Gesundheit

Pilot wird in 7 km Höhe aus Flugzeug gesogen – überlebt

Während des Fluges bricht ein Fenster im Cockpit und saugt den Piloten aus seinem Sitz. Nur Dank seiner Kollegen überlebt er.

Sabine Primes
Der Unfall wurde in einer TV-Serie nachgestellt. 
Der Unfall wurde in einer TV-Serie nachgestellt. 

Es klingt wie ein Horrorfilm, ist aber tatsächlich passiert: Bei einem Routineflug von Birmingham (England) nach Malaga (Spanien), zerbrach eines er sechs Cockpitfenster der Maschine und kostet den British Airways-Kapitän Tim Lancaster fast das Leben.

"Mayday! Mayday!"

Durch die Dekompression (einen Druckabfall in der Kabine) wurde Pilot Lancaster aus dem Fenster gesogen, während die Wucht auch die Cockpittür aus den Angeln hob und den Flugbegleiter Nigel Ogden fast zu Boden warf. Glücklicherweise konnte der Flugbegleiter die Beine des Kapitäns gerade noch rechtzeitig festhalten. So konnte er zwar verhindern, dass Lancaster in den Tod stürzte, begann langsam aber selbst aus dem Fenster zu rutschen. Ihn konnte wiederum John Heward, ein Mitglied der Kabinenbesatzung, am Gürtel festhalten. Kurz darauf schnallte sich ein anderer Flugbegleiter auf dem Pilotensitz fest und hielt die Menschenkette nieder. In der Zwischenzeit war Lancaster auf der Außenseite des Flugzeugs dem unglaublichen Wind und Kälte ausgesetzt und kämpfte in sieben Kilometern Höhe um sein Leben – während der Co-Pilot die Steuerung übernahm und "Mayday! Mayday!" ins Funkgerät brüllte. 

"Diesen Anblick werde ich nie vergessen"

Flugbegleiter Ogden erzählte im Nachhinein: "Ich drehte mich um und sah, dass die vordere Windschutzscheibe verschwunden war und Tim, der Pilot, durch sie hindurchging. Er war aus seinem Sicherheitsgurt gesaugt worden und ich konnte nur noch seine Beine sehen. Ich sprang über die Steuersäule und packte ihn an der Taille, um zu verhindern, dass er komplett rausfliegt. Sein Hemd war ihm vom Rücken gerissen worden, und sein Körper war nach oben gekrümmt und lag zusammengekauert auf dem Dach des Flugzeugs. Seine Beine waren nach vorne geklemmt, so dass der Autopilot nicht mehr funktionierte, und die Flugzeugtür lag auf den Steuerelementen, so dass das Flugzeug mit fast 650 km/h durch den Himmel nach unten raste. Ich dachte, ich würde ihn verlieren, aber er landete in einer U-Form um die Fenster gebogen. Sein Gesicht schlug gegen das Fenster, Blut kam aus seiner Nase und der Seite seines Kopfes, seine Arme schlugen um sich. Am erschreckendsten war, dass seine Augen weit aufgerissen waren. Diesen Anblick werde ich nie vergessen, solange ich lebe."

Knochenbrüche und Erfrierungen

Co-Pilot Atchinson gelang es, das Flugzeug unter Kontrolle zu bringen und die Maschine auf dem Flughafen Southampton zu landen, wo die Besatzung von den Rettungsdiensten empfangen wurde. Noch unglaublicher ist, dass Lancaster die Katastrophe überlebte. 20 Minuten befand er sich außerhalb des Flugzeugs bei -17 Grad und 600 km/h. Er erlitt mehrere Knochenbrüche und Erfrierungen, von denen er sich vollständig erholen konnte. Fünf Monate nach dem Unfall trat er seinen Dienst wieder an.
Untersuchungen ergaben, dass bei der Wartung der Windschutzscheibe die falsche Schraubengröße verwendet worden war, wodurch nicht 100-prozentige Stabilität gewährleistet war.

Die schockierende Geschichte war Gegenstand des Dokumentarfilms "Air Crash Investigation - Blow Out", in dem die Geschehnisse nachgestellt wurden. Doch nun haben Lancaster und seine Crew auf Twitter erneut Berühmtheit erlangt: User teilten die Screenshots der Nachstellung.

An der Unterhaltung teilnehmen