Gibt Gesundheitsminister zu
Paxlovid-Engpass für Rauch "nicht absehbar"
Der Paxlovid-Engpass am Ende des Vorjahres hat zu massiver Kritik an Österreichs Gesundheitspolitik geführt. Jetzt gibt der Minister Auskunft.
Die SPÖ wirft der Bundesregierung "Planungsversagen bei wichtigen Covid-19-Medikamenten" vor. Auslöser: der Engpass bei Paxlovid Ende des vergangenen Jahres („Heute“ berichtete). Der Nationalratsabgeordnete Mario Lindner hat deshalb eine parlamentarische Anfrage an Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gestellt.
Frage nach Konsequenzen
Sie enthält zehn Fragen, etwa wie es zu dieser Versorgungslücke kommen konnte, welche Konsequenzen das Ministerium aus der Sache zu ziehen gedenkt oder wieso das Ressort als "Ankaufs- und Verteilungsstelle dieses Medikaments keinen Überblick darüber hat, wie viele Packungen sich wo in Österreich befinden und wo genau diese fehlen". Jetzt liegt die Antwort von Rauch vor. Und die hat es in sich.
"Die im Dezember 2023 einlangenden Informationen darüber, dass bei einigen Apotheken kein Paxlovid mehr vorrätig wäre, waren in Zusammenschau mit den dem Ressort vorliegenden Daten weder absehbar, noch schlüssig nachvollziehbar", muss der Minister zugeben. Denn laut Monitoring- und Reportingsystem hätte mit Stichtag 30. November "noch ein ausreichender Bestand vorhanden" sein sollen.
"Umgehende" Nachbeschaffung
Nach dem Erhalt der Informationen über den Engpass habe man aber "umgehend" 18.300 zusätzliche "Behandlungseinheiten" beschafft, gibt der Minister an. Dieser Beschaffungsvorgang sei Mitte Dezember erfolgreich abgeschlossen worden. Damit sei Paxlovid noch vor den Feiertagen wieder flächendeckend in den Apotheken zur Verfügung gestanden.
Die Bilder des Tages
Rauch erläutert aber auch Grundsätzliches: So habe das Gesundheitsministerium im Februar 2022 ein substanzielles Kontingent Paxlovid beim Zulassungsinhaber Pfizer Österreich beschafft. "Diese Arzneispezialität war auf andere Weise, insbesondere über die regulären, etablierten Prozesse des Arzneimittelsektors, für den österreichischen Markt nicht verfügbar", so der Minister weiter. Der Beschaffungsvorgang sei federführend durch den COVID-19-Krisenstab des Ministeriums abgewickelt worden. Im Hinblick auf die zu beschaffende Menge an Behandlungseinheiten habe sich das Ressort auf die Fachexpertise des Therapieboards des Obersten Sanitätsrates gestützt.
„Der genaue Inhalt des Vertrags unterliegt der Vertraulichkeit, zu der sich Österreich verpflichtet hat.“
Antworten schuldig bleibt Rauch etwa auf die Fragen, wie viele Packungen Paxlovid seit Beginn der Verfügbarkeit des Medikaments in Österreich ausgegeben wurden, und wann welche Anzahl an Packungen angekauft und an Apotheken und Spitäler ausgeliefert wurde. In der Beantwortung heißt es dazu wörtlich: "Der genaue Inhalt des Vertrags unterliegt der Vertraulichkeit, zu der sich auch Österreich als Vertragspartner verpflichtet hat, daher können Fragen zu konkreten Vertragsbestimmungen oder solche, die Rückschlüsse auf diese zulassen, nicht beantwortet werden."
Immerhin lässt uns Rauch wissen, wie es jetzt mit dem Medikament weitergeht: "Beginnend ab Februar 2024 wird Paxlovid im Erstattungskodex der Sozialversicherung gelistet sein, wodurch die Apotheken das Medikament über die regulären, etablierten Prozesse bestellen und für die Abgabe an Patientinnen und Patienten vorrätig halten können."
Auf den Punkt gebracht
- Der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch gibt zu, dass der Engpass bei Paxlovid Ende des Vorjahres nicht absehbar war und betont, dass das Ministerium umgehend zusätzliche Behandlungseinheiten beschafft hat, um das Medikament wieder flächendeckend in den Apotheken verfügbar zu machen
- Rauch bleibt jedoch einige Antworten schuldig, wie beispielsweise die Anzahl der ausgegebenen Paxlovid-Packungen oder die Details des Beschaffungsvertrags, und gibt an, dass Paxlovid ab Februar 2024 im Erstattungskodex der Sozialversicherung gelistet sein wird