Politik

ÖVP feiert sich – und erntet dafür Hohn und Spott

Die ÖVP lässt sich feiern, weil die hohe Inflation von 9 auf geschätzt 8 Prozent zurückging. Oder würde es gerne, das Volk sieht das nämlich anders.

Rene Findenig
Die ÖVP-Spitze würde sich gerne feiern lassen – nur die Bürger spielen nicht mit.
Die ÖVP-Spitze würde sich gerne feiern lassen – nur die Bürger spielen nicht mit.
Helmut Graf

Die Statistik Austria geht in ihrer Schnellschätzung von einem Inflationswert von acht Prozent für den Juni aus. Im Mai betrug die Inflation noch neun Prozent. Aber: Österreich liegt noch immer weit über dem Schnitt des Euroraums (5,5 Prozent), Spanien kommt auf nur 1,6 Prozent, Belgien auf 4,2, Italien auf 6,7 und Deutschland auf 6,8. Allzu gut steht Österreich also trotzdem nicht da. Bei der ÖVP klingt das jedoch in einem Twitter-Posting vom Freitag so: "Dank unserer konsequenten Regierungspolitik ist die Inflation im Juni 2023 auf 8 Prozent gesunken."

Und: "Das ist das Ergebnis effektiver Maßnahmen, die unser Bundeskanzler Karl Nehammer mit seinem Team für Österreich ergriffen hat. Wir sind auf dem richtigen Weg, die Inflation weiter zu senken und für eine stabile Wirtschaft zu sorgen." Während sich die ÖVP am liebsten feiern lassen würde, ist dem Volk aber gar nicht danach zumute. Zumindest legen dies die Kommentare auf den Tweet nahe, die von Unverständnis über Ratlosigkeit bis hin zu Spott und Häme reichen. Fast 700 Antworten gab es bereits nach wenigen Stunden, positive war keine einzige Sicht.

"Für wie deppert haltets ihr uns eigentlich?"

"Für wie deppert haltets ihr uns eigentlich so auf einer Skala von 0-10?", "Dank eurer Untätigkeit bei der Inflationsbekämpfung ist das 6. Monat in Folge Schlusslicht der Euro-12", "Alkohol & Psychopharmaka zeigen ihre Wirkung" oder "Ihr spuckt der Bevölkerung mit diesem Tweet so richtig ins Gesicht und seid auch noch stolz drauf. Was stimmt mit euch nicht?" sind noch die freundlichsten der Reaktionen. Oder: "Das muss man auch erst einmal schaffen. Wir haben die höchste Inflation in Relation zu vergleichbaren europäischen Ländern und die ÖVP verkündet das als Erfolg."

Rückgang durch Preise für Treibstoffe und Heizöl

"Der Rückgang geht in erster Linie darauf zurück, dass die Preise für Treibstoffe und Heizöl im Vergleich zum Juni des Vorjahres deutlich gesunken sind. Darüber hinaus haben sich die anhaltend hohen Preissteigerungen in der Gastronomie, bei Haushaltsenergie und bei Nahrungsmitteln im Juni weiter leicht abgeschwächt", sagt indes Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Während der Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Vorjahresmonat um acht Prozent gestiegen ist, sind es im Vergleich zum Vormonat "nur" 0,5 Prozent.