Riesenwirbel in Linz
Knalleffekt um umstrittenen Manager – er muss gehen
Die Schlinge zog sich immer enger, jetzt steht fest: Nach massiven Vorwürfen wird Dietmar Kerschbaum, Chef des Linzer Brucknerhauses, freigestellt.
Das Konzerthaus am Donauufer hätte heuer eigentlich allen Grund zu feiern: In ganz Oberösterreich wird heuer des 200. Geburtstages von Anton Bruckner, Komponist mit Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus, gedacht. Und das nach ihm benannte Haus wird 50 Jahre alt.
Aber: Gegen den ohnehin umstrittenen künstlerischen Vorstand Kerschbaum werden seit dieser Woche massive Vorwürfe erhoben. Einer der schwer lastenden Kritikpunkte: Laut "Falter" soll die Bestellung des Managers 2017 geschoben worden sein. Er habe die Fragen der Hearing-Kommission vorab erhalten.
Das Linzer Kontrollamt hatte bereits im Vorjahr Mängel aufgedeckt: ein fehlendes Regulativ bei der Vergabe von Freikarten etwa, dazu ein Wildwuchs an Abo-Angeboten bei gleichzeitig stark rückläufigen Zahlen. Was noch für Unmut sorgt: Kerschbaum selbst stand immer wieder, auch mit seiner Frau, auf der Bühne des Brucknerhauses und soll dafür gewaltige Gagen eingeheimst haben.
Rechtliche Prüfung
Nach Bekanntwerden der neuen Vorwürfe rückte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) aus: Er habe eine Rechtsanwaltskanzlei mit einem Gutachten beauftragt. "Die Juristen prüften die Fragestellung, ob ein strafbares Verhalten gesetzt wurde." Später wurde der Stadtchef, der auch Chef des Aufsichtsrates ist, viel deutlicher: Wenn die Vorwürfe nicht entkräftet werden können, sei Kerschbaum nicht mehr tragbar", sagte er in den "OÖN".
Heute, Freitag, befasste sich das Kontrollgremium mit den Anschuldigungen. Das Ergebnis, das nach der Sitzung durchsickerte: Der heftig kritisierte Brucknerhaus-Chef konnte die Vorwürfe nicht ausreichend entkräften und wird bis auf Weiteres vom Dienst freigestellt.
Auch zweiter Geschäftsführer weg
Dann die Überraschung in der anschließenden Pressekonferenz: Nicht nur Kerschbaum muss den Hut nehmen, auch der kaufmännische Vorstand Rainer Stadler, wurde freigestellt. Bürgermeister Luger argumentierte das damit, dass bei vielen Geschäften "das Vier-Augen-Prinzip" gegolten habe.
„Wir arbeiten wirklich unter Zeitdruck.“
Man wolle eine "rasche lückenlose Aufklärung" gewährleisten, es handle sich um "keine Vorverurteilung". Auf einen Zeitraum, wie lange die Prüfungen voraussichtlich dauern werden, wollte sich der Aufsichtsratschef nicht festlegen. Nur so viel: "Wir arbeiten wirklich unter Zeitdruck."
Luger räumte ein, dass es durch die Querelen nun einen Schatten gebe. Und: "Es ist wichtig, dass dieses Haus strahlen kann."
Auf den Punkt gebracht
- Nach massiven Vorwürfen wird Dietmar Kerschbaum, Chef des Linzer Brucknerhauses, freigestellt, die Anschuldigungen gegen ihn konnten nicht entkräftet werden
- Er und seine Frau sollen hohe Gagen für Auftritte auf der Bühne des Brucknerhauses erhalten haben, was zu großem Unmut führte
- Bürgermeister Klaus Luger hat eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragt, um ein mögliches strafbares Verhalten zu prüfen