Skandal ums Brucknerhaus

Manager gefeuert – schwere Vorwürfe gegen Politikerin

Jetzt ist es fix: Der schon länger freigestellte Manager des Brucknerhauses fliegt raus. Unterdessen werden Vorwürfe gegen eine Politikerin erhoben.

Tobias Prietzel
Manager gefeuert – schwere Vorwürfe gegen Politikerin
Das Lachen dürfte Dietmar Kerschbaum vergangen sein: Der Brucknerhaus-Chef ist jetzt endgültig weg.
fotokerschi.at

Die Vorwürfe waren massiv: Die Bestellung von Dietmar Kerschbaum (54), ohnehin von Anfang umstritten, soll geschoben worden sein. Im März wurde bekannt, dass er 2017 die Fragen der Hearing-Kommission bereits vorab erhalten habe.

Kerschbaum wurde schließlich in Zwangsurlaub geschickt. Die Liste der Kritikpunkte ist lang. Was wohl am schwersten wiegt: so genannte Insich-Geschäfte Kerschbaums mit sich selbst bzw. mit seiner Ehefrau. Dazu kommen Deals mit Firmen und Vereinen, in denen Kerschbaum Funktionen ausübt bzw. die ihm nahestehen.

Üppiges Gehalt, fetter Zuverdienst

Der gebürtige Burgenländer dürfte also ordentlich dazuverdient haben. Dabei war sein kolportiertes Gehalt als Chef des Brucknerhauses und der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA ohnehin schon üppig: Wie "Heute" aus gut informierten Kreisen erfahren hat, soll sich sein Brutto-Jahressalär auf 200.000 Euro belaufen haben.

Nach Hochkochen der Causa stieg die freie Szene auf die Barrikaden: Laut der Kulturplattform (KUPF) Oberösterreich fehlen den Kreativen angesichts der anhaltenden Teuerung mittlerweile jedes Jahr 700.000 Euro.

Es ist ein Schlag ins Gesicht für uns Kulturarbeiter, zu lesen, wie in der LIVA gewirtschaftet wird.
Thomas Diesenreiter
KUPF-Geschäftsführer

"Es ist ein Schlag ins Gesicht für uns Kulturarbeiter, dann zu lesen, wie in der LIVA gewirtschaftet wird, während uns die Stadt sagt, dass kein Geld da sei", sagte KUPF-Chef Thomas Diesenreiter zu "Heute".

Politikerin schwer belastet
Der Brucknerhaus-Skandal ist nun um eine Facette reicher: Ein Aufsichtsratsmitglied soll unter Missachtung der Compliance-Regeln selbst Aufträge von Kerschbaum erhalten haben, heißt es kryptisch. Es handelt sich dabei um die schwarze Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.
Laut Bürgermeister Luger sei "die Faktenlage eindeutig". Er sieht den Linzer VP-Chef Vizebürgermeister Martin Hajart "an der Reihe, die politische Verantwortung zu übernehmen".
In einer ersten Reaktion zeigt sich Lang-Mayerhofer "schockiert": Mit haltlosen Vorwürfen werde versucht, "von dem eigentlichen Brucknerhaus-Skandal abzulenken".
Als Stadträtin habe sie ein klares Berufsverbot, so die Politikerin. Sie räumt ein, dass sie an der Firma ihre Ehemannes beteiligt ist, der diese operativ führt. Beim bekrittelten Neubau des Brucknerhaus-Kassapults sei ihr Unternehmen vom beauftragten Architekten zu einer Angebotslegung geladen und letztlich als Bestbieter ausgewählt worden.

Steht nun ebenfalls in der Kritik: VP-Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.
Steht nun ebenfalls in der Kritik: VP-Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.
ÖVP Linz

Vergangene Woche wurde außerdem bekannt: Die Causa könnte auch das Gericht beschäftigen. Denn die Prüfer des städtischen Kontrollamtes empfehlen aufgrund der neuen Erkenntnisse, einzelne Sachverhalte der Staatsanwaltschaft zu übermitteln.

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), gleichzeitig LIVA-Aufsichtsratschef, wandte sich einmal mehr von seinem einstigen Vertrauten ab. Der Stadtchef im O-Ton: "Persönlich bin ich enttäuscht, dass hier das Vertrauen dermaßen missbraucht wurde."

Dienstagnachmittag dann die Entscheidung: Der Aufsichtsrat empfiehlt, sich von Kerschbaum "umgehend zu trennen". Laut der Compliance-Prüfung habe der Manager "von inkorrekten Auftragsvergaben profitiert". Das letzte Wort hat die Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding. Sie beschloss am Nachmittag ebenfalls, den Vorstand zu feuern.

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    HEUTE/Helmut Graf; iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Der umstrittene Manager des Brucknerhauses, Dietmar Kerschbaum, wurde vom Aufsichtsrat entlassen, nachdem Vorwürfe wegen fragwürdiger Geschäfte und unangemessener Gehälter aufgekommen waren
    • Die Kritikpunkte umfassen Insich-Geschäfte und Deals mit Firmen, in denen Kerschbaum involviert war
    • Die Entscheidung zur Trennung wurde aufgrund von inkorrekten Auftragsvergaben getroffen, und die endgültige Entscheidung liegt nun bei der Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding
    tob
    Akt.