Nach Wahl im Herbst

Noch einmal Türkis-Grün? Nehammer mit Ansage

Trotz des Gewessler-Krachs habe man "viele Krisen bewältigt". Kanzler Nehammer schließt eine türkis-grüne Neuauflage nicht aus. Alles sei offen.

Roman Palman
Noch einmal Türkis-Grün? Nehammer mit Ansage
"Immer eine sehr ordentliche Zusammenarbeit": Werner Kogler (Grüne) und Karl Nehammer (ÖVP) beim Handshake im Nationalrat. Archivbild.
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Im Interview mit der ServusTV-Sendung "Blickwechsel" spricht Bundeskanzler Karl Nehammer Donnerstagnacht erstmals ausführlich über die aktuelle Koalitionskrise nach dem Alleingang von Umweltministerin Leonore Gewessler bei der EU-Renaturierungsabstimmung.

Für die türkise Verfassungsministerin Karoline Edtstadler haben sich die Grünen damit als erneuter Koalitionspartner "disqualifiziert". Ihr Chef sieht das offenbar etwas anders. Trotz des Vertrauensverlustes will Nehammer im TV-Talk eine erneute Koalition mit den Grünen nicht ausschließen.

"Viele Krisen gemeinsam bewältigt"

"Wäre das die ganze Zeit so gewesen wie jetzt, [...] dann ist ein verantwortungsvolles Regieren und schwere Entscheidungen treffen nicht möglich", erklärt der VP-Chef seine Haltung: "Das war aber in den letzten viereinhalb Jahren nicht immer so, sondern wir haben, glaube ich, gemeinsam sehr viele Krisen gemeinsam auch bewältigt."

Später hieß es aus dem Kanzleramt: "Der Bundeskanzler schließt eine Koalition weder aus noch ein, sondern stellt klar, dass die Wählerinnen und Wähler am 29.9. das Wort haben." Sollte er gewählt werden, werde er seine Erfahrungen in die Regierungsbildung einfließen lassen.

Mit Vizekanzler Werner Kogler habe er "immer eine sehr ordentliche Zusammenarbeit" gehabt. Man habe sich gegenseitig das Versprechen gegeben, bis zum Wahltag zu kooperieren.

Gewessler wirft der Kanzler derweil vor, dass sie sich "über das Recht erhebt" und "politischen Aktionismus" betreibt. Ob Ersteres wirklich zutrifft, müssen erst Gerichte entscheiden. "Der Rechtsweg ist eingeleitet", bis zu seinem Ende gilt die Unschuldsvermutung. "Alles andere wird sich dann am 29. September zeigen", schließt Nehammer das Kapitel Türkis-Grün (vorläufig).

Leonore Gewessler dürfte jedenfalls ein Spaltpilz für ein solches Unterfangen bleiben. Sie steht auf Platz 2 der Grünen Liste zur Nationalratswahl direkt hinter Kogler, will am liebsten noch einmal Umweltministerin werden, jedenfalls aber in der Politik bleiben: "Ich bleibe an jeder Stelle, wo die Grünen mich brauchen können." Die ÖVP würde bei einer solchen Wiederbesetzung wohl in gröbste Erklärungsnot gegenüber ihrer Bauernbasis kommen.

Mit Kickl nicht, mit den Blauen schon

Gegenüber den Blauen als möglichen Koalitionspartner bleibt der VP-Chef hart: "Ich schließe die Person Herbert Kickl in der Regierungszusammenarbeit aus." Diesen und sein Spitzenteam, will Nehammer links liegen lassen. Er sucht offenbar das Gespräch mit anderen in der Freiheitlichen Partei: "Ich bin in Verbindung mit sehr vielen, aus meiner Sicht vernünftigen FPÖ-Politikern." Und eben wegen dieser verorteten Vernunft in den unteren Rängen habe er "die FPÖ nicht ausgeschlossen".

Die machen zumindest aktuell keinerlei Anstalten, von ihrem Chef abzurücken. Der blaue General Christian Hafenecker wischte erst Mittwochnacht in der ZIB2 die Möglichkeit vom Tisch, dass Kickl nicht Teil einer FP-beteiligten Regierung sein könnte. "Das ist ausgeschlossen".

Probleme mit Migranten in Schulen

Neben möglichen Regierungskonstellationen wurde auch die Probleme an den heimischen Schulen zum Thema. Nehammer möchte die Zuwanderung ins Schulsystem "in den Mittelpunkt der politischen Diskussion stellen". Es sei "nicht hinzunehmen", wenn Schüler wegen ihres Glaubens eingeschüchtert und Lehrer öffentlich angegriffen würden. "Und wenn die Sicherheit in der Schule nicht gewährleistet ist, dann sind das alles ernstzunehmende Themen."

Über Arbeiten in der Pension

Nehammer: "Wir hören sehr oft die Klage von Menschen, die sagen: Ich fühle mich noch fit genug. Mein Arbeitgeber will auch haben, dass ich bleibe. Aber wenn ich mein gesetzliches Pensionsantrittsalter erreicht habe, dann lohnt es sich nicht für mich, das zu tun. Wir müssen den Fleiß der Menschen belohnen. Wir müssen wieder sichtbar machen, dass die Fleißigen in unserem Land diejenigen sind, die dieses schöne Land, in dem wir leben, tatsächlich ermöglichen."

Das ganze Gespräch Donnerstagabend bei "Blickwechsel. Das Nachrichtenmagazin", ab 21.10 Uhr, live bei ServusTV und ServusTV On.

Die Bilder des Tages

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • ÖVP-Chef Karl Nehammer schließt eine türkis-grüne Neuauflage im Herbst nicht aus, trotz der Koalitionskrise nach dem Alleingang von Umweltministerin Leonore Gewessler
    • Er betont, dass man viele Krisen gemeinsam bewältigt habe und eine erneute Koalition mit den Grünen nicht ausschließen will
    • Gegenüber den Blauen bleibt Nehammer hart und schließt eine Regierungszusammenarbeit mit Herbert Kickl aus, während er das Gespräch mit vernünftigen FPÖ-Politikern sucht
    • Außerdem thematisiert er die Probleme an den Schulen und spricht sich für die Belohnung des Fleißes der Menschen aus
    rcp
    Akt.