Kritik reißt nicht ab
"Parteiausschluss" – roter Stadtchef unter Beschuss
Er kommt nicht zur Ruhe: Trotz Brucknerhaus-Affäre bleibt Klaus Luger vorerst Linzer Bürgermeister. Vielen Genossen schmeckt das gar nicht.
Bis Mittwochabend musste Luger zittern. Dann wurde bekannt, dass ihm die Linzer Partei einstimmig das Vertrauen ausgesprochen hat. Er ist also weiter Bürgermeister. Aber: Den Vorsitz im Aufsichtsrat des Brucknerhauses und die Rolle als Eigentümervertreter der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) nimmt der Politiker nicht mehr wahr.
Die städtischen Genossen mögen – zumindest nach außen – hinter ihrem Vorsitzenden stehen. Aber: In der SPÖ gehen dennoch die Wogen hoch.
"Wer unterstützt einen Parteiausschluss von Klaus Luger?", fragt mit Physiker und Kabarettist Werner Gruber ein prominenter Roter auf Facebook. Der Post hat an die 100 aufgeregte Kommentare. "Ich auf alle Fälle", antwortet eine Userin.
„Ein weiterer Sargnagel der Sozialdemokratie.“
"Ich nicht", meint ein Poster. Denn: "Er soll Rückgrat zeigen und zurücktreten." "Ein weiterer Sargnagel der Sozialdemokratie", kommentiert ein anderer. Ein weiterer Mann dagegen: "Kein Ausschluss. Sind jetzt schon so wenig."
Auch einer der streitbarsten oberösterreichischen Sozialdemokraten hat sich in die Debatte eingeschaltet: "Unverantwortliches Verhalten der Bezirksfunktionäre gegenüber der SP Österreich und allen ihren Mitgliedern", schreibt der frühere Landesrat Josef Ackerl. "Wo bleibt der Mut der Jugend? Alle schon karrierekrank?"
„Wo bleibt der Mut der Jugend? Alle schon karrierekrank?“
Der rote Landesgeschäftsführer Florian Koppler hat die Entscheidung pro Luger am Mittwoch vehement verteidigt: Er halte die Reaktionen der Linzer Opposition für "überzogen". "Mehr Sachlichkeit und weniger Sommertheater würden die Kritik glaubwürdiger wirken lassen", so Koppler.
"Heute" hat Landesparteichef Landesrat Michael Lindner um eine Reaktion ersucht. Aus seinem Büro hieß es nur knapp: Es gebe bis auf Weiteres keinen Kommentar.
Geschobene Bestellung: Fragen zugespielt
Zur Vorgeschichte: Im März war bekanntgeworden, dass die Bestellung des Chefs des Linzer Brucknerhauses, Dietmar Kerschbaum, geschoben worden sein soll. Ihm waren im Vorfeld die Fragen der Hearing-Kommission zugespielt worden.
Luger setzte den Manager vor die Tür und kündigte volle Aufklärung an. Diese Woche platzte dann die Bombe: Der Bürgermeister gab überraschend zu, dass er selbst Kerschbaum die Fragen geschickt hat. "Rückblickend habe ich hier einen Fehler gemacht."
Kein Ende der Querelen
Seit Monaten erschüttern die Querelen rund um das Brucknerhaus die Landeshauptstadt. Jetzt sind sie um eine neue schwerwiegende Facette reicher.
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„Mein lieber Klaus. Liebe Grüße an deine Holde.“
Auch verfängliche Chats zwischen den beiden wurden veröffentlicht. Sie zeichnen ein amikales Bild: "Mein lieber Klaus", heißt es da etwa. Und: "Liebe Grüße an Deine Holde".
Alle Stadtparteien, freilich mit Ausnahme der SPÖ, forderten daraufhin seinen Rücktritt. Sie bezichtigten ihn der Lüge. Rufe nach einer Neuwahl und einer strafrechtlichen Prüfung wurden laut.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Trotz massiver Kritik und Vorwürfen hat die Linzer SPÖ einstimmig das Vertrauen in den Bürgermeister Klaus Luger ausgesprochen
- Dennoch bleiben die Wogen in der Partei hoch, mit einigen Mitgliedern, die einen Parteiausschluss fordern und Rücktrittsrufe laut werden
- Die Affäre um die Bestellung des Chefs des Linzer Brucknerhauses und die Veröffentlichung von verfänglichen Chats belasten weiterhin die Situation