In Apotheke ausgegeben
Infizierter Wiener erhält abgelaufene Corona-Tabletten
Nach einem Hürdenlauf ergatterte ein Unternehmer noch eine Packung Paxlovid. Die war allerdings abgelaufen. Warum sie abgegeben werden darf.
Der Weg zu einer Packung Paxlovid gestaltet sich aktuell extrem schwierig. Denn in vielen Apotheken ist das Covid-19-Medikament nicht verfügbar. Diese Erfahrung machte auch ein Wiener, der mehrere Apotheken erfolglos durchtelefonierte. Nach längerer Suche konnte er doch noch eine Packung in einer Apotheke in Ottakring auftreiben. Daheim erlebte er allerdings eine Überraschung: Das Medikament ist bereits im März 2023 abgelaufen. "Heute" fragte im Gesundheitsministerium nach, ob und wenn ja, warum es trotzdem ausgegeben werden darf. Die Auflösung:
Ablaufdatum zwei Mal verlängert
Die EU-Kommission habe das Ablaufdatum insgesamt zwei Mal verlängert. Daher seien sämtliche Dosen, die derzeit in Österreich vorrätig sind, bis Jänner 2024 haltbar, erklärt eine Sprecherin. Ob in Brüssel über eine erneute Verlängerung nachgedacht wird, kann man im Ministerium derzeit nicht sagen. "Darüber haben wir aktuell keine Informationen."
Vernichtung droht
Kommt es nicht zu einer solchen erneuten Verlängerung des Ablaufdatums, müssten die übrig gebliebenen Packungen vernichtet werden. Um wie viele Dosen es sich dabei handelt, ist allerdings nicht bekannt. Fest steht: Bevor die Haltbarkeit durch die EU verlängert wurde, seien bereits rund 4.600 abgelaufene Packungen "fachgerecht entsorgt" worden, wie die Apothekerkammer berichtet.
Das Gesundheitsministerium hat indes gestern den Vertrag über eine neue Lieferung von 18.000 Packungen abgeschlossen. "Der Hersteller Pfizer kann die nötigen Stückzahlen unmittelbar liefern", sagt Minister Johannes Rauch (Grüne) zu "Heute". Die Lieferung werde bereits "in den nächsten Tagen in allen österreichischen Apotheken verfügbar sein", verspricht er. Die Beschaffung soll diesmal nach dem tatsächlichen Bedarf in Tranchen erfolgen, so Rauch weiter. Ab 1. Februar werde dann die Abrechnung wie geplant über die Sozialversicherung erfolgen.
Ab dann ist Paxlovid wie jedes andere Medikament gegen Rezeptgebühr erhältlich. Empfohlen ist es für Personen mit erhöhtem Risiko für eine schwere Corona-Erkrankung. Voraussetzung ist lediglich eine ärztliche Verschreibung nach einem positiven Corona-Test. Spannend: Laut Insidern ist einer der Gründe für den derzeitigen Engpass, dass ein solcher Test nicht immer verlangt worden sei und Ärzte das Medikament "auf Vorrat" verschrieben hätten.
„Von der Apothekerkammer erwarte ich Belege über den Verbleib aller gelieferten Packungen.“
Rauch erneuert seine Kritik an der Apothekerkammer in Sachen Paxlovid-Engpass: "Von der Apothekerkammer erwarte ich Belege über den Verbleib aller gelieferten Packungen. Bisher haben wir zwei verschiedene Erklärungen erhalten. Jeder Nachweis dafür fehlt aber. Dass in Österreich ein so wichtiges Medikament fehlt, weil Abrechnungen unvollständig sind, ist nicht zu akzeptieren. Das habe ich der Apothekerkammer bereits sehr deutlich gemacht."