Politik

Politik-Experte über Wut-Video: "Passt nicht zusammen"

Politik-Experte Peter Filzmaier analysiert das Wut-Video von Karl Nehammer: "Das ist ganz sicher nicht der Stil eines Staatsmannes."

Newsdesk Heute
Auch Politik-Experte Peter Filzmaier sieht das Kanzler-Video kritisch.
Auch Politik-Experte Peter Filzmaier sieht das Kanzler-Video kritisch.
Helmut Graf, Franz Neumayr / picturedesk.com

Das Wut-Video von Kanzler Karl Nehammer schlägt weiterhin hohe Wellen. Über soziale Netzwerke hatte sich am Mittwochabend ein Clip verbreitet, der den ÖVP-Chef bei einem Gespräch mit Parteifreunden in Hallein zeigt.

Dabei will der ÖVP-Chef unter anderem Kindern, die von Armut gefährdet sind, Hamburger schmackhaft machen. Weiters schimpft er in dem über 6 Minuten langen Video auch über Arbeitslose. "Wenn i z'wenig Göd hab', geh i mehr arbeiten", so Nehammer zudem über teuerungsgeplagte Bürger. Einer der Funktionäre filmte die Skandal-Rede mit.

Das Wut-Video von Kanzler Nehammer in voller Länge:

Der umstrittene Auftritt fand bereits im Juli statt, verbreitete sich aber erst jetzt in den sozialen Kanälen und sorgt landesweit für Empörung.

Opposition kritisiert den Kanzler scharf. "Nehammer vergiftet und spaltet das Land. Er haut hin auf Leute, die schwer arbeiten", sagt etwa SPÖ-Chef Andreas Babler. Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl findet drastische Worte: "Ein Politiker, der derart empathielos, abgehoben, eiskalt und eine derartige Verachtung für die armutsgeplagten Menschen an den Tag legt, ist für den Job als Bundeskanzler ungeeignet."

Nehammer: "Ich stehe dazu, dass sich Leistung lohnen muss"

Nehammer selbst verteidigt sich: "Ich stehe dazu, dass sich Leistung lohnen muss und ich stehe auch dazu, dass Eltern eine Fürsorgepflicht für ihre Kinder haben. Ich bleibe dabei, dass Selbstbestimmung und Eigenverantwortung wichtig sind", betonte er in einer Videobotschaft am Donnerstag. Bei jenen Familien, die nicht zurechtkämen, greife das soziale Netz.

Laut Nehammer würde die ÖVP derzeit für Österreich harte Arbeit leisten, während die anderen Parteien bereits im Wahlkampfmodus sind.

Der Bundeskanzler erhält dabei auch Unterstützung aus der ÖVP. Familienministerin Susanne Raab meinte gegenüber "Ö3", sie sei irritiert über den Aufschrei, wenn man anspreche, dass etwa die Debatte über Kinderarmut in Österreich "nicht ganz faktenbasiert" geführt werde.

Im "Ö1-Morgenjournal" analysierte Politik-Experte Peter Filzmaier: "Bei Teilen der ÖVP kommt das Video ja gut an, das ist wenig überraschend. Nehammer stellt sich und die Funktionäre als Leistungsträger dar und alle anderen als Nichtsnutzer, die mehr arbeiten sollen."

"Für einen Kanzler sicher nicht der richtige Ton"

So etwa fragte sich ein ÖVP-Bürgermeister aus Niederösterreich: "Mit was genau habe der Kanzler unrecht?" Doch auch Filzmaier sieht die Rede von Nehammer kritisch: "Für einen Kanzler ist das sicher nicht der richtige Ton und ganz sicher nicht der Stil eines Staatsmannes."

Inhaltlich gehe es laut dem Politik-Experten um den Gegensatz zwischen rechts und links: Leistungsgerechtigkeit vs. Chancengerechtigkeit.

"Wahlkampfstrategisch kann Nehammer damit ÖVP-Klientel ansprechen, dennoch widerspricht die Rede seinen... Er hat immer wieder betont, dass der nicht polarisieren möchte und das passt nicht zusammen."

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