Umstrittener Besuch

Orbán in Wien – Parteien legen sich mit Rosenkranz an

Dass Nationalratspräsident Walter Rosenkranz ausgerechnet Ungarns Premierminister Viktor Orbán als ersten Gast empfängt, sorgt für Unmut.

Michael Rauhofer-Redl
Orbán in Wien – Parteien legen sich mit Rosenkranz an
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz empfing am Donnerstag (31. Oktober 2024) den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban.
Sabine Hertel

Ein Treffen als Aufreger: Der neue FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz empfing am Vormittag im Parlament als ersten Gast in seiner Amtszeit Ungarns Premier Viktor Orbán. Im Lauf des Tages trifft der umstrittene Fidesz-Politiker auch FPÖ-Chef Herbert Kickl. Später ist er noch zu Gast bei einer Diskussionsveranstaltung mit dem früheren deutschen SPD-Kanzler Gerhard Schröder. Der Besuch geschah auf Bitte Orbáns, wie Rosenkranz jüngst erklärte.

Seit Bekanntwerden des Termins hagelte es heftige Kritik der Parteien im Nationalrat. Am Mittwoch brachte Neos-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger in einem Brief an Rosenkranz diese erneut zum Ausdruck. Sie habe "mit Verwunderung vernommen", dass er den Ungarn-Premier "als ersten Staatsgast" seiner Präsidentschaft empfange. Immerhin sei Orbán ein "Premierminister, der die Werte der liberalen Demokratie mit Füßen tritt, Oppositionsrechte und Minderheitenrechte einschränkt, Medienfreiheit unterdrückt und den Menschen in Ungarn die Freiheit nimmt, selbst zu entscheiden, wie sie leben und wen sie lieben wollen". Die Neos-Chefin appellierte an Rosenkranz, gegenüber Orbán "klar Stellung zu seinem europa- und demokratiefeindlichen Verhalten zu beziehen". In ein ähnliches Horn stieß auch Parteikollege Nikolaus Scherak.

Für die FPÖ rückte Außenpolitiksprecherin Fürst aus: Meinl-Reisingers Brief offenbare "demokratiepolitische Defizite der Neos auf dramatische Art und Weise". Die Demokratie sei bei Walter Rosenkranz "in den besten Händen".

Bilder: Viktor Orbán besucht NR-Präsident Walter Rosenkranz

1/4
Gehe zur Galerie
    Nationalratspräsident Walter Rosenkranz empfing am Donnerstag (31. Oktober 2024) den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.
    Nationalratspräsident Walter Rosenkranz empfing am Donnerstag (31. Oktober 2024) den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.
    Sabine Hertel

    Auch andere Parteien sind verstimmt

    Der rote Verfassungssprecher Jörg Leichtfried wiederum sprach vom "schlechtest möglichen Zeichen", das ein Nationalratspräsident setzen könne. Es sei "der erste echt große Fehler" von Rosenkranz, so der SPÖ-Politiker. Dieser glaubt nicht, dass man Orbánmit kritischen Fragen behelligen würde.

    Von einem "fatalen Signal und Symbol" spricht auch Grünen-Chef Werner Kogler. Es sei "völlig verkehrt" einen "Putin-Haberer" und "Europa-Zerstörer" als ersten Gast zu empfangen. Hier gehe es um demokratische Grundfragen. "Wir werden massiv dagegen halten".

    1/64
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS

      Auf den Punkt gebracht

      • Der Besuch des ungarischen Premierministers Viktor Orbán in Wien, als erster Gast des neuen FPÖ-Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz, hat heftige Kritik und Unmut bei verschiedenen Parteien im Nationalrat ausgelöst
      • Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und andere Politiker werfen Orbán vor, die Werte der liberalen Demokratie zu untergraben, und fordern von Rosenkranz eine klare Stellungnahme gegen Orbáns antidemokratisches Verhalten
      mrr
      Akt.