Regierung und Experten
Online-Kindesmissbrauch – Gipfel berät Maßnahmen
Am Wochenende ist erneut ein Missbrauchsfall bekannt geworden. Am Mittwoch werden im Kanzleramt Maßnahmen, vor allem im Online-Bereich, beraten.
Seit dem Wochenende ist bekannt, dass nach Florian Teichtmeister erneut ein Schauspieler unter Missbrauchsverdacht steht. Er soll in Wien via Social Media mit Kinderdarstellern und Burschen aus einem Chor sexuelle Kontakte angebahnt haben. Dann soll er sie via Handykamera zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben. Die Polizei hat bereits im Jänner mehrere elektronische Geräte bei dem Mann sichergestellt. Die Ermittlungen laufen.
Regierung bittet ins Bundeskanzleramt
Die Regierung nimmt diesen Fall zum Anlass für einen Kinderschutzgipfel. Familienministerin Susanne Raab und Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (beide ÖVP) laden dazu am Mittwoch ins Bundeskanzleramt. Dort soll mit Kinderschutz-Organisationen und großen Organisationen aus dem ehrenamtlichen Bereich über weitere Maßnahmen im Onlinebereich diskutiert werden.
"Kinder sind das Schützenswerteste unserer Gesellschaft und wer sich an ihnen vergeht, zerstört unschuldige Kinderseelen und muss mit voller Härte bestraft werden", sagt Raab im Vorfeld dieses Gipfels. Nach dem Kinderschutzpaket vergangenes Jahr mit deutlich härteren Strafen für die Täter würden auch heuer die Anstrengungen für mehr Kinderschutz intensiviert, betont sie: "Das Bundeskanzleramt verdoppelt heuer noch einmal die Förderungen für den Kinderschutz – es stehen nun mehr als eine Million Euro für Förderungen zur Verfügung."
Weil die Maßnahmen aber nur dann greifen würden, wenn es eine enge Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure gebe, sei der Kinderschutzgipfel organisiert worden. Die Regierung will dort "jenen zuhören, die direkt mit Betroffenen zu tun haben und neue Konzepte umsetzen – also mit Vertreterinnen und Vertretern von Jugend- und Sportorganisationen sowie Kinderschutzzentren. Denn Kinderschutz geht uns alle an", so Raab.
Eigene Fachstelle gegen sexuelle Gewalt kommt
Bereits in Ausarbeitung ist eine eigene Kinderschutz-Fachstelle gegen sexuelle Gewalt in der digitalen Welt. Die Initiative "Saferinternet.at", die vor allem Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien unterstützt, soll beim Gipfel einen Einblick in diese Aufbauarbeiten geben.
„Kindesmissbrauch findet leider nicht nur in der analogen Welt statt, sondern immer öfter in den sozialen Medien.“
"Aus meiner Sicht müssen wir die Präventionsmaßnahmen zum Schutz unserer Kinder im selben Tempo weiter ausbauen, wie bisher, gerade im Onlinebereich. Denn Kindesmissbrauch findet leider nicht nur in der analogen Welt statt, sondern immer öfter in den sozialen Medien und über Messenger-Dienste. Das neue Projekt von saferinternet.at gegen sexuelle Gewalt in der digitalen Welt wird hier ein ganz zentraler Baustein im Kampf gegen Kindesmissbrauch werden", sagt Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm.
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Mehr Fördergeld für Kinderschutz
Nachdem das Bundeskanzleramt bereits im Jahr 2023 Förderungen im Umfang von 525.000 Euro vergeben hat, wird das Fördervolumen im heurigen Jahr noch einmal deutlich erhöht und mehr als verdoppelt. Das Fördervolumen beträgt heuer demnach 1,2 Millionen Euro, das wird in einer neuen Sonderrichtlinie festgelegt. Gefördert werden sollen insbesondere Organisationen, die Kinderschutzkonzepte umsetzen, aber auch beispielsweise Anlaufstellen für betroffene Kinder und Jugendliche oder Organisationen, die im Gewalt- oder Opferschutzbereich tätig sind.
Gütesiegel für Organisationen kommt
Zudem werden die Österreichischen Kinderschutzzentren und der Verein ECPAT den Fortschritt im Aufbau der "Qualitätssicherungsstelle Kinderschutz" präsentieren. Die unabhängige "Qualitätssicherungsstelle Kinderschutz" wird für die Beratung, Verleihung und Rezertifizierung von Kinderschutzkonzepten zuständig sein.
„Vereine und Organisationen können zukünftig bei dieser Stelle ihre Kinderschutzkonzepte überprüfen und zertifizieren lassen. Das wird jene Organisationen hervorheben, die sich des Themas Kinderschutz intern besonders annehmen. Das soll vor allem auch für Eltern ein Qualitätsmerkmal werden und für Vereine und Organisationen ein sichtbares Zeichen, dass sie sich mit Kinderschutz und Prävention besonders gut auseinandergesetzt haben“, so Plakolm.
Jüngster Fall für Plakolm "widerlich"
Den jüngst bekannt gewordenen Fall bezeichnet sie als "widerlich". "Kindesmissbrauch muss immer mit voller Härte bestraft werden. Ich bin wirklich heilfroh, dass man in Fällen wie diesen bei Verurteilung nie wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeiten darf. Die Strafverschärfungen, die nach zähem Ringen gelungen sind, greifen hier."