Lambiase packt aus
Red-Bull-Mann über Verstappen: "Davor habe ich Angst"
Formel-1-Star Max Verstappen ist besonders ehrgeizig. Das zeigt auch der Funkverkehr mit seinem Ingenieur Gianpiero Lambiase. Der sprach nun Klartext.
"Sie sind wir ein altes Ehepaar" – das wird Red-Bull-Berater Helmut Marko nicht müde zu betonen, wenn der Grazer auf den teils harschen Funkverkehr zwischen dem Dreifach-Weltmeister aus den Niederlanden und seinem langjährigen Renningenieur Lambiase angesprochen wird. Die teils heftigen Konversationen haben dafür gesorgt, dass der italienisch-britische Renningenieur beinahe so populär wurde, wie sein Schützling Verstappen selbst.
Obwohl sich Verstappen und Lambiase immer wieder am Funk anschnauzen, bilden die beiden ein eingespieltes und höchsterfolgreiches Team. Nun packte Lambiase über die Zusammenarbeit mit dem Niederländer aus. "Es gibt so viele Rennen und wir sind gezwungen, so viel Zeit gemeinsam zu verbringen, es wäre unfair, von Max zu verlangen, noch mehr Zeit mit mir zu verbringen", sagte Lambiase, der seit 2018 an Verstappens Seite ist, im Podcast "Talking Bulls", in dem der 43-Jährige gemeinsam mit dem Niederländer Fragen beantwortete. "Wir sehen uns öfter, als wir unsere Familien – du deine Frau, ich meine Freundin – sehen", fügte Verstappen an.
Deshalb kann es am Funk durchaus einmal knatschen, andererseits werden die Worte des jeweils anderen aber auch nicht auf die Waagschale gelegt. "Es ist natürlich, dass wir uns nach so vielen Jahren in- und auswendig kennen und wissen, was den anderen kitzelt. Ich denke, wir wissen, wie wir aus einer schwierigen Situation herauskommen", erzählte der Ingenieur, der die Zusammenarbeit in den ersten drei Jahren als Beispiel nahm. "Als unser Auto noch nicht konkurrenzfähig war, konnte man seine Frustration darüber sehen, dass er nicht in der Lage war, um den Titel mitzufahren. Da hatten wir ein paar Auf und Abs", erklärte Lambiase. "2021 war so intensiv, unsere Beziehung ist richtig einzementiert worden. Er ist mein kleiner Bruder", so der 43-Jährige.
Lambiase-Angst
Trotz alledem fand Lambiase auch kritische Worte über den Niederländer, enthüllte sogar eine Befürchtung, die der Renningenieur in der Zusammenarbeit mit dem Dreifach-Weltmeister hat. "Meine größte Angst ist der Moment, wenn wir wieder größere Konkurrenz haben und wir nicht jedes Rennen gewinnen. Man sieht ja, wie er mich gerade behandelt, dabei gewinnen wir jedes Rennen", meinte Lambiase, sorgte bei Verstappen damit für Gelächter. "Du Armer", so der der Red-Bull-Star. "Ich habe beim Team mit 18 Jahren angefangen, jetzt bin ich 26. Ich bin als Person gewachsen. Wenn ich heute auf meine ersten Rennen zurückschaue, denke ich mir: ,Oh mein Gott´", antwortete der Niederländer, der 17 von 20 ausgetragenen Saisonrennen gewinnen konnte.
Gleichzeitig unterstrich der Dreifach-Weltmeister, dass er einfach schlecht verlieren kann. "Ich bin immernoch verärgert, wenn Dinge nicht gut laufen – sogar in meiner dominanten Saison. So ist es auch bei GP (Lambiases Spitzname, Anm.), wir wollen immer gewinnen und alles so perfekt wie möglich machen. Auch wenn niemand perfekt ist", meinte der Red-Bull-Star.
"Verstappen? Unersättlich"
Der Grund für die Funk-Auseinandersetzungen der letzten Monate war demnach häufig der Perfektionismus, der beide antreibt, meinte Verstappen. "Natürlich haben wir manchmal einen Streit, aber das liegt daran, dass wir unbedingt gewinne wollen. Wir wollen nicht nach einem Wochenende sagen: ,Oh, wie hätten wir es besser machen können?´ Das regt uns immernoch auf – was ich gut finde, denn wenn man diesen Antrieb nicht hat, dann stimmt etwas nicht", so der Seiger von bereits 52 Formel-1-Rennen.
Lambiase erzählte dann, dass er einmal gefragt wurde, mit welchem Wort er Verstappen beschreiben würde: "Unersättlich. Und das gilt für mich auch, egal, wieviele Rennen wir gewinnen oder wieviele Titel wir holen. Die Latte ist so hoch, wir sind solche Perfektionisten, dass nichts gut genug sein kann", so Lambiase.