Dosko) fallen die Zahlen deutlich ab: Die Tiroler und Vorarlberger Landesparteien können gemeinsam nicht einmal 4.000 Mitglieder vorweisen. Zu wem sie tendieren, ist völlig offen.

Ein Streitpunkt bleibt weiterhin der Zeitpunkt der richtungsweisenden Abstimmung: Während Herausforderer Doskozil gerne die Salzburger Landtagswahlen (23. April) abwarten würde, drückt Amtsinhabern Rendi-Wagner naturgemäß aufs Tempo. Auch hinsichtlich der Organisation und Kontrolle der Wahl gibt es Uneinigkeiten innerhalb der Partei. Rendi gab an, dass Parteimanager Christian Deutsch "federführend" sein werde. Dagegen äußert sich aus den Ländern jedoch massiver Widerstand. 

Wer steht auf wessen Seite?

Weiters muss erst entschieden werden, welche Frage(n) den Mitgliedern überhaupt gestellt werden. Auch bei der Formulierung der Fragen spießt es sich noch. Zur Klärung der Details tagt das Präsidium im Laufe der nächsten Woche – Genaueres ist noch nicht bekannt. 

Sobald die Details stehen, wird die Intensiv-Phase der Mobilisierung beginnen. Einige Landesorganisationen und Lager sind schon heute einigermaßen klar zu verorten, die Gunst der anderen gilt es für die beiden Kontrahenten in der Zeit bis zur Abstimmung zu gewinnen. Einig sind sich die beiden zumindest bei einer Sache: Das Ergebnis müsse von allen, inklusive der Parteigremien, anstandslos akzeptiert werden.