Gesundheit

Omikron infiziert 70-mal schneller, aber weniger schwer

Chinesische Forscher konnten in einer Studie feststellen, dass Omikron mehr die Bronchien angreift als die Lunge. Verläufe sind milder.

Sabine Primes
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Die neue Omikron-Variante dürfte weniger krankmachend sein, aber in der Masse trotzdem zu mehr Infektionen und Tode führen.<br>
Die neue Omikron-Variante dürfte weniger krankmachend sein, aber in der Masse trotzdem zu mehr Infektionen und Tode führen.
Getty Images/iStockphoto

Eine Studie unter der Leitung von Forschern der Medizinischen Fakultät der LKS der University of Hong Kong (HKUMed) liefert erste Informationen darüber, wie das neue Omikron die Atemwege der Menschen infiziert. Die Forscher fanden heraus, dass Omikron 70-mal schneller infiziert und vermehrt als die Delta-Variante und die ursprüngliche Wuhan-Variante. Das könnte erklären, warum Omikron möglicherweise schneller zwischen Menschen übertragen wird als frühere Varianten. Ihre Studie zeigte auch, dass die Omikron-Infektion in der Lunge deutlich niedriger ist als beim ursprünglichen SARS-CoV-2, was ein Indikator für eine geringere Schwere der Erkrankung sein könnte. Denn die Variante infiziert hauptsächlich die Bronchien. Die Studie befindet sich derzeit im Peer-Review zur Veröffentlichung.

Infektion in Bronchien und Lunge untersucht

Für die Studie entnahmen der Virologe Michael Chan Chi-wai und seine Kollegen Gewebe aus menschlichen Bronchien – den beiden großen Röhren in den Atemwegen, die Luft in die Lunge bringen. Die Forscher infizierten das Gewebe mit lebenden, sich replizierenden Partikeln des SARS-CoV-2-Virus. Sie verwendeten drei Versionen des Virus: Delta, Omikron und die Ursprungs-Version.

Dann untersuchten die Forscher, wie schnell sich jede Variante durch das Atemgewebe ausbreitete. Innerhalb von 24 Stunden hatte Omikron das Gewebe 70-mal höher infiziert, als bei der Delta-Variante beobachtet wurde.

Chan und seine Kollegen führten die Experimente auch mit Lungengewebe durch. Interessanterweise war Omikron in diesem Gewebe weniger effizient bei der Infektion von Zellen als Delta oder die ursprüngliche Version des Virus.

Schwere der Erkrankung nicht nur von Vervielfältigung des Virus abhängig

"Es ist wichtig zu beachten, dass die Schwere der Erkrankung beim Menschen nicht nur durch die Virusvervielfältigung bestimmt wird, sondern auch durch die Immunantwort des Wirts auf die Infektion, die zu einer Fehlregulation des angeborenen Immunsystems, einem 'Zytokinsturm', führen kann", sagte Dr. Chan.

Zytokine sind Botenstoffe, die bei einer Reaktion des Immunsystems gebildet werden. Durch Zytokine können bestimmte Abwehrzellen aktiviert werden. Zytokine haben Effekte auf Entzündungsprozesse, Bakterienvermehrung und die Entstehung von Krebs.

Eine Zytokinsturm ist eine potentiell lebensgefährliche Entgleisung des Immunsystems, bei der es zu einer sich selbst verstärkenden Rückkoppelung zwischen Zytokinen und Immunzellen kommt.
Die genauen pathogenetischen Ursachen eines Zytokinsturms sind zur Zeit (2019) noch unklar. Wahrscheinlich entsteht er durch eine extreme Empfindlichkeit des Immunsystems gegenüber bestimmten Proteinen. In der Folge schütten T-Zellen und Makrophagen ungebremst Zytokine wie TNF-alpha, Interleukin-1 oder Interleukin-6 aus, die im Gewebe eine massive Entzündungsreaktion hervorrufen.
Ein Zytokinsturm kann in Rahmen von infektiösen und nicht-infektiösen Erkrankungen auftreten, z.B. bei COVID-19.

"Es wird auch darauf hingewiesen, dass ein sehr infektiöses Virus durch die Infektion von viel mehr Menschen zu schwereren Krankheiten und zum Tod führen kann, obwohl das Virus selbst möglicherweise weniger krankmachend ist. Zusammen mit unseren jüngsten Studien, die zeigen, dass die Omikron-Variante der Immunität durch Impfstoffe und vergangene Infektionen teilweise entkommen kann, ist die Gesamtbedrohung der Omikron-Variante daher wahrscheinlich sehr bedeutend."